Tod auf der Venus
und deutete durch das wirre Grün.
»Halleluja!« schrie Chet.
Sie waren da.
Im Mittelpunkt einer kleinen Lichtung stand ein Landefahrzeug, dessen Schnauze in die Wolken deutete. Und um dieses Landefahrzeug herum war ein kleines Lager aufgebaut. Vorräte lagerten in sauberen Stapeln, und drei Zelte standen da. Aber die Zelte standen so hintereinander, daß die beiden Astronauten nicht hineinschauen konnten. Sie bemerkten kein Lebenszeichen, und Chet vermutete, die Russen müßten auf einem Forschungsausflug im Dschungel sein.
Doch dann besah er sich das Landefahrzeug ein wenig gründlicher und bemerkte daneben eine Bewegung.
»Schau mal, liegt da nicht ein Mann darunter?« fragte er Quincy.
»Aber ganz gewiß ist das ein Mann«, antwortete dieser.
Zwischen den Landestelzen lag ausgestreckt ein Mann. Die Gestalt bewegte sich ein wenig, so etwa, als kämpfe sie, um eine der Stützen zu erreichen. Dann sah Chet eine Leiter aus dem Landefahrzeug hängen, und die versuchte der Mann zu finden.
Chet und Quincy wühlten sich durch die dichte Vegetation und kamen laut schreiend auf die Lichtung gestürmt.
13.
Sie knieten neben der liegenden Gestalt nieder. Der Mann sah sie mit gepeinigten Augen an.
»Amerikanski?« flüsterte er.
»Ja, wir sind Amerikaner«, antwortete Chet. »Was ist denn los?«
»Hat man euch mit Medizinen geschickt?« Der Russe hatte hohes Fieber. Seine Haut brannte, und seine Augen glänzten unnatürlich. Er hatte seine ganze Kraft aufgeboten, um sich auf die Neuankömmlinge zu konzentrieren und mit ihnen sprechen zu können.
»Ich habe Medizinen dabei«, erwiderte Chet. »Meinst du das? Und um welches Problem geht es?«
»Penicillin nix gut«, krächzte der Russe. Seine Lippen waren trocken und aufgesprungen. Er winkte matt in die Richtung der Zelte. »Sie – tot«, flüsterte er, und dann fiel sein Kopf zurück, und er war ohnmächtig.
Die Astronauten legten ihre Harnische ab, so daß sie sich ungehindert bewegen konnten. Chet nahm den Behälter mit den Medikamenten, brach den Verschluß auf und prüfte den Inhalt. Er war kein Arzt und konnte daher kaum eine Krankheit diagnostizieren. Man hatte ihn geschult, Verletzungen zu behandeln, mehr nicht.
Aber er wußte, daß eines der wirksamsten Antibiotika, die je entwickelt wurden, Septrin war; es war eine Kombination neu entdeckter Chemikalien und alterprobter Sulfonamide. Beide Bestandteile waren ausgezeichnete Bakterizide, und die Kombination dieser Stoffe vervielfachte deren Wirkung noch. Septrin drang mit unvorstellbarer Geschwindigkeit in entzündetes Gewebe vor und war absolut frei von schädlichen Nebenwirkungen, hatte auch keine allergischen Reaktionen zur Folge wie etwa das Penicillin bei manchen Menschen oder ihm verwandte Antibiotika.
Chet hatte keine Ahnung, was der Mann meinte, als er sagte, das Penicillin sei »nix gut«. Es konnte heißen, daß Penicillin bei seiner Krankheit unwirksam geblieben war, oder daß er es nicht vertrug. In beiden Fällen konnte man Septrin ohne Bedenken anwenden. Ob es etwas nützte, würde sich bald herausstellen, aber Chet hatte ja keine Alternative. Septrin war das einzige wirksame Antibiotikum, das er hatte.
Quincy entblößte einen Oberschenkel des bewußtlosen Russen, und Chet füllte eine Injektionsspritze mit der anderthalbfachen Normaldosis. Dann stieß er die Nadel in das Fleisch des Kranken. Danach spritzte er noch ein Beruhigungsmittel. Er stellte sich vor, wenn der Kosmonaut schon eine Weile allein im Lager war und nur zwei Leichen zur Gesellschaft hatte, dann mußte er vor Sorge und Verzweiflung fast außer sich sein. Das hohe Fieber hatte sicher seine körperlichen Reserven fast restlos aufgezehrt, und da war es besser, wenn der arme Kerl schlief, während das Septrin seine Arbeit tat.
Sie machten es ihm so gemütlich wie möglich, befeuchteten ihm die Lippen und legten die Decke über ihn, die er mit sich herumgezogen hatte. Dann standen sie auf.
»Was kann nur mit ihm los sein?« fragte Quincy.
»Ich glaube, mit all dem Grünzeug hier ist auch eine Ladung Bakterien von der Erde mitgekommen. In ein paar Stunden wissen wir, ob das Septrin etwas nützt.«
Sie schauten sich im Lager um und kamen zu der Überzeugung, daß die Russen von der Krankheit erst dann überfallen worden waren, als sie ihr Lager aufgebaut hatten. Das Ausrüstungsmaterial war sauber gestapelt, aber noch nicht ausgepackt. Zwei der Zelte enthielten die toten Kosmonauten. Um sie herum lagen leere
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