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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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bat ich mit dem Sklaven sprechen zu können, der Botschaften überbrachte. »Warst du wieder bei allen Autoren? Kommen sie heute alle?«
    »Klar.« Der Bote war ein kecker Bursche, der zu wissen schien, was er tat.
    Ich stellte ihn auf die Probe. »Jemand sagte mir, du würdest falsche Anweisungen geben. ›Bringt doch immer alles durcheinander‹ waren die Worte, die benutzt wurden.«
    »Ha! War das Pacuvius? Scrutator? Der quatscht viel zu viel. Hört nie richtig zu. Und immer ist er mit den Gedanken woanders. Bei dem alten Geißbock muss man stets auf der Hut sein – wenn Sie wissen, was ich meine.« Er zwinkerte mir zu, wollte durchblicken lassen, dass er ein gut aussehender Junge war und Scrutator ein Auge auf ihn geworfen hatte. Es hätte stimmen können, war aber auch die übliche Ausrede aller Sklaven.
    »Sonst noch Ansichten zu den Schreiberlingen, die unter Chrysippus’ Patronat standen?«
    »Constrictus versucht immer mir Geld für was zu trinken abzuluchsen.« Sich Geld von dem eigenen Sklaven zu leihen, war eine Sache; bei dem eines anderen zu schnorren, war vermutlich verboten und zeugte auf jeden Fall von schlechten Manieren. »Turius ist ein Nichtsnutz. Avenius – der ist inzwischen tot, oder? – war noch schlimmer. Wollte dauernd, dass ich den anderen nachschnüffelte.«
    »Was gab’s denn zu schnüffeln?«
    »Woher soll ich das wissen?« Falls er tatsächlich was wusste, gedachte er nicht, mir das zu erzählen. Aber hatte er Skandale an Avenius weitergegeben? Leider hatte ich das mir von den Vigiles zugeteilte Bestechungsgeld schon verbraucht. (Was nicht schwer war; Petronius hatte mir nie welches gegeben.)
    »Urbanus?«
    »Der ist in Ordnung.«
    »Ja, mir hat er auch gefallen. Vermutlich ist er ein Gauner …«
    Wir tauschten ein Grinsen aus. »Du warst also der Bote an dem Tag, als dein Herr gestorben ist. Könntest du mir die Liste der Männer bestätigen, die er in die Bibliothek eingeladen hatte?«
    Ich befürchtete, dass dabei ein neuer Verdächtiger auftauchen würde, denn mir blieb keine Zeit mehr für weitere Ermittlungen. Aber der Sklave wiederholte nur die alte Liste.
    »Es gibt ein Problem«, gestand ich. »Urbanus sagt, er sei der Aufforderung nicht nachgekommen, aber laut euren Pförtnern stimmt die Anzahl der Besucher mit der Liste überein. Hast du dazu eine Idee?«
    »Urbanus hatte mir gesagt, dass er nicht kommen würde.«
    »Und wer kam dann an seiner Stelle?«
    »Der neue Schriftsteller.«
    »Welcher neue Schriftsteller?«
    »Seinen Namen weiß ich nicht. Er kam aus eigenem Antrieb. Ich traf ihn auf der Türschwelle. Da er noch nie hier gewesen war, fragte er mich, wohin er zu gehen hätte.«
    »Er hat dir gesagt, dass er Schriftsteller ist?«
    »Das wusste ich bereits.«
    Ich stieß ein leises Knurren aus. »Du hast gerade erklärt, du kennst ihn nicht!«
    Der Bote strahlte triumphierend. Mich erst hochzuschaukeln und dann in der Luft hängen zu lassen, war der größte Spaß, den er diese Woche haben würde. »Ich weiß nicht, wie er sich nennt – aber ich weiß, wer er ist.«
    Ich atmete tief durch. »Ah ja.«
    »Wollen Sie es nicht wissen, Falco?«
    »Nein.« Auch ich vermochte zickig zu sein. Inzwischen konnte ich mir denken, wer dieser »neue Schriftsteller« vermutlich war. »Du wartest jetzt in der lateinischen Bibliothek, bis das Treffen beginnt. Bleib dort – und versuch, zu niemandem frech zu sein –, bis ich dich rufe.«
    Vor dem Haus blieb ich einen Moment in dem von Säulen flankierten Portikus stehen, damit ich den Kopf frei bekam. Ich genoss die verhältnismäßig kühle Luft unter dem schweren Steindach, bevor ich heimging, um Helena und Petronius abzuholen. Ich war schon im Morgengrauen aufgestanden, gleich nachdem die Marktstände öffneten. Inzwischen war es später Vormittag. Vernünftige Menschen freuten sich darauf, für ein paar Stunden nach drinnen zu gehen. Hunde streckten sich direkt an den Hauswänden aus, verzogen sich in die letzten Schattenreste. Auf den Straßen befanden sich nur noch diejenigen, die dringenden Geschäften nachgehen mussten – und verrückte alte Damen. Die Alte, die dauernd auf dem Clivus Publicus herumtappte, kam auch jetzt vorbei, wie gewöhnlich ihren Korb über dem Arm.
    Diesmal hielt ich sie an und begrüßte sie. »Soll ich Ihnen den Korb tragen, Mütterchen?«
    »Mach, dass du wegkommst!«
    »Ist schon in Ordnung. Ich arbeite für die Vigiles.«
    Zwecklos – die entschlossene Alte holte mit ihren Einkäufen nach

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