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Tod den Unsterblichen

Tod den Unsterblichen

Titel: Tod den Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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Vergnügen, eine ehrwürdige Autorität in einem Spiel für junge Männer zu sein. Es war eine merkwürdige Tatsache in der Mathematik, daß fast alle großen Mathematiker ihre beste Arbeit leisteten, ehe sie dreißig waren. Und die meisten von ihnen hatten sich, wie Carl, in ihren späteren Jahren anderen Interessengebieten zugewandt.
    Jemand öffnete die Tür, und der Chor aus dem Studio brandete herein:
     
    Ist abgeschlossen »M« durch Subtraktion.
    Bestimmt ein Modul hier den Ton.
     
    Master Carl drehte sich stirnrunzelnd und eisig um. Egerd! Er fragte donnernd: »Was ist eine Teilmenge, die mit einer Multiplikation abgeschlossen wird?«
    Egerd zuckte zwar zusammen, sagte aber: »Ein Vektor, Master Carl. Es steht in der vierten Strophe. Sir, ich möchte …«
    »Sowohl mit einer Addition als auch mit einer Subtraktion abgeschlossen?«
    »Eine zyklische Gruppe, Sir. Kann ich Sie einen Augenblick sprechen?«
    Carl brummte.
    »Wie Sie sehen, habe ich meine Lektion gelernt, Master Carl.«
    Er hätte noch mehr gesagt, aber Carl blieb streng. »Das ist keine Entschuldigung, Egerd, ohne Erlaubnis das Seminar zu verlassen. Das mußt du wissen. Es mag dir zwar so vorkommen, daß du imstande bist, die Mengentheorie zu begreifen, indem du Bücher studierst. Aber da irrst du dich. Ein Mathematiker muß diese einfachen klassischen Fakten und Definitionen genausogut wissen, wie er weiß, daß der Februar achtundzwanzig Tage hat, und zwar mit Hilfe der gleichen Methode. Durch Mnemotechnik! Ich kann dir versichern, daß du nie ein erstklassiger Mathematiker wirst, wenn du Vorlesungen schwänzt.«
    »Ja, Sir. Das ist es ja. Ich möchte umsatteln. Sobald ich aus Südamerika zurück bin, wenn es Ihnen recht ist, Sir.«
    Master Carl war völlig entsetzt.
    Das hier war keine Frage der Disziplin, das erkannte er sofort. Carl betrachtete Egerds Abwendung von der Mathematik nicht als großen Verlust für die Mathematik. Aber er empfand Mitleid mit dem Jungen selbst. »So. Und auf was willst du umsatteln?«
    »Auf Medizin, Sir. Ich habe mich dazu entschlossen.« Er fügte hinzu: »Sie werden sicher verstehen, warum, Master Carl. Ich bin nicht besonders begabt für diese Sache hier.«
    Carl verstand es nicht, würde es nie verstehen. Er war jedoch schon vor langem zu dem Schluß gekommen, daß es bei seinen Studenten Dinge gab, die man nicht zu verstehen brauchte. Seine Studenten zeigten viele Facetten; ihn interessierte nur eine. Sie waren wie jene Papiermuster, mit denen die schwachköpfigen Topologiestudenten spielten, Hexahexaflexagons, Konstruktionen, die bei jedem Knick neue Seiten in verblüffender Vielfalt zeigten. Er sagte betrübt: »Also gut, ich werde deinen Abgang unterschreiben.« Sein Blick wurde finster, als er sah, daß Egerd ihm das bereits ausgefüllte Formular reichte; dieser Junge war übertrieben eifrig.
    Die Tür öffnete sich nochmals.
    Master Carl hielt, die Feder in der Hand, inne. »Was ist denn jetzt schon wieder?« Er erkannte den Mann – vage –, es war dieser aufdringliche Kerl von den Freien Künsten. Der Name war ihm entfallen, aber er war ein Sexautor. Und außerdem ganz aufgeregt.
    Der Mann sagte: »Entschuldigung. Es tut mir leid. Mein Name ist Farley. Ich bin Master Cornuts …«
    »Sie sind ein Sexautor. Dagegen habe ich nichts. Aber ich habe etwas dagegen, in meinem Privatleben gestört zu werden.« Obwohl das auch nicht ganz stimmte. Master Carl war prüde genug (vielleicht weil er weiberscheu genug war), um zu spüren, daß die privaten Beziehungen zwischen Männern und Frauen nicht von den Schriften der Sexautoren oder der, wie sie früher genannt wurden, Eheberater inspiriert werden sollten. Er hätte nie einen engagiert, und er ärgerte sich über Cornut.
    Wie sich herausstellte, hätte auch Cornut das nie getan. »Ich war ein Hochzeitsgeschenk«, erklärte Farley, »und deshalb suchte ich heute morgen Cornut mit einem Dreißig-Tage-Entwurf auf. Ich benutze keine Standardmodelle; ich glaube an individuelle Beratung. Deshalb hielt ich es für ratsam, den männlichen Partner unverzüglich zu interviewen, denn, wie Sie wissen …«
    Egerd schaltete sich verzweifelt ein: »Master Carl. Bitte unterschreiben Sie meinen Wechsel.«
    Der Ausdruck seiner Augen war beredter als seine Worte. Das Flexagon zeigte eine andere Seite, und diesmal konnte Carl das Muster erkennen. Er nickte und schrieb seinen Namen unter den Wisch. Es war völlig klar, daß Egerds Gründe, aus der Nähe von Locille und Master

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