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Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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sah ich in der Dunkelheit nur die verwirrend verwobenen Äste, die im flackernden Licht der Fackeln seltsame Schatten warfen. Dann entdeckte ich drei Silhouetten, die an drei kräftigen Ästen baumelten und sich langsam drehten, als wehte dort oben ein Windhauch, den ich hier unten nicht spüren konnte. Die Gestalten trugen lange weiße Roben, die auf der Brust mit kunstvoller goldener Stickerei verziert waren. Ihre Gesichter waren verzerrt, doch ich erkannte sie trotzdem, zwei alte, ein junges.
    »Die Druiden!« rief ich sehr viel lauter als ich wollte.
    Lovernius ergriff ein Amulett, das um seinen Hals hing, und begann mit einem Ausdruck abergläubischer Panik im Gesicht eine Art Fluch oder Gebet zu stammeln. Die Plänkler waren genauso erregt. Ich faßte seinen Arm.
    »Lovernius«, sagte ich streng, »du bist ein zivilisierter Mensch mit einer römischen Erziehung, kein abergläubischer Wilder. Beherrsche dich!« Allmählich beruhigte er sich wieder.
    »Was hat das zu bedeuten?« wollte ich wissen. »Wer opfert Druiden? Ich dachte, sie wären diejenigen, die für Opferungen zuständig sind!«Ich hegte keinen Zweifel, daß es sich um Ritualmorde handelte. Gewöhnliche Hinrichtungen finden nicht an so entlegenen Orten und unter derart bizarren Umständen statt; der Hain, die Steine, das Feuer, all das roch nach barbarischen religiösen Praktiken.
    »Ich weiß nicht!« sagte Lovernius mit zitternder Stimme. »Ich habe noch nie etwas Vergleichbares gesehen oder auch nur davon gehört. Manchmal... manchmal wird ein Druide gopfert, wenn dem Volk eine schreckliche Katastrophe droht, eine Hungersnot oder so. Doch dann wird der zu opfernde Druide durch das Los bestimmt, und es gibt ein großes Fest. Außerdem stirbt nur einer, und seine Leiche wird in den heiligen Sümpfen versenkt.«
    »Hast du eine Idee, Decius?« fragte Garbo.
    »Absolut keine, Labienus gegenüber werde ich das natürlich nicht zugeben, aber es mangelt mir so sehr an Antworten wie den Bruttiern an Tischmanieren. Du könntest genauso gut einen Ägypter auffordern, in einer Schlacht Mut zu zeigen.«
    »Nein, das erzählst du Labienus wohl besser nicht«, stimmte er mir zu. »Zeig ihm einfach dein überhebliches Grinsen und tu so, als ob du mehr wüßtest, als du zugibst.« Carbo kannte mich sehr gut.
    »Früher oder später werde ich es heraus bekommen«, versicherte ich ihm. »Was die Sache erschwert, ist nur, daß wir es mit Barbaren zu tun haben.«
    »Deswegen habe ich dich ja hierhergeführt, damit du es dir ansiehst.«
    »Und was machen wir jetzt?« fragte ich. »Wir können sie doch nicht einfach da hängen lassen.« Ich glaubte nicht ernsthaft, ihre Geister würden uns verfolgen, wenn sie nicht anständig begraben werden würden, aber ich war nicht in der Stimmung, irgendwelche Risiken einzugehen.
    »Nein, wir sehen zu, daß wir hier verschwinden. Es wird bald hell sein. Wenn es die Helvetier nicht waren, werden sie bald eigene Ermittlungen anstellen. Auf diesem Hügel sah es von weitem die ganze Nacht lang aus wie am ersten Abend der Saturnalien. Die Druiden waren Gallier, sollen sich auch die Gallier darum kümmern.«
    Das war ein ungemein vernünftiger Vorschlag, den wir unverzüglich befolgten. Unsere kleine Gruppe rannte zwar nicht direkt den Hügel hinab, doch wir bewegten uns sehr flink. Wir fanden die Stelle, an der wir unsere Pferde zurückgelassen hatten, und stiegen auf. Wir ritten in gemächlichem Tempo zurück, weil Garbo die Flankier nicht abhängen wollte, ein schätzenswerter Beweis seiner Loyalität, der mir persönlich nicht ganz so wichtig war.
    »War sonst noch jemand dabei, als ihr den Ort entdeckt habt?« fragte ich ihn unterwegs, während ich mich ständig nach einer uns verfolgenden Armee umsah.
    »Keine Menschenseele. Obwohl diejenigen, die diese Tat begangen haben, die Stelle erst kurz vorher verlassen haben müssen. Das Feuer brannte noch hell, so daß ich keine Fackel gebraucht habe, um sie hängen zu sehen.«
    »Ich wünschte, ich könnte bei Tageslicht dorthin zurück kehren, um den Tatort zu untersuchen«, sagte ich. »Aber das werde ich nur tun, wenn Labienus mir die ganze Legion als Schutzwache stellt. Wenn der Hügel komplett umstellt ist, kann ich mich vielleicht auf meine Arbeit konzentrieren.«
    »Damit würde ich nicht rechnen«, meinte Garbo. »Was glaubst du denn, dort finden zu können?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, aber irgend jemand läßt immer was fallen. Vielleicht würde ich einen

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