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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Musikern mit der Aura zusammengekrümmter Zaghaftigkeit, die besser zu entflohenen Sklaven gepasst hätte.
    Ins Auge fiel mir dabei, dass die meisten Wachstäfelchen oder unordentliche Schriftrollen trugen. Das tat ich auch, aber meine blieben verborgen, bis ich sie aus praktischen Gründen benötigte.
    Ich hielt den letzten Mann an seinem Tunikaärmel fest. »Was geht hier vor?«
    »Eine kleine Versammlung von Amateuren, die sich regelmäßig bei der Gilde treffen.«
    Sie trafen sich offensichtlich zum Essen und Trinken; Amphoren und jede Menge Tabletts mit leckeren Kleinigkeiten waren vor ihnen hineingetragen worden.
    »Um welche Gilde handelt es sich?« Ich schaute hinein. Eines konnten sie wenigstens recht gut – sich auf Amphoren stürzen und den Pfropfen entfernen.
    » Scribae et Histriones – Schreiberlinge und Hysteriker, wie wir sagen.« Schriftsteller und Schauspieler.
    Der Mann schien durchaus bereit zum Plaudern. Mir fiel ein, was der junge Kellner mir erzählt hatte – nur Gequatsche und keine Ergebnisse. Gespräche – und Wein – waren das, was sie herzog, wenn sie in ihren Kammern mit gebeugtem Kopf tatsächlich was zu Papyrus hätten bringen können. »Wir sind ein seltsames Grüppchen, etwas exzentrisch, würden manche sagen …« blubberte er, als wäre es ein abgedroschenes Thema.
    »Und was machen Sie hier?«
    »Wir diskutieren unsere Werke mit den Kollegen.«
    »Jemand Berühmtes dabei?«
    »Noch nicht!« Das würde auch nie der Fall sein, dachte ich bei mir. »Wir haben eine lange Tradition, die auf den fabelhaften Livius Andronicus zurückgeht. Er hat eine Hymne zu Ehren der Juno Minerva verfasst, die einfach so wundervoll war, dass sich der Schriftstellerkreis hier bis in alle Ewigkeit treffen darf. Tagsüber werden die Räume von Kopisten benutzt, aber wenn Hesperus, der Abendstern, in majestätischer Weise aufsteigt, werden die Bänke uns überlassen …«
    »Fabelhaft!«, rief ich begeistert, wobei mir vor Heuchelei fast die Stimme überschnappte. Aber ich wollte Informationen, und das würde meine letzte Chance sein. »Entschuldigen Sie, ich weiß Ihren Namen nicht.«
    »Blitis.«
    »Haben Sie Zeit für ein kurzes Gespräch, Blitis?« Mir kam ein Gedanke. Ich zog meine eigene Notiztafel heraus. »Ich soll das eigentlich nicht erwähnen, aber ich schreibe einen Artikel über moderne Autoren für den Tagesanzeiger …«
    Es funktionierte sofort. Klar tat es das! Er hielt mir die Hand zu einem kalten, schlaffen Handschlag hin. Selbst unveröffentlichte Schriftsteller wissen, dass sie nach jeder Art von Werbung greifen sollten.

LI
     
     
    Die Vorbereitung ist das Geheimnis. Egal, ob man einen Kriegszug plant oder ein Versepos schaffen will, man muss die Ausrüstung vor Ort und alle Informationen zur Hand haben. Für den Schlussakt einer Verbrechensermittlung sollte man Zeit und Sorgfalt bei den Vereinbarungen mit der Versorgungstruppe aufwenden. Die meisten Privatermittler wissen das nicht. Deshalb sind viele nur traurige Verlierer mit einer minimalen Klientenliste.
    Die Zutaten kaufte ich selbst. Ich hatte vor, sie Vibia in Rechnung zu stellen, denn schließlich war sie die verstörte Witwe, die ihren Mann gerächt sehen wollte. (Außerdem galt bei den Vigiles die Regel, dass Berater sich nicht auf Spesen verköstigen durften; wenigstens behauptete dieser Miesepeter Petronius das.) Es machte mir Spaß, das alles zu planen – Knabberzeug und Leckereien in Servietten auf kleinen Tabletts, Oliven, ein paar teure Muscheln, jede Menge billige gefüllte Weinblätter und niedliche Pasteten, die mit klein gehackten Eiern und anderem gefüllt wurden. Dann kaufte ich Eier. Und das andere. Als kaltes Büfett hätte es einem Empfang für die ältlichen Matronen Ehre gemacht, die aus wohltätigen Zwecken ein Waisenhaus führten. Was ich allerdings nicht laut sagen würde. Schließlich war Helena Patronin einer Schule für Waisenmädchen.
    Diese mit Hingabe ausgeführten häuslichen Verrichtungen nahmen fast den ganzen Morgen in Anspruch. (Tja, es ist nicht ganz einfach, auf dem Markt der Livia frische Nesselspitzen zu kriegen, wenn man sie gerade braucht!) Dann mussten die Einkäufe zum Clivus Publicus gebracht und Vibias verblüfftem Personal übergeben werden, einschließlich ihres Kochs. Sie erhielten genaue Anweisungen für die Zubereitung und das Servieren. Wirklich, man kann den Einzelheiten nicht genug Aufmerksamkeit schenken.
    Als ich das Haus verließ, ohne Vibia in die Fänge zu geraten,

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