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Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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herausragenden Amt des Prokonsuls.
    Sie stand auf und begann, ihre Felltunika abzulegen. »Du hast mich doch nicht gerufen, um zu reden, oder? Römer interessieren sich nicht für das Leben von Sklaven.« Sie entblößte phantastische Brüste, zwei Halbkugeln aus festen Muskeln, nicht die üblichen weichen, wabbeligen Milchspender, die den weiblichen Körper gemeinhin zieren. Als nächstes legte sie einen leicht gewölbten Bauch frei, der aussah, als könne er problemlos einen Fausthieb empfangen, ohne daß sie sich vor Schmerzen krümmte. Sie zog die Tunika über ihre runden, festen Hüften und stand vor mir wie eine Venusstatue, nur sehr viel erreichbarer, wärmer und besser duftend.
    Sie beugte sich über mich und begann, mir meine Tunika vom Leibe zu zerren. »Sind alle Römer so faul wie du?« Ich fummelte an meiner Kleidung herum, stellte mich dabei jedoch reichlich ungeschickt an. Aber sie widmete sich dieser Aufgabe mit großer Entschlossenheit und hatte mich wenig später bestiegen wie ein Kavalleriepferd. Mit einem gutturalen Knurren ließ sie sich auf mich herabsinken.
    »Und jetzt«, sagte sie, »wollen wir mal sehen, aus welchem Holz die Römer geschnitzt sind.«

X
    Wie es mittlerweile schon fast zum Brauch geworden war, versuchte irgend jemand, mich mitten in der Nacht aus dem Schlaf zu reißen. Zunächst glaubte ich, es sei Freda, die mich für eine weitere Runde wecken wollte.
    »Hauptmann, mein Süßer! Wach auf, Geliebter!« Es war Indiumix.
    »Was ist denn los?« fragte ich, meinen Kopf schüttelnd. »Sind die Barbaren da?« Vor dem Zelt stand ein weiterer meiner Gallier und hielt eine Fackel.
    »Der Legatus verlangt nach dir, Hauptmann. Labienus persönlich. Er und Hauptmann Garbo sind drüben bei unserem Lager.«
    Ich richtete mich auf und zog meine Stiefel an. »Was hat das zu bedeuten?«
    »Ich weiß es nicht. Ein Kurier kam vom Lagerpraefekten herüber gerannt und sagte, wir sollten die Pferde satteln und uns zum Ausritt bereithalten. Er sagte auch, daß wir dich wecken sollten.«
    Ich sah mich nach Freda um, doch sie war nicht im Zelt.
    Hermes wankte schlaftrunken herein und half mir im Licht der flackernden Fackel in meine Rüstung.
    »Wo sind Freda und Molon?« fragte ich ihn.
    »Keine. Ahnung. Was willst du denn von ihnen?« Er schnallte mir meinen Schwertgürtel um.
    »Gar nichts, aber sie sollten nicht mitten in der Nacht draußen herum spazieren.« Doch meine Gedanken waren anderweitig beschäftigt. Welche neue Katastrophe hatte sich ereignet? Eines war sicher: Caesar war weg, und wenn Labienus nach mir verlangte, mußte es etwas Schlimmes sein. Hermes reichte mir meinen Helm, und ich duckte mich unter dem Zelteingang, setzte den Metalltopf auf meinen Kopf und befestigte den Gesichtsschutz unter dem Kinn, während wir uns zum Quartier der Reiterei begaben.
    Das ganze Lager lag in tiefem Schlaf - zumindest im Sinne eines Armeeverständnisses. Mindestens ein Viertel der Männer war auf den Beinen und stand die ganze Nacht Wache. Hier und da glommen Wachfeuer, und über allem hing ein Gestank von Qualm. Der Himmel war verhangen, so daß man keine Sterne sehen konnte, doch ich schätzte, daß es kurz nach Mitternacht war. Mit dem Fackelträger als Vorhut schaffte ich den ganzen Weg, ohne über eine Zeltleine zu stolpern.
    Labienus, Paterculus und Spurius Mutius, der amtierende Erste Speer, standen mit Garbo und Lovernius an einem Wachfeuer. Ihre Gesichtszüge verrieten eine Mischung aus Wut, Angst, Verzweiflung und Verwirrung, die in dieser Armee mittlerweile fast schon zur offiziellen Ausstattung gehörten wie Scutum und Gladius.
    »Was gibt's?« fragte ich fröhlich, obwohl mir kein bißchen fröhlich zumute war.
    »Carbos Männer haben etwas gefunden, das du dir ansehen solltest«, erwiderte Labienus.
    »Diese verdammten Barbaren«, murmelte Mutius. »Warum können sie sich nicht benehmen wie zivilisierte Menschen?«
    Die Antwort erschien mir unglaublich naheliegend, doch Soldaten muß man gelegentlich auf das Offensichtliche hinweisen. »Weil sie keine zivilisierten Menschen sind«, erklärte ich ihm. »Was haben sie denn diesmal angestellt?«
    »Ich werde es dir zeigen«, sagte Garbo. »Je weniger im Lager darüber geredet wird, desto besser. Die Sache wird unsere Verbündeten aus der Provinz auch so genug gruseln.«
    »Metellus«, sagte Labienus, »morgen früh beim Offiziersappell erwarte ich deinen vollständigen Bericht. Und sprich mit niemandem darüber, bevor ich deinen Bericht

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