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Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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erhalten habe.«
    »Ihr kommt diesmal nicht mit uns?« fragte ich.
    »Der Präfekt darf das Lager nicht verlassen, und Caesar hat mir befohlen, mich bis zu seiner Rückkehr nicht über den Damm zu wagen.«
    »Über den Damm?« fragte ich mit einem flauen Gefühl im Magen.
    »Ich werde dir unterwegs alles erzählen«, sagte Garbo ungeduldig. »Los. Ich will vor Tagesanbruch zurück sein.«
    Während wir noch konferierten, hatte sich meine Ala versammelt. Jeder der Männer hielt eine brennende Fackel und hatte ein Ersatzbündel am Sattel befestigt.
    »Heute nacht werdet ihr wohl sicher sein«, sagte Labienus.
    »Aber solltet ihr doch gefangen genommen werden, haltet den Mund und sterbt wie Römer.«
    Mit diesen rührenden Worten der Ermutigung ritten wir durch die Porta decumana aus dem Lager. Im freien Feld konnte ich nur die Wachfeuer der einsamen ersten Centurie in ihrem offenen Lager im Nordosten sehen. Ich hätte sie fast beneidet.
    Zumindest hatten sie noch den Schutz des großen Damms im Norden.
    »Was, im Namen aller Götter, geht hier eigentlich vor, Gnaeus?« verlangte ich zu wissen.
    »Etwas so Merkwürdiges, daß mein erster Gedanke war, dich rufen zu lassen«, erwiderte Garbo. »Heute nacht haben wir unsere Patrouille früh beendet. Kein einziger Helvetier war zu entdecken. Doch die Wachen auf dem Damm haben ungewöhnliche Aktivitäten in den dicht bewaldeten Hügeln im Nordwesten beobachtet. Man konnte flackernde Lichter erkennen, als ob eine Menge Männer mit Fackeln herumliefen, außerdem einen hellen Schein wie von einem großen Scheiterhaufen. Sie haben auch Geräusche gehört - Getrommel und Gesänge.
    Ich dachte, daß sich die Barbaren im Schutz der Wälder möglicherweise zu einem Angriff versammeln würden. Es ist nicht weit von hier, und die Gallier lieben es, ihre Gegner zu überrennen. Wenn sie sich im ersten Morgengrauen und im Schutz des Morgennebels aus den Wäldern schlichen, könnten sie den Damm erreichen, bevor irgend jemand auch nur ahnt, daß sie da sind.«
    »So weit, so klar«, versicherte ich ihm.
    »Also habe ich einen Kurier losgeschickt, um den Legatus zu informieren, daß ich eine Mission in das Gelände jenseits des Dammes unternehmen wollte, um nach zu schauen, ob dort eine gallische Armee auf gezogen ist.« Er sagte das, als habe er einen Arbeitstrupp zur Ausbesserung eines Grabens geführt. Und aus genau diesem Grund zollte die ganze Welt Rom Tribut und nicht umgekehrt.
    »Was habt ihr entdeckt?« fragte ich. »Ich nehme nicht an, daß ihr mir bloß ein paar bemalte Wilde zeigen wollt, die im Wald rumtanzen und sich für den bevorstehenden Angriff in Stimmung bringen.«
    »So einfach ist es nicht«, sagte er. »Du wirst schon sehen.«
    Wir ritten zu einem Ausfallstor, das gerade weit genug war, um jeweils einen Reiter passieren zu lassen. Die Ein- und Ausgänge waren von schweren, mit Eisendornen besetzten Pfählen blockiert. Die Auxilia, die das Tor bewachten, zogen die Stämme zur Seite, und wir ritten hindurch. Auf der anderen Seite erwartete uns eine wüst aussehende Abordnung von Carbos Spähern, die eher an Jagdhunde als an menschliche Wesen erinnerten. Unter ihnen erkannte ich auch lonus, den Mann, der Vinius' Leiche entdeckt hatte.
    »Auf geht's«, sagte Garbo. Die Späher liefen los. Auf dem unebenen Boden rannten sie eher in hüpfenden Sätzen als mit den langen Schritten eines zivilisierten Läufers. Vornüber gebeugt und die Arme zur Unterstützung des Gleichgewichts leicht vorgestreckt, sahen sie aus, als würden sie einer Fährte folgen. Sie hielten ihren Vorsprung mühelos, obwohl wir in schnellem Trab ritten.
    Als wir uns vom Damm entfernten, empfand ich jene fröstelnde Angst, die die meisten Soldaten überkommt, wenn sie von ihren Legionen getrennt werden. So mühselig das Lagerleben auch sein mag, so beruhigend ist es, sich von sechstausend Schilden umgeben zu wissen, hinter denen sechstausend entschlossene römische Schwertkämpfer stehen.
    Selbst der primitive Schutz eines palisadengekrönten Erdwalls kommt einem uneinnehmbar vor wie eine befestigte Stadt, wenn man sich allein in feindliches Gebiet begibt.
    Ein kurzer Ritt über die grasbewachsene Ebene brachte uns an den Fuß der dicht bewaldeten Hügel. Die Helvetier mit ihrer primitiven Landwirtschaft machten sich nicht die Mühe, das hügelige Gelände zu roden, um die Hänge zu bestellen. Sie lebten in Tälern und Ebenen, wo das Land ihren hölzernen Pflugscharen wenig Widerstand entgegensetzte. Die

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