Tod Eines Engländers
mit aschfahlem Gesicht, Stoppelhaaren und sc h warzem Overall .
» War u m haben Sie m ich denn nic h t angerufen, verda m mt noch m al? Ach, j a ? Na, dann haben Sie sich geirrt … Was haben Sie ge m acht? Car a biniere Bacci, ich werde persönlich … Haben Sie irgend etwas angerühr t ? Fass e n Sie um Him m els willen nichts an! … Wer? Was m acht der denn da … Mo m ent, ich m uß mir mal ein … ha-tschi! Seine Frau liegt im Sterben, ist vielleicht in dieser N a cht schon gestorben, s e ine Schwest e r ist unten in der Via Ro m ana, was m acht er dann … Hören Sie, halten Sie ihn fest, bis ich da bin. Ich m uß erst im Bo r go Ognissan t i anrufen – u nd fassen Sie nichts an! … O Gott …« Er t elef o nierte mit d e r Zentrale .
Wacht m e ister Guarnaccia kä m pfte sich, fast pausenlos niesend, langsam in sei n e Unifor m . Er fühlte sich elend und schwindelig, alles tat ihm weh, und sein Körper glühte. Er fand eine Schachtel Aspirin im Badezim m er und nahm sechs Tabletten m i t vier Glas Mineralwasser, aber seine Kehle war noch im m er so heiß und ausgedörrt wie zuvor. Morgen sollte er über die Weihnachtsfeiertage nach Hause fahr e n, er durfte nicht krank werden, er k onnte Weihnachten nicht allein und krank in sei n er Diens t w o hnung in Fl o renz verbri n gen, wenn sich jeder andere Sizilianer in der Stadt, beladen m i t riesigen Kartons und verschnürten Koffern, in einen der überfüllten Züge Richt u ng S ü den zw ängte. Er ni e ste wieder l a ut und trat unter dem Torbogen her v or, und sein fiebriges Ges i cht fühlte sich in der feuchten Kälte angenehm leicht an. Eine blasse Sonne drang durch den Morgenn e bel, und Wacht m eister Guarnaccias Augen beg a nnen zu tränen. Seufzend schob er die Hand in seine Manteltasche u nd setzte sich seine Sonnenbrille auf .
Als der W a cht m eister in der W o h n ung des E n gländers eintraf, ging es d ort so l ebhaft zu wie auf einem Bahnhof. Mehr als zwölf Personen hielten sich im Innern auf, und zwei Träger vom Gerichtsmedizinischen Institut f ührten im Durchgang e ine erregte Debatte m it d e m Wachtposten .
» Ich vertrage es nicht, ga n z einfach … «
»Es k o m m t auf die T e mperatur des Öls an; wenn du es so zubereitet hättest wie m e i ne Mutter … «
» Ich finde, ein gutes Beefsteak … «
Der Wacht m eister drückte sich m it einem Kopfnicken an ihnen vorbe i . » Jesus, M a ria und Jos e f « , sagte er, sobald er die Wohnu n g betreten h a tte. Er sah n i cht zur Leiche von A. Langle y -S m y the, die seinem Blick ohnehin von z wei Fotografen, dem Staatsanwalt und Professor Forli vom Gerichts m edizinischen Institut verborgen war, sondern sah hinaus in d en Hof, a uf die beklagenswerte Gestalt des kleinen Treppenputzers in seinem knappen schwarzen Overall. Vor nicht allzu f erner Zeit war eine Terrassentür in die dicke Mauer ein g esetzt wor d en, und der Mann dort draußen war dabei, einzelne Gegenstände von den m oosbewachsenen Steinf l iesen rings u m die Terrakottatöpfe aufzulesen und in eine P lastiktüte zu tun. Sein Gesicht war grünlich blaß .
»Er sah aus, als würde er in Ohn m acht fallen, wenn er hi e r drinnen noch länger gewartet hätte « , erklärte Carabiniere Bacci, der, a ls er noch allein bei der Leiche gew a rtet hatte, beinahe selbst ohn m ächtig gewor d en wäre. » Ein m a l i m Monat m ac h t er anscheinend den Hof sauber, und einmal in der Woche das Treppe n haus und d i e Eingangs h alle. Ich dachte, es würde ihn a uf andere Ge d anken brin g en, da er warten m ußte, und Sie h atten gesagt, daß seine Frau krank ist … «
» Sie ist tot«, m ur m elte der Wacht m eister, die groß e n Augen auf die gebeugte Gestalt dort draußen gerichtet. Unterwe g s hatte er noch im Nachbarhaus geklingelt, der Gärtner hatte ihm aufge m acht, die Augen g e rötet, das Gesicht du n kel vor lauter Bartstoppe l n. Er war g e rade dabei, den Kindern das Frühstü c k zu m achen, da seine Frau noch in der Via Ro m ana war .
Die Gruppe, die um die Leiche stan d , löste sich auf. D e r Haupt m ann vom Präsidiu m , der den Fall übern o m m en hatte, kam aus dem Schlafzim m er, in dem seine Techniker arbeiteten, und sah d en Staatsanwalt m i t erhobener Augenbraue an. Dieser r i chtete den Blick gen Him m el. Man brauchte es gar nicht a u szuspreche n . Daß dies so kurz vor den Festtag e n passieren m ußte … » Und keine Chance, daß es ein Selbst m ord ist « , seufzte der Staatsanwalt
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