Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod auf der Koppel

Tod auf der Koppel

Titel: Tod auf der Koppel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
Vom Netzwerk:
hat die Flasche mit dem Wasserstoffsuperoxyd gefunden. Er hat sich Fatal Ladys weiße Fesseln ganz genau angesehen. Er ist bereits im Bild, was passiert ist. Ich habe ihm erzählt, daß Sie über Ned so wütend waren. Middleton weiß, warum: weil niemand ahnen sollte, welches Pferd sich hinter >Mermaid< verbirgt. Er ist von selbst darauf gekommen, wie die Dinge zusammenhängen. Jetzt ist er zu Inspektor Wright gefahren; Sie können jede Minute hier sein. Auch wenn Sie mich erschießen, nutzt Ihnen das nichts mehr; Sie sind entlarvt.«
    Er antwortete mit tiefem Schweigen. Dann sagte er mit seltsam verändertem Tonfall: »Jim Middleton? Dafür hat der nicht genügend Verstand. Er würde niemals die Zusammenhänge erkennen. Sie lügen. Denn bis jetzt haben Sie selber die Wahrheit nicht gewußt. Und ohne die Katze hätten Sie sie nie entdeckt.«
    »Die Sache mit der Katze war nur noch das I-Tüpfelchen, das mich vollends überzeugt hat«, log sie verzweifelt weiter. »Ich habe Jim nicht glauben wollen, als er behauptete, das Pferd in unserem Stall sei Fatal Lady. Aber er wußte es genau. Er kennt sich mit Pferden aus. Jim können Sie nichts vormachen, und Inspektor Wright ebenfalls nicht. Simon wird man nicht hängen — Sie wird man an den Galgen bringen, und Fatal Lady gehört dann Simon. Für Simon wird sie Preis um Preis gewinnen, nicht für Sie.«
    Die Stille, die ihren atemlos hervorgestoßenen Worten folgte, war entsetzlich. »Jetzt bin ich zu weit gegangen«, dachte sie. »Gleich wird er die Box aufreißen und mich über den Haufen schießen. Ich muß ihm einreden, daß es für ihn keine Hoffnung mehr gibt.« Sie sprach fester, als sie fortfuhr: »Schon ehe er die Flasche mit dem Wasserstoffsuperoxyd fand, war Jim mißtrauisch geworden. Er hat seinen Verdacht auch Inspektor Wright gegenüber geäußert. Haben Sie gewußt, daß Jim heute morgen Fatal Lady beim Training beobachtet hat? Er stand hinter Ihnen auf der Anhöhe, so daß Sie ihn nicht sehen konnten. An ihrem Galopp hat er Fatal Lady wiedererkannt. Und als er dann die Flasche mit dem Wasserstoffsuperoxyd entdeckte, war ihm klar, woher die weißen Fesseln stammten. Er ist gerade dabei, die Polizei von seinen Entdeckungen zu unterrichten. Sie wird gleich hier sein.«
    Ein entsetzlicher Schrei zerriß die Stille, ein tierischer Schrei voller Wut und Angst, Verzweiflung und Irrsinn. Sara hörte, wie Fatal Lady in ihrem Stall unruhig wurde. Dann herrschte abermals Stille. Und schließlich hörte sie ihn wieder reden, noch rascher, noch unheimlicher als zuvor.
    »Sie werden gleich hier sein! Sie wissen alles! Jetzt ist alles aus. Das Pferd. Der Preis.« Er stammelte zusammenhanglose Worte und schien dabei eine eifrige Tätigkeit zu entwickeln. Papier raschelte, Holzscheite klapperten, dann spürte sie den ekelhaften Geruch von Heizöl.
    »Aber dann ist alles gleich. Alles soll verbrennen, nichts soll übrigbleiben. Noch mehr Öl. An die Stallwand. Sollen sie doch beide verbrennen, das neugierige Mädchen, das mich verraten hat, und das Pferd! Wenn ich Fatal Lady nicht haben kann, soll sie auch kein anderer bekommen. Für niemand soll sie einen Preis erringen, für niemand!«
    Sara fühlte sich einer Ohnmacht nahe. Offensichtlich wollte er den Stall in Brand stecken, und sie und das Pferd sollten in den Flammen umkommen, er selbst dazu. Sie hörte, wie das Feuer knisterte, sie nahm den beißenden Geruch des ölgetränkten Holzes wahr. Sie sah, wie ein Rauchfaden durch die Türritze drang.
    Sie verlor die Beherrschung und hämmerte wie wild an die Tür der Box und an die Wände. »Lassen Sie mich raus!« schrie sie. »Sie dürfen mich nicht verbrennen! Denken Sie an Fatal Lady! An ihre Siege. Sie dürfen dieses wunderbare Pferd nicht umbringen. Sie ist unschuldig. Und ich bin auch unschuldig.«
    Sie hörte, wie er draußen kicherte und flüsterte, und sie erstarrte. Jetzt war sie in der Gewalt eines Geisteskranken. Es war unsinnig, aber sie war im Grund froh, daß zwischen dem Mörder und ihr eine feste Wand war, obwohl diese langsam zu brennen begann. Es mußte doch endlich jemand kommen! So konnte sie doch nicht ums Leben kommen!
    Dann überkam sie völlige Erschöpfung. Sie war allein, hilflos. Sie kauerte sich in die äußerste Ecke der Box, möglichst weit von der Tür entfernt, durch deren Ritzen der Qualm drang. Sie mußte husten, und die Tränen liefen ihr übers Gesicht. In der Nachbarbox begann Fatal Lady laut zu wiehern. Im nächsten Augenblick mußte

Weitere Kostenlose Bücher