Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)
von ihnen machte sie eigentlich?
Sie oder Jana Tempel?
War sie nicht schon viele Tode gestorben? Im Leben und im Film? Warum sich da fürchten vor dem einen großen, von dem sie nicht einmal wusste, ob er endgültig war.
Was hatte sie denn da für Hoffnungen? Jana Tempel schüttelte den Kopf und sah sich dabei im Spiegel zu.
Sie war eine Realistin. Schon als sie noch ganz anders geheißen hatte. Da erst recht.
Sie kannte die Gründe, um derentwillen ihr nach dem Leben getrachtet wurde. Es hatte Zeiten gegeben, in denen sie glaubte, sie seien längst vergessen und vergeben.
Doch es schien, dass die Inkubationszeit für Rache endlos sein konnte.
Nein. Sie hatte dem Kind nichts davon erzählt. Zu früh.
Erst einmal musste sie wissen, wer von ihnen übrig geblieben war. Es konnte kaum sein, dass sie noch alle lebten.
Das Licht hier im Schlafzimmer war ihr zu gefällig. Ein altes Gesicht, das sie gleich einem wahrscheinlich erschreckend jungen Journalisten zeigte, doch es sollte sonst ohne Makel sein. Jana Tempel hatte nie an sich operieren lassen.
Sie nahm den silbernen Handspiegel, der auf dem Nachttisch lag, und ging zum Fenster, um ihrem Gesicht das ganze Tageslicht zuzumuten. Eine Frau von ihrer Schönheit verlor diese Schönheit kaum, auch wenn sie alt war.
Doch leicht fiel es ihr nicht, sich so genau zu betrachten.
Fotos ließe sie heute nicht zu. Sollten sie eines aus dem Archiv nehmen. Wichtig war die Information, dass Jana Tempel in der Stadt war. Eine Weile hatte sie gegrübelt, ob sie durch diese Verkündung in noch größere Gefahr geriet. Doch schützte die Öffentlichkeit sie nicht eher? Die stillen Straßen waren es, die sie meiden musste.
Das Kind hatte angerufen, und einen Freund angekündigt, der ihm zur Seite stehen sollte. Sie hatte nichts dagegen.
Fast war ihr wohler dabei.
Sie hatte die beiden für den Abend eingeladen. Zu dem Chinesen, der jetzt im ehemaligen Jahreszeitenkeller war.
Es lag nicht in ihrer Absicht, das Hotel oft zu verlassen.
Jana Tempel zuckte zusammen, als das Telefon klingelte. Das Zimmermädchen sollte die Glocke leiser stellen.
Sie würde es gleich unten dem Portier sagen, ehe sie den jungen Journalisten empfing.
Die Veröffentlichung des Fotos hatte kaum etwas gebracht.
Eine Frau, die glaubte, ihren seit Jahren vermissten Mann erkannt zu haben, war zu der Kühlschublade in der Rechtsmedizin geführt worden. Doch sie schüttelte den Kopf. Der Tote in der Schublade hatte noch alle zehn Finger. Ihrem Mann, einem Tischler, fehlten zwei.
Pit hatte einen Nachmittag lang mit einer Messerstecherei in der Talstraße zu tun. Zwei hitzköpfige Kurden.
Sie stießen schnell zu, doch sie ließen sich auch leicht fangen. Anders als die Leute, die Kirschwasserflaschen von Ziegler auf dem Kopf eines alten Mannes zerschlugen.
Morgen würden sie noch einmal ihr Glück versuchen. Nicht mehr die große Präsentation, doch wenigstens eine kleine Meldung mit Bild.
Gott sei Dank guckte ihm Jan Kummer heute nicht über die Schulter. Er hatte eine Vermisstensache in Lübeck an sich gerissen. Konnte er gleich eine Runde Segelfliegen.
Pit dachte mit Wehmut an seine Ausflüge nach Brandum im vergangenen Sommer. Wenn auch die Anlässe nicht gerade beglückend gewesen waren, so hatten sie doch Hauke Behn in sein Leben gebracht, einen talentierten Dorfpolizisten, den er gerne an Kummers Stelle gesehen hätte.
Zu dumm, dass er den Kontakt zu Behn nicht gehalten hatte.
Er griff zum Telefon und wählte die noch vertraute Nummer und ließ es lange durchläuten. Das würde dem Kommissariat in Husum kaum gefallen, dass ihr Außenposten in Brandum mal wieder nicht zu erreichen war. Vermutlich buk Behn gerade Pfannkuchen für seinen Sohn Theo. Warum gab er keine Handynummer an? Pit suchte in seinem Notizbuch, doch er fand keine andere Telefonnummer von Hauke Behn.
Wenn er sie auf einem seiner kleinen Zettel notiert hatte, war sie längst zum Papierkügelchen verkommen.
Pit schaute auf seinen Bildschirmschoner, den ihm Silke Kollmorgen als Abschiedsgeschenk heruntergeladen hatte. Eine Stripperin, die die Wäsche, die sie auszog, auf eine lange Leine hängte, um ihm dann nackt zuzuwinken.
Pit gab sein Kennwort ein. Er wollte nachschauen, ob die Münchner Kollegen was geschickt hatten. Der Anzug des toten Obdachlosen war von Max Dietl, Residenzstraße, München gewesen. Lag nahe, dass er ihn aus der Altkleidersammlung hatte oder anderswo abgestaubt.
Er streckte die Schultern durch, als er
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