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Tod eines Lehrers

Tod eines Lehrers

Titel: Tod eines Lehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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gefunden.«
    »Seine Frau? Hier in der Wildnis? Kapier ich nicht.«
    »Ich auch nicht. Deshalb werd ich sie jetzt dazu befragen. Mach’s gut und bis nachher.«
    Brandt ging zu seinem Wagen, wendete und sah noch, wie Andrea Sievers den Gnadenlosen, wie die Männer vom Bestattungsinstitut genannt wurden, Instruktionen erteilte. Er blieb neben einem der drei Streifenwagen stehen, ließ das Seitenfenster herunter und fragte einen Beamten: »Sagen Sie, laufen hier nachts viele Leute rum? Sie kennen doch die Gegend hier viel besser als ich.«
    Der Beamte schüttelte den Kopf. »Sehen Sie da drüben die Mauer?« Er deutete mit dem Finger auf eine helle hohe Mauer, die sich an der gegenüberliegenden Seite der Hauptstraße entlangzog. Brandt nickte. »Dahinter wohnt ein Teil der so genannten High Society von Langen, darunter etliche Alteingesessene. Von denen kommt nach Einbruch der Dunkelheit kaum noch einer aus dem Haus. Fenster und Türen zu und Ruhe. Ich fahr da öfter Streife, und glauben Sie mir, da ist jetzt ab spätestens zwanzig Uhr tote Hose. Aber selbst im Sommer sind diese Wege hier rund um den Wolfsgarten kaum frequentiert, außer ein paar Jogger oder Radfahrer oder Leute, die mit ihren Hunden unterwegs sind. Und natürlich auch ein paar Leute, die sich dort vorne in der kleinen Bucht im Auto vergnügen, weil sie wissen, dass sie hier ungestört sind.«
    »Alles klar«, sagte Brandt, »dann noch ’ne angenehme Nacht.« Der Fotograf machte die obligatorischen Fotos, die Spurensicherung nahm ihre Arbeit auf. Keine fünf Minuten, nachdem er denTatort verlassen hatte, hielt Brandt hinter einem Streifenwagen vor einem hell erleuchteten Haus.

Freitag, 2.25 Uhr
     
    B randt bedankte sich bei den beiden Polizisten, dass sie bei Natalia Teichmann geblieben waren, und meinte, sie könnten jetzt gehen, er würde gerne mit ihr allein sprechen.
    Natalia Teichmann saß im Wohnzimmer im ersten Stock. Brandt begrüßte sie und wollte sagen, dass es ihm Leid tue, doch sie winkte nur ab.
    »Ist schon gut, ich kann damit umgehen, auch wenn die große Depression vermutlich erst in ein paar Tagen kommen wird«, sagte sie mit einer angenehm dunklen, weichen Stimme und wirkte dabei überaus gefasst. »Nehmen Sie doch Platz, Sie haben sicherlich einige Fragen. Zum Beispiel, warum ausgerechnet ich meinen Mann gefunden habe. Ich habe das zwar schon den beiden netten Polizisten erzählt, aber ich werde es noch einmal tun. Mein Mann ist wie jeden Abend gegen neun mit Dina, unserem Irish Setter, rausgegangen und wollte nicht lange wegbleiben. Wer will das schon bei der Kälte. Ich habe kurz geduscht und mich gleich danach ins Bett gelegt und bin sofort eingeschlafen.« Sie machte eine Pause. Brandt nahm die Eindrücke um sich herum auf, sah den gedeckten Tisch und die Flasche Wodka zwischen sich und Natalia und betrachtete diese rassige Frau, während sie, die Hände wie zum Gebet gefaltet, zu Boden schaute. Sie ist schön, dachte er, verdammt schön sogar. Eine Frau zum Verlieben. Und dieser Akzent … Klingt irgendwie slawisch, aber sie spricht perfekt deutsch.
    Als sie nicht weitersprach, sagte Brandt: »Sie sind also eingeschlafen, und dann?«
    Sie seufzte auf und sah Brandt in die Augen: »Glauben Sie an Träume?«
    »Keine Ahnung, ich habe mich noch nicht weiter damit auseinander gesetzt.«
    »Ich hatte einen furchtbaren Traum, von dem ich wach geworden bin. Es war ein wirklich furchtbarer Traum. Ich war schweißüberströmt, habe kaum Luft bekommen, und mein Herz hat wie wild geschlagen. Ich wusste, dass dieser Traum etwas zu bedeuten hat. Dann habe ich gesehen, dass das Bett neben mir leer war und …«
    »Wann war das?«
    »Gegen Mitternacht. Ich hatte einen sehr anstrengenden Tag hinter mir, Eberhard hatte gekocht, Sie sehen ja selbst, es steht alles noch da, und ist nach dem Essen mit Dina raus.«
    »Aber er wollte gleich wiederkommen?«
    »Ja, nur eine kurze Runde drehen. Als ich gesehen habe, dass er nicht im Bett ist, bin ich durchs ganze Haus gelaufen, habe ihn gerufen, aber er war nicht da. Dann habe ich mich angezogen und ihn gesucht. Er war tot, irgendjemand hat ihn einfach so umgebracht … Nein, wer immer das getan hat, er hat Eberhard nicht nur umgebracht, er hat ihn regelrecht abgeschlachtet.« Sie hielt inne und sah Brandt mit undefinierbarem Blick wie aus weiter Ferne an. »Er hat ihm den Penis abgeschnitten, ich habe das gesehen. Wer macht so etwas Perverses? Mein Gott, ich habe schon viel gesehen, aber diesen

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