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Tod eines Lehrers

Tod eines Lehrers

Titel: Tod eines Lehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Fährmann über den Styx gefahren worden. Ich sag mal, der hat ihn so vor vier bis fünf Stunden abgeholt.«
    »Hä?«
    »Griechische Mythologie. Wohl nicht in der Schule aufgepasst, was?«
    »Die Geschichte meinst du. Ich bin müde und frier mir hier den Schwanz ab, und du laberst mich mit so ’nem Zeug zu.«
    »Ich bin auch müde, aber das, was du dir abfrierst, ist bei dem schon steif«, sagte sie grinsend. »Was soll’s, bringt mir den Jungen in die Rechtsmedizin, ich schau ihn mir im Laufe des Vormittags an.«
    »Und was ist mit dem Hund?«
    »Bin ich vielleicht Tierärztin? Die Töle ist nur eine kleine Grabbeigabe, warum auch immer. Bei Schirner war doch auch ein Hund im Spiel, aber der wurde nicht getötet, soweit ich weiß. Oder?«
    »Nein.«
    »Der eine wird am Leben gelassen, der andere umgebracht.« Sievers schüttelte den Kopf und sah Brandt von unten herauf an. »Warum?«
    »Diese Frage hätte ich auch gerne beantwortet. Aber jetzt machst du deine Arbeit und ich meine. Und wenn’s dir nicht allzu viel ausmacht, könntest du vielleicht gleich mal einen etwas genaueren Blick auf Teichmann werfen. Ich brauch zumindest den ungefähren Todeszeitpunkt und mit wie vielen Messerstichen er ins Jenseits befördert wurde. Meinst du, du schaffst das?«
    »O Mann, du hast vielleicht Wünsche! Ich bin nur eine zerbrechliche Frau mit einem ausgeprägten Schlafbedürfnis, und außerdem haben wir heute Abend eine Verabredung, falls du das vergessen haben solltest.«
    »Hab ich nicht. Was kannst du denn jetzt schon sagen?«
    »Todeszeitpunkt Pi mal Daumen zwischen einundzwanzig und zweiundzwanzig Uhr. Ist natürlich bei der Saukälte schwer zu sagen. Fakt ist aber, dass auch ihm der Schniedel abgetrennt wurde, und so weit ich das im Licht der Taschenlampe sehen kann, ebenfalls eher unfachmännisch. Ich würde sagen, man hat den beiden Herren das Teil entfernt, um damit etwas auszudrücken.«
    »Was meinst du mit ausdrücken?«, fragte Brandt.
    »Das müsstest du als alter Hase doch am besten wissen. Der Täter hat wieder unzählige Male zugestochen, weil er sowohl Schirner als auch Teichmann gehasst hat, und den Pimmel hat er abgeschnitten, um sich dadurch mitzuteilen. Da steckt ein sexuelles Motiv dahinter, wenn du mich fragst. Aber das tust du ja nicht.«
    »Schirner hatte nur ein paar Affären«, sagte Brandt.
    »Ein paar Affären kann unter Umständen eine zu viel sein. Und wenn der hier auch welche hatte, vielleicht sogar mit derselben Frau wie Schirner … Ich sag dir, finde die Frau, und du findest den Mörder.«
    »Du glaubst also auch, der Mörder könnte eine Frau sein?«
    »Das hab ich nicht gesagt. Aber Frauen greifen manchmal zu diesem Mittel, um sich zu rächen, meistens für Untreue, was ja bekanntlich bei Männern ziemlich häufig vorkommen soll. Ich hatte schon zweimal männliche Leichen auf meinem Tisch, denen ihr bestes Stück abgeschnitten wurde, und beide Male war’s eine Frau.«
    »Die Ehefrau?«
    »Nein, einmal war’s die Geliebte, das andere Mal die Schwester. Die hatten ein inzestuöses Verhältnis, und als er sich eine andere gesucht hat, ist die Schwester durchgedreht. Sie hat nicht nur ihn, sondern auch die Nebenbuhlerin gekillt.«
    »Wo war das?«
    »In Bochum, wo ich studiert habe.«
    »Und was hast du außerdem noch, was auf eine Frau hindeuten könnte?«
    »Die außergewöhnlich vielen Einstiche bei beiden, was meiner Meinung nach von einer unglaublichen Wut zeugt, die man in dieser Form in der Regel auch eher bei Frauen findet. Ein Mann sticht vielleicht zwei- oder dreimal zu, und damit hat sich’s. Das ist im Prinzip nicht anders, als würde eine Frau einen Mann im Zustand größten Hasses erschießen. Ein Mann drückt ein-, zweimal ab, eine Frau schießt gleich ein ganzes Magazin leer. So sind wir nun mal gestrickt, also sieh dich in Zukunft vor«, sagte sie mit einem breiten Grinsen, um gleich wieder ernst zu werden. »Frauen lieben stärker als Männer, aber sie hassen auch stärker. Aber bitte, das ist nur meine ganz persönliche Meinung, du bist der Bulle.«
    Brandt grinste sie an und sagte: »Jetzt weiß ich wenigstens einbisschen mehr über euch Frauen. Wie sieht’s aus, gibst du mir in sieben Stunden einen ersten Obduktionsbericht? Und heute Abend gehen wir essen.«
    »Okay, du kriegst den Bericht, aber das mit dem Essen glaub ich dir erst, wenn wir im Restaurant sitzen. So, ich hab zu tun und du sicherlich auch. War der Typ verheiratet?«
    »Seine Frau hat ihn sogar

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