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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Julia aufpasse, erwiderte sie mit ungewöhnlichem Nachdruck: »Eigentlich nicht, Marcus!«
    Zweifellos hatten Maia und Anacrites nicht vor, Strauchwerk mit Pflanzenhebern auszubuddeln. Ich verfluchte Vertumnus. Gartenfeste und bedauernswertes Benehmen sind schon immer Hand in Hand gegangen. Die Leute brauchen sich nur eine pieksende Girlande aus Blättern und Äpfeln umzuhängen, und schon denken sie, dass das Leben an all den falschen Stellen aufwallt. Die Vorstellung, dass Anacrites dem Geist der Veränderung und Erneuerung opferte, war einfach zu scheußlich.
     
    Also mussten wir Julia zu meiner Mutter bringen. Helena ging nach oben und bat sie um den Gefallen. Ich traute mich nach unserer kürzlichen Auseinandersetzung noch nicht wieder zu Mama hinein.
    Petronius und ich blieben auf der Straße und sahen einer Gruppe Sklaven zu, die Bündel aus Mamas Wohnung trugen und sie einer kurzen Maultierkarawane aufluden. Ich erkundigte mich, wer da ausziehe, und sie sagten, es sei Anacrites. Für heute hatte ich genug von ihm – aber das konnte ich ertragen. Insgeheim fragte ich mich, wo sie sein Zeug wohl hinbrachten; Petro stellte die Frage offen. Zum Palatin.
    »Er hat da oben ein Haus«, teilte mir Petronius düster mit. »Schickes Ding. Alte republikanische Villa. Dienstwohnung.«
    Das war mir neu. Ich wusste nur von Anacrites’ Büro auf dem Palatin und von seiner Villa in der Campania. »Woher weißt du das?«
    »Der wohnt in meinem Bezirk«, erwiderte Petronius gewichtig. Seine Augen verengten sich vor Abneigung. Die Vigiles hassten den Geheimdienst. »Ich behalte diese Spione im Auge.«
    Helena kam wieder heraus, diesmal ohne die Kleine. Sie warf mir einen erleichterten Blick zu, der besagte, dass alles friedlich verlaufen war, dann schaute auch sie zu den Sklaven, die das Zeug des Spions verluden. Jetzt war Helena dran, jemandem zuzuzwinkern – Petronius und mir.
    »Wie ging es Mama?«, fragte ich nervös. Wenn wir später das Kind abholten, würde ich mit rein müssen.
    »Ganz gut, glaub ich.« Helena winkte jemandem freundlich zu. Sie hatte den alten Nachbarn Aristagoras entdeckt. Der stand bei einer Gruppe Neugieriger, die die Umzugsleute begafften. »Natürlich«, verkündete sie Petro und mir mit seltsamer Stimme, »gibt es durchaus die Möglichkeit, dass, während Anacrites dachte, er würde deine Mutter mit Maia betrügen, die wohlmögende und temperamentvolle Junilla Tacita ihn betrogen haben könnte.«
    Zu viel Fantasie. Sie hatte zu viele sensationelle Liebesgeschichten gelesen. Das sagte ich ihr auch.
     
    Eingeschnappt beschloss Helena, mich auf dem kurzen Weg zum Clivus Publicus zu ignorieren. Sie hängte sich bei Petronius Longus ein. »Lucius, ich wollte dich was wegen neulich Nacht fragen. Wenn du schlafend im Bett gelegen hättest, dann hätte dich der Riese umgebracht, bevor du Alarm geben konntest. Aber du hast die Bank und den Blumentopf auf die Straße geworfen. Warst du auf dem Balkon, als er reingestürmt kam?«
    »Mit einem Becher Wein!«, schnaubte ich. Wenn ja, und wenn er dort bis kurz vor dem Morgengrauen gesessen hatte, wollte ich es nicht wissen. Ich hatte genug Sorgen. Ich wollte einen besten Freund mit ungezwungener Einstellung, aber keinen, der sein Leben nicht geregelt kriegte.
    Allerdings war er absolut nicht betrunken gewesen. Sonst wäre er jetzt tot.
    »Ich habe diese Woche Nachtschicht«, erklärte er. »Ich war gerade erst heimgekommen.«
    »Und was hast du gemacht?«, hakte sie nach.
    »Nachgedacht. Die Sterne angeschaut.«
    »Gute Götter«, murmelte ich. »Offenbar hat es schon jeden erwischt – du musst eine neue Frau haben, die dich mondsüchtig macht.«
    »Ich nicht«, sagte er. Wir drängten uns durch eine Gasse, also konnte er den Blick senken, um nicht über zerbrochene Pflastersteine zu stolpern.
    »Lügner. Darf ich dich daran erinnern, dass ich dir alles erzählt habe, als ich mich verliebt hab?«
    »Jedes Mal wieder«, stöhnte er. Ich überging die Verleumdung.
    Er war immer noch zu still. Allmählich fragte ich mich, ob es ein Fehler gewesen war, ihn mitkriegen zu lassen, dass Maias Kinder nach Ostia fuhren. Seine drei kleinen Töchter wohnten jetzt dort; seine Frau war mit ihnen und ihrem Liebhaber dorthin gezogen, dem Salatverkäufer, der sich mit Imbissverkauf auf den Hafenkais ein Geschäft aufbauen wollte. Jetzt hatte ich ein schlechtes Gewissen. Wenn ich mit dem Chrysippus-Fall früher fertig gewesen wäre, hätte Petronius mit Junia und Gaius

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