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Tod den Unsterblichen

Tod den Unsterblichen

Titel: Tod den Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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Mutter und für Roger, wie Cornut zu seinem Erstaunen sah, eine der Fahnen, die die Eingeborenen bei sich gehabt hatten. Es war Cornut nie in den Sinn gekommen, daß man Geschenke mitbringen sollte, geschweige denn so teure Geschenke wie irgendeine Eingeborenenarbeit; diese Dinge waren sehr gefragt als Gesprächsstoff. Aber er war dankbar darüber. Auch hier war die Fahne ein Gesprächsstoff, und er brauchte einen. Locilles Mutter trug Kaffee und Kuchen auf, und Cornut unterhielt sie mit seiner Südseereise.
    Freilich erwähnte er nicht seine Bewußtlosigkeit am Straßenrand; und er konnte den Blick nicht von Roger abwenden.
    Locilles Bruder war ein hünenhafter junger Mann, größer als Cornut, mit einem freundlichen Ausdruck und stumpfen Augen. Ihm wurde kein Kaffee angeboten, und den Kuchen lehnte er ab; er saß da, betrachtete Cornut, befühlte den verschlissenen Stoff seines Geschenks, roch sogar daran, rieb ihn an sein Gesicht. Cornut fand ihn verwirrend. Außer den Ureinwohnern und einer Handvoll klinischer Fälle zur Untersuchung gab es auf dem Campus keinen einzigen Menschen mit einem I. Q. unter hundertvierzig, und Cornut hatte keinerlei Erfahrung mit Schwachsinnigen. Der Junge konnte sprechen – tat es aber meistens nicht – und verzog, obwohl er zu verstehen schien, was Cornut sagte, niemals die Miene.
    Das lag daran, daß Roger sich nicht besonders für das interessierte, was Cornut sagte. Seine ganze Aufmerksamkeit galt seinem Geschenk. Sobald er es nicht mehr ungehörig fand, entschuldigte er sich und trug es in sein Zimmer.
    Roger war sich bewußt, daß es sehr alt war und von weit her kam; aber das hätte auch etwas aus der vergangenen Woche, aus der Stadt gerade unterhalb des Horizonts sein können; er besaß so gut wie kein Gedächtnis. Was Roger hauptsächlich an der Fahne beschäftigte, war, daß sie eine hübsche Farbe hatte.
    Er hängte sie mit magnetischen Klammern an die Wand seines Zimmers, trat nachdenklich zurück, entfernte die Klammern und befestigte sie näher bei seinem Bett. Da stand er und betrachtete sie, weil es ihn irgendwie befriedigte, dort zu stehen und sie zu betrachten.
    Draußen war heller Mondschein, aber eine steife Brise fegte von Portugal her über das weite Meer. Der Wellengang war hoch, und das Druckluftgehämmer und das Klappern der sich öffnenden und schließenden Ventile hallte durch den Texas, wobei ein Lärm den anderen noch verstärkte. Im anderen Zimmer fiel jedem das Reden schwer. (Cornut fühlte sich immer unbehaglicher.) Aber Roger störte es nicht. Seit dem Tage, an dem sein eigener Schädel eine Ecke seines Gehirns zermalmt hatte, störte eigentlich Roger nichts mehr.
    Aber die Fahne gefiel ihm. Nachdem er sie zehn Minuten angestarrt hatte, nahm er die Magnete, mit denen sie befestigt war, wieder ab, faltete sie und legte sie unter sein Kissen. Vor Freude lächelnd ging er ins andere Zimmer zurück, um dem neuen Mann seiner Schwester gute Nacht zu sagen.
     

10
     
    Master Carl knipste das Bitte-nicht-stören-Zeichen an seiner Tür an und öffnete die Rollwand, die seine kleine Dunkelkammer vor den flüchtigen Blicken der Studentenhaushälterinnen verbarg. Er schämte sich nicht des Hobbys, das ihn in der Dunkelkammer arbeiten ließ; es ging sie nur nichts an. Carl schämte sich keiner der Dinge, die er tat. Sein Zimmer bewies das; es trug den Stempel all seiner Interessengebiete. Auf drei Brettern standen halbgelöste und vergessene Schachprobleme, deren Figuren ein Dutzend Studentenzimmermädchengenerationen hochgehoben, abgestaubt und wieder hingestellt hatten. An den creme- und lilafarbenen Wänden hingen eingerahmte Reproduktionen minoischer Szenen und Inschriften, die zehnjährigen Überreste seiner statistischen Untersuchung der Grammatik in Liniatur B. Ein Karton, der einst zwei Dutzend Sätze von Rhine-Karten enthalten hatte (und immer noch fünf ungeöffnete enthielt), zeugte von den zwei Jahren, die er damit verbracht hatte, um zu seiner eigenen Genugtuung ein für allemal zu demonstrieren, daß Telepathie unmöglich war.
    Der Beweis beruhte auf einer Analogie, aber Master Carl hatte sich selbst vergewissert, daß die Analogie gültig war. Wenn, nahm er an, telepathische Kommunikation sich unter die allgemeinen Gleichungen der Einheitlichen Feldtheorie einreihen ließ, mußte sie unter eine der zwei möglichen Kategorien darin fallen. Sie konnte modulierbar sein, wie das elektromagnetische Spektrum; oder sie konnte rein quantitativ sein, wie

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