Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
ihn nie mit Bewaffneten zur Bewachung seines Büros versorgten. Als Obermufti des Geheimdienstes mochte er zwar in meinen Augen unfähig sein, doch er hatte einen hohen Rang. Nur ein Narr würde demnach hier reinmarschieren und ihn wegen einer persönlichen Angelegenheit zur Rede stellen.
    Mein Herz sank, als ich näher kam. Zu viele Beobachter wimmelten hier herum. Bleichgesichtige kleine Sklaven trotteten auf Botengängen vorbei. Andere Bürokraten saßen gelangweilt in ihren Büros. Trotz des sorglosen Umgangs in den Privaträumen des Kaisers waren hier höchst wachsame Soldaten unterwegs. Von Zeit zu Zeit mochte sogar Anacrites’ eigenes Personal auftauchen. Das war eine zwielichtige Bande, die ihm sicherlich den einen oder anderen Gefallen schuldete. Als Spion konnte er sich zumindest die Loyalität seiner eigenen Mannschaft mit dem übrig gebliebenen Kleingeld aus dem Bestechungsfonds erkaufen.
    Am Ende des Korridors waren gereizte, laute Stimmen zu hören. Mein Vater war voller Zorn bei Anacrites hereingeplatzt. Die Lage war heikler, als ich befürchtet hatte. Ich rannte weiter und stürmte hinein. Anacrites war starr vor Empörung, und Papa wippte mit hochrotem Gesicht auf den Hacken und brüllte Beleidigungen.
    »Reiß dich zusammen, Didius Geminus«, zischte ich. »Sei doch nicht so verdammt blöd, Papa.«
    »Hau ab. Verschon mich mit deinem Geschwafel!«
    »Hör auf, du Idiot …«
    »Keine Bange! Ich schnapp mir diesen Bastard.«
    Plötzlich waren es mein verrückter Vater und ich, die aufeinander losgingen, während Anacrites nur abseits stand und verwirrt schaute.
    »Beruhige dich doch, Papa! Die Sache geht dich nichts an, und du weißt nicht mal, ob es stimmt.«
    »Es spielt keine Rolle, ob es stimmt«, brüllte Papa. »Die Leute sollten keine so entsetzlichen Sachen über deine Mutter sagen …«
    Anacrites wurde bleich, als er endlich das Problem erkannte. Mein Vater tanzte jetzt wie ein ziemlich fahriger Boxer herum. Ich packte ihn am Arm. Er schüttelte mich ab. »Hör auf! Wenn du dich beruhigst, könntest du vielleicht rausfinden, dass Anacrites nichts Schlimmeres getan hat, als Mamas Ersparnisse einer Bank anzuvertrauen, die in Konkurs gegangen ist.«
    Ach du je! Papa geriet in Weißglut. »Ihre Ersparnisse sind weg? Du redest über mein Geld, ist dir das klar? Ich weiß mit Sicherheit, dass deine Mutter sich stets geweigert hat, das auszugeben, was ich ihr jahrelang geschickt habe …«
    Er hatte Recht, und ich hätte den Mund halten sollen. Er explodierte. Bevor ich ihn aufhalten konnte, wirbelte er wieder zu Anacrites herum, ballte die Faust und holte zu einem gewaltigen Schwinger aus.

XLVII
     
     
    Anacrites überraschte mich. Er war auf den Hieb gefasst und schlug Papas Arm zur Seite. Inzwischen hatte ich mich an meinen Vater gehängt, aber als ich seinen rechten Arm runterzog, gelang es ihm, dem Spion mit der linken Faust eine aufs Ohr zu verpassen. Ich zerrte an meinem durchgedrehten Vater und dann, als Anacrites wütend vorsprang, holte ich selbst aus, um ihm eine zu ballern und Papa zu schützen. Jemand packte mich von hinten.
    Ich drehte mich um und erstarrte. Wie wir alle. Die Person, die mich mit eisernem Griff gepackt hatte, war eine Frau.
    »Fliegende Phalli, Falco! Was soll die Krakeelerei?«
    »Perella!«, stieß ich schockiert aus.
    Sie war Tänzerin. Ich meine, eine gute, kein herumwirbelndes Mädchen in einem zweiteiligen Kostüm, das es nur auf die Blicke der Männer abgesehen hatte. Zwar noch diesseits der fünfzig, aber der Mädchenzeit schon lang entwachsen, sah Perella wie eine Hausfrau mit Monatskopfschmerzen aus. Sie war die tödlichste Geheimagentin, der ich je begegnet war.
    »Komisch, dir hier wieder über den Weg zu laufen.«
    »Falsch – ich bin dir in den Weg gelaufen, Falco«, sagte sie und ließ mich mit einem verächtlichen Schlenkern des Handgelenks los.
    »Steh still, Papa«, warnte ich ihn. »Die letzte Person, die in meiner Gegenwart Perella verärgert hat, sah hinterher ziemlich tot aus. Sie ist ein gewitztes Mädchen. Wir haben in Baetica zusammen an einem Auftrag gearbeitet.«
    »Du hast mir den Auftrag geklaut«, bemerkte Perella.
    Ich grinste. Vielleicht etwas unsicher. »Das ist mein Vater«, stellte ich ihn vor, ohne Perellas Hauptbeschäftigung zu erwähnen, da Papa der Meinung war, er sei ein Dämon bei der Verführung von Tänzerinnen. »Normalerweise ist er brav wie ein Lamm. Er hat nur zufällig gehört, dass Anacrites mit meiner alten

Weitere Kostenlose Bücher