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Tod eines Lehrers

Tod eines Lehrers

Titel: Tod eines Lehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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ging ins Bett, wo er krampfhaft versuchte einzuschlafen, doch je mehr er sich bemühte, desto wacher schien er zu werden. Er fluchte ein paarmal vor sich hin, stand auf, trank noch ein Glas Wasser, machte den Fernseher an und gleich wieder aus, legte sich hin und unternahm einen weiteren Versuch und befahl sich, ganz ruhig zu bleiben. Um fünf vor eins sah er zum letzten Mal zur Uhr, bevor er endlich einschlief.

Donnerstag, 21.10 Uhr
     
    E berhard Teichmann hatte um siebzehn Uhr begonnen das Abendessen für sich und seine Frau vorzubereiten. Es sollte fertig sein, wenn der letzte Patient so gegen achtzehn Uhr die Praxis verlassen hatte. Er war am Nachmittag einkaufen gewesen, hatte Hackfleisch und alle sonstigen Zutaten für Spaghetti Bolognese gekauft, eine Flasche Rotwein und weitere Lebensmittel, die über das Wochenende reichen würden. Natalia liebte seine Spaghetti, sie behauptete, kein Italiener könne sie so köstlich zubereiten wie er. Es waren einige Wochen vergangen, seit er das letzte Mal dieses Gericht gekocht hatte. Er wollte Natalia damit überraschen und ihr eine Freude bereiten. Er hatte den Tisch liebevoll gedeckt, zwei Kerzen aufgestellt und diese angezündet, als er sie zur Tür hereinkommen hörte. Im Hintergrund lief leise Musik eines Senders, der keine Nachrichten und auch keine Werbeunterbrechungen brachte, nur Musik. Dina lag in ihrer Ecke am Kamin. Er hatteihr frisches Fleisch mitgebracht, und jetzt war sie satt und müde.
    Natalia strahlte, als sie den Geruch des Essens wahrnahm und den gedeckten Tisch sah. Sie gab ihm einen flüchtigen Kuss auf den Mund.
    »Das ist lieb von dir. Ob du es glaubst oder nicht, ich habe seit heute Mittag daran gedacht, wie schön es wäre, mal wieder Spaghetti à la Teichmann zu essen. Und jetzt komm ich rein und, voilà, was erwartet mich …«
    »Du siehst erschöpft aus«, sagte er. »Möchtest du dich erst ein wenig ausruhen?«
    »Nein, nein, ich mach mich nur schnell frisch und zieh mir etwas anderes an. Ich bin gleich zurück. Sind die Spaghetti schon im Wasser?«
    »Das Wasser kocht zwar schon, aber ich wollte die Spaghetti erst reintun, wenn du da bist.«
    »Dann mach schon mal.«
    Natalia brauchte genau so lange, wie die Nudeln benötigten, um al dente zu sein. Teichmann kippte sie in das Nudelsieb, schreckte sie mit etwas kaltem Wasser ab und schüttete sie in eine vorgewärmte Schüssel, die er zusammen mit der Sauce auf den Tisch stellte. Natalia hatte sich auf ihren Platz gesetzt, ihre Augen leuchteten.
    »Wie war dein Tag?«, fragte er, während er erst ihren und anschließend seinen Teller auffüllte.
    »Nicht anders als sonst auch. Erzähl mir lieber, was bei dir war.«
    »Die Polizei war wieder in der Schule, doch die haben, soweit ich mitbekommen habe, bis jetzt noch keine Spur, die zum Mörder von Rudolf führt. Aber eigentlich wollte ich heute nicht über dieses Thema mit dir reden.«
    »Musst du auch nicht, ich kann mir vorstellen, dass es für dich sehr schwer ist, den besten Freund zu verlieren.« Sie machte eine Pause, er schenkte den Wein ein und setzte sich ihr gegenüber.Sie nippte an dem Wein und fuhr fort: »Weißt du eigentlich, dass du mir nie erzählt hast, wie ihr euch kennen gelernt habt? Es würde mich schon interessieren, ich weiß sowieso viel zu wenig aus deinem Leben.«
    »Mein Leben war so was von langweilig – bis ich dich getroffen habe. Aber gut, Rudolf war Lehrer am Georg-Büchner-Gymnasium, und ich hatte gerade die Uni beendet und habe mein Referendariat dort gemacht. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden. Ich blieb an der Schule. Na ja, eigentlich waren wir vom ersten Moment an Freunde. Viel mehr gibt es da nicht zu berichten.«
    »Aber was habt ihr so alles gemacht? Ich meine, Rudolf war verheiratet und hatte Kinder, und du warst allein.«
    »Ich war oft bei ihm zu Hause, oder wir sind in eine Bar gegangen oder haben dies und jenes unternommen – allein versteht sich. Tja, und dann bist du in mein Leben geplatzt.«
    »Ja, es war schon seltsam, wie wir uns kennen gelernt haben. Hast du eigentlich vorher nie eine feste Beziehung gehabt? Du hast es mir nie gesagt. Bist du immer in diese Etablissements gegangen?«
    »Ich habe immer auf eine Frau wie dich gewartet«, antwortete er zunächst ausweichend, denn sie hatten dieses Thema seit ihrer Hochzeit nicht angesprochen. Schließlich gab er zu: »Ja, ich war oft im Bordell, weil ich Schwierigkeiten hatte, Frauen anzusprechen. Wenn mir eine gefiel, war sie

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