Tod eines Centurio
von einem vertrauenswürdigen Informanten einige Antworten zu bekommen.« Ich fand, das klang ziemlich beeindruckend.
»Das will ich hoffen. Ich bin dieser Geschichten mehr als überdrüssig und wünsche mir ihre Beendigung fast so sehnlich, wie ich Caesars Rückkehr mit den Nachschub-Legionen erwarte.«
Vom Praetorium begab ich mich zu meinem Zelt, um zu frühstücken, bevor ich mit der Morgenpatrouille ausritt. Hermes war zu seinem Waffendrill gegangen, und auch Molon und Freda waren nicht da. Wenn man sie einmal wirklich braucht, schaffen Sklaven es immer, sich irgendwo zu verkriechen.
Grummelnd fand ich die Vorräte und nahm mir ein wenig Brot und Käse, die ich mit klarem Wasser hinunterwürgte.
Ich war schlecht gelaunt, als ich zum Quartier der Reiterei ging. Ich hatte den Eindruck, daß Schlafmangel und der karge Speiseplan des Armeelebens kühle Berechnung waren. Die Gallier sollten sich vorsehen, wenn dieser Haufen auf sie losgelassen wurde. Nur ein paar Tage unter Legionären hatten mich schon in eine mordlüsterne Stimmung versetzt, und diese Männer lebten jahrelang so.
Ich fand meine kleine Schwadron der Ala ausrittbereit auf ihren Pferden. Die Stimmung in den praetorianischen Quartieren war gedrückt; die Männer, die für gewöhnlich lustige Gesellen waren, sprachen leise miteinander, Sorgenfalten im Gesicht. Die Nachricht vom Mord an den Druiden hatte sich bereits verbreitet. Ich konnte mir lebhaft ausmalen, welche Stimmung im Lager der Auxilia herrschen mußte.
Wir verließen das Lager durch die Porta principalis sinistra im Ostwall und ritten, bis wir außer Sicht sowohl des Lagers als auch des Damms waren. Dann ließ Lovernius unweit einer kleinen Baumgruppe halten.
»Heute morgen gibt es hier bestimmt keine Helvetier zu jagen«, sagte er und stieg ab. »Wir wollen es uns bequem machen.«
»Klingt gut«, meinte ich. Ich konnte die Plagen der vergangenen Nacht in allen Knochen spüren, als ich mich aus dem Sattel hievte. Lovernius hatte voraus schauend einen dicken Schlauch mit hiesigem Wein mitgebracht, den wir im Kreis herum zu reichen begannen.
Als die Reihe an mir war, lehnte ich mich gegen einen Baumstamm und ließ den blassen Strom in meinen Mund sprudeln. Für einen einheimischen Wein war er hervorragend, oder aber mein Geschmackssinn verrohte. Ich wollte nicht drängeln. Der Boden unter mir war weich und bequem.
Lovernius würde mir erzählen, was er zu sagen hatte, wenn er soweit war, und mir waren ohnehin die Leute ausgegangen, die ich mit meinen Fragen behelligen konnte.
»Ich möchte nicht, daß du denkst«, sagte Lovernius schließlich, »wir als Roms loyale Streiter empfänden in irgendeiner Weise Mitleid mit den Helvetiern.«
»Das würde ich nie annehmen«, versicherte ich ihm, und das war nicht geheuchelt. Wahrend wir Römer die Gallier immer als einen großen Haufen sahen, hatten sie in Wahrheit nur ein höchst rudimentär entwickeltes Nationalgefühl. Ein Mitglied eines anderen gallischen Stammes war ihnen so fremd wie einem Römer ein Syrer.
»Wir lassen uns nicht von den Druiden beherrschen wie die Helvetier und die anderen«, erklärte er. »Doch wir behandeln sie mit Respekt.«
»Durchaus verständlich.« Ich nahm einen weiteren Schluck Wein. Ich reichte den Schlauch an Lovernius weiter, weil ich das Gefühl hatte, daß seine Zunge noch ein wenig gelöst werden mußte. Er war fast schon an dem Punkt, sich mir zu öffnen. Er nahm einige große Schlucke, reichte den Schlauch weiter und saß eine Weile schweigend da. Dann ergriff er mit erkennbarer Überwindung erneut das Wort. »Titus Vinius wurde dreifach getötet.« Ich wußte, daß ich endlich eine heiße Spur hatte. »Was soll das heißen?«
»Weiß du noch, wie du mir erzählt hast, Vinius sei erdrosselt, erstochen und mit einer Axt auf den Kopf geschlagen worden?«
»Wahrscheinlich eher mit einem Knüppel, aber ja, das weiß ich noch.« Ich erinnerte mich auch, wie entsetzt seine Männer reagiert hatten. Damals hatten sie behauptet, es wäre wegen der Entweihung eines heiligen Teiches.
»Nun, da ist die Sache mit den Druiden. Es gibt Opferungen, bei denen das Opfer dreifach getötet wird. Es kann erhängt oder erdrosselt werden, jedenfalls bleibt die Schlinge um den Hals liegen. Dann kann man das Opfer entweder erstechen oder ihm die Kehle durchschneiden, bevor man ihm den Schädel einschlägt und es in einem Teich oder Sumpf versenkt.
Manchmal wird es auch nur erhängt und erstochen oder
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