Tod Eines Mäzens
beruhigen.
XLVIII
Ich ging nach Hause. Helena war heimgekehrt und unterhielt sich mit Petronius in unserem dritten Zimmer. Sie hatte ihre Nase tief in einer Truhe, in der meine Tuniken aufbewahrt wurden, hob eine nach der anderen an den Schultern heraus und unterzog jede der geliebten Antiquitäten einer gespielten Überprüfung.
»Ich seh nur deine Garderobe durch. Lucius und du müsst wegen neuer Togen ja sowieso zum Schneider, da kannst du dir auch gleich ein paar tragbare Tuniken machen lassen.« Sie schaute auf, sich plötzlich unbehaglich fühlend, als hätte sie meine Junggesellensachen ohne meine Erlaubnis durchgewühlt. »Macht’s dir was aus?«
»Ist schon in Ordnung, Liebste.« Ich entdeckte eine verwaschene weinrote Tunika, die ich schon ganz vergessen hatte, schnappte sie mir und zog mich um. »Da ist nichts drin, was du nicht finden solltest.«
Helena machte mit ihrer Inspektion weiter. Nach kurzem Schweigen fragte sie in amüsiertem Ton: »Und wo versteckst du dann Dinge, die du geheim halten willst, Marcus?«
Wir lachten alle, während ich mich bemühte, nicht rot zu werden.
In meinem Bankfach, war die Antwort, oder bei heiklen Gegenständen, die nur kurzfristig hier aufbewahrt wurden, im Bezug eines Kissens auf meiner Leseliege.
Um das Thema zu wechseln, erzählte ich Helena und Petro, was im Laufe des Vormittags passiert war. »Ehrlich, von dem ganzen Hickhack mit meinen Eltern bin ich erschöpfter als gestern Nacht, nachdem wir diesen Riesen vom Balkon geschubst hatten.«
Helena Justina war inzwischen ins Wohnzimmer gegangen, wo sie sich um ihren eigenen Kram kümmerte und eine Schriftrolle zu lesen begann. Das musste die sein, die sie am Morgen mit Passus ausgetauscht hatte, als sie Maia hier mit uns allein ließ. Sie saß auf einem Korbstuhl wie dem, den Festus Mama geschenkt hatte, die Füße auf einen hohen Hocker gestützt und die Rolle über den Knien. Sie hatte diesen abwesenden Ausdruck, den ich so gut kannte; ich hätte ein ausführliches Gespräch mit ihr führen können, aber danach hätte sie nicht mehr genau gewusst, um was es gegangen war. Sie war total in den neuen griechischen Roman abgetaucht, trieb sich in einer fremdländischen Landschaft mit Gondomon, König von Traximene, herum, wie Passus gestern in der griechischen Bibliothek. Wenn ich so ein eifersüchtiger Typ wie Papa gewesen wäre, hätte ich mich auf die Suche nach diesem Dreckskerl Gondomon gemacht, um ihm eins über die Rübe zu geben.
»Vergiss deine liebenswerte Familie«, sagte Petro. Er war immer noch heiser, obwohl er zu Mittag gegessen hatte und ein bisschen lebendiger aussah als heute Morgen. »Wir wär’s, wenn du dich auf den Auftrag konzentrierst, den ich dir gegeben habe? Ich hätte gern, dass der Chrysippus-Fall endlich abgeschlossen wird, Falco.«
»Sag bloß nicht, dass Rubella zurückkommt.«
»Kluger Junge.«
»Wann?«
»Ende August.«
»Dann müssen wir uns ranhalten. Ich nehme an, du würdest deinem geliebten Vorgesetzten gerne einen Erfolg präsentieren?«
»Ja. Ich will die Sache erledigt sehen, bevor er rausfindet, wie viel von unserem knappen Budget ich für deine unkonventionellen Dienste verplempert habe«, meinte Petro mit Nachdruck. »Ein weiterer Grund«, fuhr er milder fort, »ist, dass ich Fusculus befohlen habe, die neuen Besitzer der Bank überwachen zu lassen, nachdem sie Bankrott gegangen ist. Er hat berichtet, es gäbe Anzeichen, dass sowohl Lucrio als auch Lysa übereilt nach Griechenland abreisen wollen.«
»Verdammter Mist. Also wird es Zeit, die Karten aufzudecken.«
»Ja. Ergebnisse, bitte, Falco.«
»Ich habe natürlich einen Plan.«
Petro sah mich misstrauisch an. »Ich dachte, du hängst fest?«
»Wer, ich?«
Bis dahin hatte mein Plan darin bestanden, ein Omelett und eine Schüssel wilder Erdbeeren zu essen und dann den ganzen Nachmittag dösend im Bett zu verbringen. Stattdessen schlang ich das Zeug runter, lag wach im Bett und plante, was ich zu tun hatte.
»Im Zweifelsfall ist es immer gut, eine Liste aufzustellen«, schnaubte Petro von der Tür aus und reckte den Hals, um einen Blick auf meine Notizen zu erhaschen.
»Hör auf, mich zu überwachen. Dafür hab ich Helena. Wenn ich das sagen darf, du siehst gesund genug aus, um jetzt in deine Wohnung zurückzukehren.«
»Es gefällt mir hier … Außerdem ist meine Wohnung ein einziger Trümmerhaufen«, stöhnte Petro. Dann stichelte er weiter: »Denk dir gefälligst etwas aus, Falco,
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