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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Affäre mit der Schönheit?«
    »Nein.«
    »Sind nie mit ihr ins Bett gegangen? Sie schien mehr als bereit dazu.«
    »Ich hab sie nie angefasst. Das hab ich jetzt schon dreimal gesagt. Sie kann einen ganz schön reizen. Erst tut sie so, als ob sie etwas will, und dann zeigt sie einem völlig grundlos die kalte Schulter.«
    »Haben Sie ihren Brief bekommen?«, fragte ich plötzlich.
    »Was?« Diesmal, bei einer völlig harmlosen Frage, wurde Diomedes rot. Aus Schuldgefühl?
    »Sie hat Ihnen geschrieben und Sie gebeten, Ihre Sachen aus ihrem Haus abzuholen, soviel ich weiß?«
    »Oh! Ja, hat sie. Das hatte ich ganz vergessen, muss ich zugeben …«
    »Tun Sie das morgen«, befahl ich ihm kurz. »Ich möchte, dass Sie zu dem Treffen kommen. Sie können Sklaven mitbringen, die Ihr Zeug zusammenpacken. Wie steht’s denn eigentlich mit Ihren Heiratsplänen?«
    Diomedes schaute verlegen. »Erst mal auf Eis gelegt wegen der ganzen Probleme bei der Bank.«
    »Zu dumm! Natürlich hätte Vibia Sie abgeschoben, nachdem Sie zugestimmt haben, eine ihrer Verwandten zu heiraten. Frauen können in solchen Sachen komisch sein.« Diomedes äußerste dazu keine Meinung. »Sie werden also zusammen mit Ihrer Mutter und Lucrio nach Griechenland fliehen?«
    »Mutter hält es für das Beste.«
    »Tun Sie das nicht, wenn Sie nicht wollen. Rom ist der einzig wahre Ort. Wovor laufen Sie weg?«
    »Vor nichts«, erwiderte Diomedes rasch.
    Ich beschloss, an dieser Stelle aufzuhören. Ich schaute ihn an. »Na gut. Griechenland ist eine römische Provinz. Wir können Sie zurückholen, wenn wir müssen. Aber ich hoffe, dass ich morgen alles klären kann. Dann sollten wir wissen, wer Ihren Vater umgebracht hat, und man kann Ihnen erlauben, das Land zu verlassen … Wo ist dieser Priester?«
    Er holte den Priester, einen anderen als den, den ich befragt hatte. Dieser Bursche, ein argwöhnischer keltischer Biersäufer, gab dem Sohn genau das Alibi, das er brauchte. Diomedes hatte der Minerva an dem Tag, als sein Vater starb, von der Morgen- bis zur Abenddämmerung gehuldigt, hatte gebetet und ihr Gerstenküchlein dargebracht. Ich war überrascht, dass der Tempel so lange offen blieb. Ich stellte den angeblich glühenden Verehrer vor der Göttin mit ihrem gorgonenköpfigen Schild, ihrem strengen Helm und ihrem uralten Speer auf. »Schwören Sie jetzt, in Anwesenheit dieses Priesters und im Namen der heiligen Minerva, dass Sie am Tag, als Ihr Vater starb, vom Morgen bis zum Abend in diesem Heiligtum waren!«
    Diomedes leistete den Schwur. Ich konnte mich gerade noch zurückhalten, ihn nicht einen verlogenen Hund zu nennen.
    Ich ließ ihn gehen, erinnerte ihn nur noch mal daran, dass er morgen zu meinem letzten Verhör zu erscheinen habe.
    Mit einer leichten Handbewegung hielt ich den Priester zurück. Sobald Diomedes außer Sichtweite war, seufzte ich erschöpft. »Also gut. Ich bin nicht die leichtgläubige Nymphe, für die Diomedes mich hält. Raus damit. Wie viel hat er dem Tempel versprochen, und wie viel hat er Ihnen bezahlt?«
    »Sie beleidigen die Göttin!«, kreischte der Priester. (Die himmlische Göttin gab keinen Kommentar dazu ab, eine wahre Patronin der Weisheit.)
    Ich versuchte es sowohl mit Überredung als auch mit Drohung, aber ich kam nicht weiter. Der Priester ließ sich nicht von der angedeuteten Macht der Vigiles überzeugen und lachte einfach nur über meinen fein formulierten Vortrag zum Meineid. Das war deprimierend. Ich hatte gedacht, meine Argumente seien sowohl stichhaltig als auch elegant dargelegt. Als Privatermittler war ich äußerst kompetent darin, über dieses wenig glanzvolle Verbrechen zu sprechen, da ich jede Menge Meineide zu Gunsten meiner skrupelloseren Klienten geleistet hatte.
     
    Als ich verzagt von dannen ging, huschte der Priester mit schuldbewusstem Gesicht wieder nach drinnen. Dann fiel mir eine Prozession auf, Männer allen Alters und in jedem Stadium der Verwahrlosung, die ein Seitengebäude des Tempelkomplexes betraten. Sie wirkten unterschiedlicher, als man es bei den zeremoniellen Versammlungen der meisten Handwerksgilden erwartet hätte. Übergewichtig oder rappeldürr, schlecht gekleidet oder pedantisch akribisch, manche wie kurzsichtige Revisoren, manche so abwesend, dass sie von der Gruppe beinahe zurückgelassen wurden, und einige wie Straßenhändler. Zipflige Haarschnitte, die eine Schande für den Barbierberuf waren. Abgerissene Fingernägel. Flecken. Sie verbanden die Eigentümlichkeit von

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