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Tod einer jungen Frau

Tod einer jungen Frau

Titel: Tod einer jungen Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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boshaft.
»Sie haben sich das alles gleich von Anfang an ausgedacht, nicht wahr? Deshalb
haben Sie mich auch zum Lunch eingeladen? Sie wollten gar keine Informationen
haben, nur die Möglichkeit, mich als eine Art psychologische Waffe gegen Manny Kruger einzusetzen !«
    »Wie meinen Sie das ?« Ich starrte sie hilflos an.
    »Es war sehr clever. Ein
lausiger, gemeiner, schmutziger, bösartiger Trick, aber clever. Sie haben mich benutzt,
um ihm klar zu machen, daß sich Evan Curran in schrecklicher Gefahr befände,
weil jemand plane, ihn umzubringen. Als dann heute abend genau das geschah, was Sie vorausgesehen hatten, nämlich, daß Sie Ihren
ursprünglichen Auftraggeber verloren, brauchten Sie am Telefon nur sozusagen
auf den psychologischen Auslöser im Gehirn des armen Manny drücken und — presto — gleich hatten Sie ihn als neuen Auftraggeber.«
    »Presto ?« sagte ich mit schwacher Stimme.
    »Das ist nur so ein Ausruf, Mr. Holman , und versuchen Sie nicht, vom Thema
abzulenken. Ich durchschaue Sie und Ihre hinterhältigen Intrigen !«
    »Hinterhältig.« In mir wirbelte
alles durcheinander. »Ich hatte heute beim Lunch keine Ahnung, daß ich meinen
ursprünglichen Auftraggeber verlieren würde«, sagte ich energisch. »Aber ich
wollte, daß sich Manny Sorgen um Evan Curran macht,
weil ich glaubte, daß mir das später alles erleichtern würde, wenn ich ihn um
einen Gefallen angehen müßte. Natürlich habe ich heute abend bei ihm auf den >psychologischen
Auslöser< gedrückt, wie Sie das bezeichnen. Ich wäre ja verrückt, wenn ich
das nicht getan hätte .«
    Sie senkte die Calvadosflasche über ihr leeres Glas und ließ sie dort, bis
es zu zwei Dritteln gefüllt war. »Sie lügen«, sagte sie ruhig. »Sie lügen, was Manny betrifft und Sie lügen, was mein Kleid anbelangt. Sie
sind ein krankhafter Lügner, und wenn Sie nur einmal im Leben die Wahrheit
sagen würden, dann würde ich das bestimmt feststellen können .«
    »Na gut«, knurrte ich. »Ihr
Kleid gefällt mir nicht. Wer immer es geschneidert hat, er gehört in die
nächste Mausefalle gejagt. Es ist so verdammt überladen mit all den Spitzen und
Schleifen und Flatterstreifen, daß es mich nicht überraschen würde, wenn es
sich demnächst selbständig macht. Und noch was — es sitzt nicht einmal richtig!
Und jedesmal , wenn Sie Luft holen, verliert sich Ihr
Gesicht für zwei Minuten in einer Wolke wirbelnder schwarzer Spitze. Die meiste
Zeit über hat man das Gefühl, sich mit einer Sturmwolke zu unterhalten .«
    »Sehen Sie ?« Sie trank einen gewaltigen Schluck Calvados. »Jetzt lügen Sie wieder, bloß weil
Sie glauben, es würde mir gefallen. Also mögen Sie das Kleid eigentlich leiden.
Na gut, mir ist Ihre Ansicht völlig egal, und ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie
Ihre unwesentlichen und unerwünschten Meinungen in Zukunft für sich behielten !« Sie trank rasch noch einen weiteren Schluck. »Ich gehe
jetzt heim. Und als erstes morgen früh werde ich dem armen Mr. Kruger die ganze
Wahrheit über ihre heimtückischen und bösartigen Methoden sagen. Gute Nacht.«
    »Soll ich Ihnen ein Taxi
besorgen ?« fragte ich. »Oder wollen Sie auf Ihrer
schwarzen Spitzenwolke heimfliegen ?«
    Sie saß da, starrte mich eine
Weile intensiv an, und der Ausdruck in ihren Augen wurde von Sekunde zu Sekunde
verzweifelter. Als die Augen schließlich herauszuquellen begannen, konnte ich
es nicht mehr länger aushalten.
    »Wenn Sie gehen wollen, dann
gehen Sie jetzt bitte !« zischte ich.
    »Ich kann mich nicht bewegen«,
sagte sie heiser. »Meine Beine sind gelähmt! Holen Sie mir einen Arzt — einen
Krankenwagen — , irgend was !«
    Ich ging um die Bar herum und
erkannte sofort den Kernpunkt des Problems. Auf dem Barhocker oben hatten sich
ihre Füße ungefähr zehn Zentimeter hoch über dem Boden befunden, und als sie
nun Anstalten traf, hinunterzurutschen, hatte sie den fatalen Fehler begangen,
das eine Bein zuerst hinabgleiten zu lassen, und nun hielt der allzu enge Rock
ihre Schenkel wieder schraubstockartig umfaßt . Ich
griff unter ihre Ellbogen und hob Sally auf den Boden hinunter. »Ist es jetzt
besser ?« fragte ich zuversichtlich.
    Sie stand da, einen Fuß fest
auf dem Boden, den anderen unsicher auf den Zehen balancierend. Ihre Beine
waren nach wie vor in derselben Stellung, in der ich sie vom Barhocker
heruntergehoben hatte. Vermutlich eine psychosomatische Reaktion, dachte ich,
und all der Calvados, den sie zu sich genommen hatte, hatte eine Menge

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