Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
Mutter geschlafen hat, und ist deswegen ziemlich ausgeflippt.« Anacrites, der rot angelaufen war, als Papa ihn getroffen hatte, wurde jetzt wieder käseweiß. Ich packte Papa am Kragen seiner Tunika. »Komm jetzt. Für heute haben wir unsere Vorstellung als die kämpfenden Didiusjungs beendet. Ich bringe dich nach Hause.«
    »Klingt, als ob die Didiusjungs – und wahrscheinlich auch deine Mutter – am besten schnellstens die Stadt verlassen sollten«, murmelte Perella. Sie wollte damit andeuten, wie dämlich es war, den Oberspion zu verärgern.
    »Ich glaube nicht, dass das nötig sein wird.« Zum ersten Mal sah ich Anacrites direkt an. Leise sagte ich: »Du bist mir wegen Leptis Magna noch was schuldig, nicht wahr?«
    Perella schaute interessiert. Sie merkte offenbar, dass es sich um eine ernsthafte Drohung handelte. Ich hatte sie absichtlich vor anderen ausgesprochen.
    Anacrites holte vorsichtig Luft. In Leptis hatte er als Gladiator in der Arena gekämpft. Das war gesetzlich verboten. Wenn es bekannt wurde, würde er seine Stellung verlieren und ebenfalls seinen erst vor kurzem erworbenen mittleren Rang. Seine Bürgerrechte würden ihm genommen. Er würde zur Unperson werden. »Natürlich, Falco.« Er stand fast so gerade wie ein Soldat beim Appell.
    Ich lächelte ihn an. Das Lächeln wurde nicht erwidert.
    »Dann sind wir jetzt quitt«, flehte er.
    »Wenn du willst.« Nicht so quitt, wie er meinte. Dieser kleine Kampf mit Papa würde sehr rasch an Bedeutung verlieren; Anacrites würde für den Rest seines Lebens dieses Damoklesschwert über sich hängen haben. Das brauchte ich gar nicht zu betonen. Er wusste, dass ich ihn am Schlafittchen hatte. »Lass dir raten, Anacrites, alter Junge, es ist Zeit, auszuziehen. Meine Mutter fand es wunderbar, einen Untermieter zu haben, aber sie ist nicht mehr die Jüngste; sie findet das inzwischen etwas anstrengend.«
    »Ich hatte sowieso vor, auszuziehen«, sagte er mit angespannter Stimme.
    »Und da ist noch eine Kleinigkeit. Sie macht sich Sorgen wegen der Ersparnisse, nachdem die Bank jetzt in Konkurs gegangen ist.«
    »Ich werde tun, was ich kann, Falco.« Dann fragte er wehmütig: »Und was ist mit Maia Favonia?«
    Ich hatte genug getan. Man sollte einen Mann nie so sehr entblößen, dass er nichts mehr zu verlieren hat. Maia würde das Opfer abgeben müssen. »Mein lieber Freund! Das geht natürlich nur dich und sie etwas an.«
    Er dankte mir nicht.
    »Was meint er damit?«, wollte Papa wissen.
    »Halt dich da raus.« Ich unterließ es, ihm zu erzählen, dass Anacrites eine Generation überspringen wollte. Das würde Papa nur wieder auf die Palme bringen. Und selbst wenn Papa kühl blieb, könnte es mich, falls ich zu lange darüber nachdachte, dass sich Anacrites zum »Freund« meiner Schwester machte, noch viel mehr auf die Palme bringen.
     
    Ich führte meinen Vater im Eilschritt aus dem Palast und zerrte ihn in einen geschlossenen Tragestuhl, fort von den neugierigen Augen. Ich blieb den ganzen Weg bis zu den Saepta Julia bei ihm. Beide sagten wir nicht viel. Im Lagerhaus fanden wir Maia, die mit ordentlicher Schrift Zahlen ins Auktionsjournal schrieb. Sie wirkte beschäftigt, kompetent und zufrieden. Als wir zusammen hereinkamen, schaute sie erstaunt auf.
    »Was habt ihr beide denn angestellt?«
    »Unser geschätzter Vater hat Anacrites gerade eine reingehauen.«
    »Ihr beiden Blödmänner! Weswegen, Papa?«
    »Ach … er hat deiner Mutter furchtbare finanzielle Ratschläge gegeben.«
    Instinktiv beschlossen sowohl Papa als auch ich, meiner Schwester gegenüber nicht den wahren Grund für die Auseinandersetzung zu erwähnen.
    Maia lenkte sich sogar selbst ab. Sie hatte von Junias Idee gehört, dass Papa und ich unsere Häuser tauschen sollten. Da sie uns nun schon mal zusammenhatte, beschloss sie, ihm die Vorteile eines teilweisen Rückzugs aus der Arbeitswelt und einen Umzug auf den Janiculus anzupreisen (näher an den Saepta Julia, und vielleicht weiter von der Versuchung entfernt, den wilden Mann zu spielen und Beamte zu verprügeln), während sie mir Papas hohes, weiträumiges Haus am Flussufer anpries (näher bei den Klienten, viel Platz für eine Familie). In gedämpfter Stimmung hörten wir uns ihre vernünftigen Worte an. Schließlich fand Maia das zu irritierend.
    »Oh, ich halt das nicht mehr aus! Was ist denn mit euch beiden los? Warum streitet ihr euch nicht?«
    Ich hatte heute oft genug den Friedensstifter gespielt und überließ es Papa, sie zu

Weitere Kostenlose Bücher