Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod einer jungen Frau

Tod einer jungen Frau

Titel: Tod einer jungen Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
Finden Sie nicht, daß meine Hüften ein bißchen zu rundlich sind ?«
    »Ich finde sie absolut
vollkommen so wie sie sind«, sagte ich heiser. »Mehr als vollkommen, sie sind —
«
    »Benutzen Sie bloß nicht wieder
dieses schreckliche Wort umarmenswert «, sagte sie
schnell. »Sonst rufe ich Manny an und erzähle ihm die
Wahrheit über Sie .«
    Das Essen war ausgezeichnet und
die Flasche Beaujolais, die ich immer für dringende Notfälle wie diesen hier im
Schlafzimmerschrank aufbewahre, paßte zu dem Steak,
als wäre beides füreinander geschaffen. Ungefähr eine halbe Stunde nach dem
Essen, während der ich mir den Kopf zerbrochen hatte, wie ich uns beide auf
dieselbe Couch brächte, ohne allzu plump vorgehen zu müssen, sagte Sally, sie
wollte schwimmen. Ich sagte, sie sei verrückt. Trotzdem ging sie schwimmen. Ich
wartete finster im Wohnzimmer, weil ich es nicht aushielt, wie sie durch
sportliche Betätigung all die Präliminarien — das gute Essen, das gemütliche
Geplauder und den Alkohol — hinfällig machte. Ungefähr eine Viertelstunde
später kam sie ins Haus zurück und verschwand im Badezimmer, um sich
abzutrocknen. Einen zweiten häßlichen Schock bekam ich, als sie eine weitere
Viertelstunde später ins Wohnzimmer trat, denn sie hatte sich angezogen und das
schien mir im Augenblick ein ausgesprochen schmutziger Trick zu sein.
    Sie trug etwas, das meiner
Ansicht nach das kunstvollste Kleid war, das je geschneidert wurde. Im wesentlichen bestand es aus
schwarzem Krepp und Spitzen, aber der Schneider hatte einfach nicht gewußt,
wann er aufhören sollte. Da waren hinten und vorne flatternde Streifen; eine
unglaublich gekrauste Schleife war unmittelbar unter dem Busen befestigt und um
den Ausschnitt bauschte sich eine Spitze, die jedesmal ,
wenn Sally tief Luft holte, sich wie eine schwarze Menschenmenge bewegte, die
einem Gangster aus der guten alten Zeit ein letztes Lebewohl zuwinkt. Das Ganze
saß zudem nicht allzu gut, es war zu lose um die Taille und zu eng um die
Hüften. Sally kam, um einen Ausdruck der Nonchalance auf dem Gesicht bemüht,
durchs Zimmer und hievte dann sehr sorgfältig ihr Hinterteil auf einen
Barhocker. Sie unternahm einen Versuch, die Beine übereinanderzuschlagen, aber
der allzu enge Rock preßte ihre Schenkel zusammen wie ein Schraubstock. Ein
Ausdruck von Panik erschien auf ihrem Gesicht, als sie offensichtlich
befürchtete, für alle Zeiten in dieser Stellung fixiert zu sein, aber dann
strengte sie sich aufs äußerste an und brachte ihre Schenkel wieder in die alte
Position.
    »Es wäre Ihnen sicher nicht
recht gewesen, wenn ich in einem nassen Bikini umhergewandert wäre, deshalb
habe ich mich umgezogen«, sagte sie beiläufig.
    »Das habe ich bemerkt«, sagte
ich und ging, aus einem plötzlichen, verzweifelten Bedürfnis nach einem Drink
heraus, um die Bar herum.
    »Gefällt Ihnen das Kleid ?«
    »Klar«, sagte ich.
    »Wirklich?«
    »Es gefällt mir gut .«
    »Nein, es gefällt Ihnen in
Wirklichkeit nicht! Warum sind Sie nicht ehrlich und sagen, es gefällt Ihnen
nicht ?«
    »Ich sage Ihnen, es gefällt mir !«
    »Wenn Sie wenigstens so ehrlich
wären und mir sagten, was Ihnen daran nicht gefällt, dann könnte ich es ändern .«
    »Möchten Sie etwas zu trinken
haben ?« erkundigte ich mich vorsichtig.
    »Ja.« Ihre Augen forschten in
den Regalen hinter mir. »Was ist das dort am Ende des zweiten Bords ?«
    Ich folgte der Richtung ihres
Zeigefingers, der heftig die Luft durchbohrte. »Calvados.«
    »Was ist denn das ?«
    »Ein Apfelschnaps.«
    »Das ist genau das Richtige .«
    »Er ist ziemlich stark«, warnte
ich. »Er überfällt einen, wenn man gerade nicht hinschaut .«
    »Was glauben Sie eigentlich,
mit wem Sie’s zu tun haben ?« fragte sie wütend. »Mit
der kleinen Waise Annie, die eine rauschende Nacht im Christlichen Verein
Junger Mädchen erleben will!«
    Ich goß ihr etwas ein und
stellte das Glas vor sie hin. Dann wandte ich mich selbst einem beträchtlichen
Quantum Bourbon auf Eis zu.
    »Der schmeckt mir«, äußerte sie
fünfzehn Sekunden später und schob mir das leere Glas über die Bar weg hin.
»Nochmal was vom selben.«
    Ich füllte erneut ihr Glas und
schob es ihr wieder vor die Nase. Dann stellte ich die Flasche daneben. »Das
vereinfacht die Sache«, sagte ich mürrisch. »So können Sie sich selbst
einschenken und die Zwischenräume zwischen den Drinks verkleinern .«
    »Mir ist gerade etwas
eingefallen .« Ihre violetten Augen glitzerten

Weitere Kostenlose Bücher