Tod aus dem Meer
Dascha, die als letzte kam, verfing sich beim Abstieg
mit der Hand in einer Spalte und schrie kurz auf. Wütend schüttelte sie ihre
schmerzende Hand und betrachtete sie dann. Natürlich hatte sie sich einen
schnitt zugefügt, der auch noch dreckig war. Also ging sie wortlos zum Wasser,
auch wenn es brennen würde wie Hölle, wenigstens sauber machen musste sie die
Stelle ja. Während sich die anderen also umschauten, wusch sich Dascha mit
zusammengebissenen Zähnen die Stelle aus, als ihr etwas im Wasser auffiel. Es
lag nicht weit von ihr weg und sah komisch trüb aus, leicht gräulich und
unförmig. Die Wellen zogen zwar an dem Objekt, bekamen es aber nicht wieder
zurück. Sie ging hin, hob das etwas auf und betrachtete es eingehend. Zuerst
wollte sie es wegwerfen, weil sie es für einen Ast mit einem Knubbel an einem
ende hielt. Doch dann wurde ihr bewusst, was sie da in der Hand hielt. Sie
kreischte auf, dass es in den Ohren wehtat, und schleuderte es Richtung Strand,
bloß weg von sich. Geistesgegenwärtig fing Koko das Objekt aus der Luft,
während Emily schnell zu Dascha lief und sie versuchte zu beruhigen.
Währenddessen schauten sich Koko und Kyle das Objekt genauer an und wurden
blass. „Ist das wirklich ein ...?“, fragte Dascha ängstlich. Langsam traten sie
und Emily zu den anderen beiden zurück und Koko gab den Gegensand an Emily
weiter. „Das ist ... ein Knochen“, stellte sie fest. Blass und mit großen
ängstlichen Augen schauten sich die vier an. „Ich ... will hier weg“, brach
Dascha das Schweigen und kletterte diesmal voran Richtung des Strandabschnitts,
wo das Wrack stand. Sie konnte erkennen wie Kira und ein paar andere Schüler
auf dem Wrack ihnen entgegenschauten. Plötzlich hörte sie gleichzeitig über
sich ein flattern und Erschrockene aufschreie vom Wrack aus. Geistesgegenwärtig
lies sie sich fallen, drehte sich dabei, zog ihre Kamera hinaus und drückte auf
den Auslöser. Dann stand sie wieder auf und lief den anderen hinterher, die
sich offensichtlich ins Innere des Wracks zurückzogen.
Nachdem alle eine Weile schweigend im
Rumpf gesessen hatten, gingen die Schüler verstört einer nach dem anderen. Sie
waren sich alle sicher, kurz eine geflügelte Gestalt gesehen zu haben, die aber
eben so schnell wie sie aufgetaucht war, wieder hinter den Klippen verschwunden
ist. Übrig blieben Kira, Koko, Dascha und Emily. Kyle schob das erlebte auf zu
viel Bier und war gegangen. „Jetzt glauben wir euch ... was habt ihr schon
herausgefunden oder gesammelt?“, fragte Kira mit einer Mischung aus Angst und
Neugier. „Also wir haben zwei Federn von denen wir aber nicht wissen zu was die
gehören, das Knochenstück und ... Dascha, das Foto! Zeig es mal!“ Dascha zog
ihre Kamera hervor, schaltete sie ein und zeigte das letzte Bild an. Enttäuscht
gab sie die Kamera weiter. „Ich hätte den Blitz einschalten sollen ... man
sieht nur irgendwas Schwarzes, was auch ein Vogel sein könnte“ Die Mädchen
schauten sich an. „Also eigentlich müssten wir etwas sagen“, sagte Emily
zögerlich. „Das glaubt uns doch keiner“, wandte Koko ein. Schweigen. Dann stand
Emily auf, nahm die Kamera, die Federn und das Knochenstück. „Mir egal was ihr
macht, ICH werde jetzt den Leiter aus seinem Bett holen und mit ihm sprechen.
Wir haben hier ein gefiedertes Viech, das scheinbar unsere Mitschüler tötet! Da
kann ich nicht ruhig bleiben!“, sagte sie bestimmt und ging zurück ins
Internat. Dascha folgte ihr.
Dascha stand neben der Tür des
Leiters an die Wand gelehnt und wartete auf Emily. Diese hatte darauf bestanden
alleine hinein zu gehen und so zu tun als wäre der Trip zum Strand alleine auf
ihren Mist gewachsen und sie hätte Dascha nur anschließend geweckt, um zu
vermeiden, dass diese ebenfalls ärger für einen nächtlichen Ausflug kassieren
würde. Während Dascha also wartete, dachte sie über das gesehene und geschehene
nach. Dieses geflügelte Etwas machte ihr Angst und ging nicht wieder aus ihrem
Kopf heraus. Was zur Hölle war das für ein Ding, das nachts am Strand lauerte,
Jungs verschwinden ließ und Federn hinterließ, deren Ursprung nicht
festzustellen war? Und warum lies dieses Wesen die Mädchen in Ruhe? Sie waren
ja direkt unter dem Wesen, aber diesesmal ist es geflohen, statt sich ein Opfer
zu schnappen. Auch der vergessene Blitz regte sie auf. Konnte sie den
eigentlich auch mal etwas richtig machen? Alles, was sie anpackte, ging
irgendwie schief. Das einzig Positive an dem
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