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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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überrascht, als sie feststellte, dass ihr das Verlegen gefällt.«
    »Frauen geben gerissene Ladenbesitzer ab.«
    »Könnte sein. Ich fungiere jetzt als ihr Lektor. Wir werden das, was wir einkaufen, in gewissem Umfang ändern. Vibia scheint bereit zu sein, meinen Rat anzunehmen. Ich war nicht immer einer Meinung mit Chrysippus, was den Publikumsgeschmack betrifft.«
    »Er hat am Morgen seines Todes Manuskripte durchgesehen.«
    »Ja.« Das kam unerwartet kurz.
    »Kein Kommentar?«
    »Wir können die Schriftrollen nicht finden.«
    »Ich habe sie als Beweismittel konfisziert.«
    »Das ist Ihr gutes Recht.«
    »Sagen Sie, wie wenden Autoren sich normalerweise mit ihrer Arbeit an Sie?«
    »Manche werden bei Lesungen entdeckt – wie Sie, Falco.«
    Ich nahm an, dass er Spaß machte, und wischte das beiseite. »Und wie noch?«
    Er schaute nachdenklich. »Empfehlungen von Einzelpersonen oder ganz selten durch die Gilde der Schriftsteller und Schauspieler.« Wieder verstummte er, hielt immer noch etwas zurück.
    »Wie«, fragte ich, »schließt sich ein Möchtegernautor dieser Gilde an?«
    »Es gibt keine formellen Bedingungen. Er kann zum Beispiel mitzotteln und ein Mitglied ihres Schriftstellerkreises werden.« Euschemon fing den Blick des Kellners auf, der zugehört hatte. Sie lachten beide, dann erklärte Euschemon: »Manche von uns haben eine ziemlich schlechte Meinung von Schriftstellergruppen, Falco.«
    »Nutzlos«, bemerkte der Kellner. Es war das erste Mal, dass er sich einmischte. »Die sitzen rum und diskutieren, wie sie einen natürlichen Stil erreichen, und bringen nie was zu Stande. Sie sind alle ganz heiß darauf, das zu finden, was sie ihren ›erzählerischen Sprachton‹ nennen – aber der Punkt ist, dass die meisten nichts zu erzählen haben.«
    Euschemon kicherte zustimmend. »Ich habe oft genug feststellen müssen, das die meisten ein bisschen unpraktisch sind.«
    Ich schaute den jungen Mann an. »Und was ist Ihre Spezialität? Theaterstücke, Philosophie oder Lyrik?«
    »Ich schreibe Prosa.« Der Kellner, der gerne Schriftsteller sein wollte, wurde wieder schüchtern und mochte nichts mehr sagen. Das konnte Bescheidenheit sein oder kommerzielle Diskretion. Höchstwahrscheinlich war es, wie bei vielen »potenziellen Autoren«, alles ein Traum, und er hatte nie was zu Papyrus gebracht. Und würde das auch nie tun.
    Prosa war ein Thema. Ich wandte mich wieder an Euschemon. »Noch eine technische Frage, bitte. Als Skriptoriumsverwalter, was halten Sie da von griechischen Romanen? Sie wissen schon, Geschichten von Liebe und Abenteuern.«
    »Wird von den Kritikern natürlich verrissen«, sagte der Schriftrollenverkäufer. Dann lächelte er. »Oder, um es anders auszudrücken, zu viel Spaß und viel zu beliebt. Die kommen noch ganz groß raus. Werden sich wie blöd verkaufen.«
    Ich wurde nachdenklich. »Sie kaufen welche ein?«
    »Allerdings!«, versprach Euschemon mit Nachdruck.
    Als ich die Popina verließ, sah ich, dass der Kellner, der gerne Schriftsteller sein wollte, sich in privaten Träumereien verloren hatte. Er erinnerte mich an Helena, wenn sie las. Es machte ihm nichts aus, allein zu sein. Er konnte sich jederzeit seiner ihm durch den Kopf wirbelnden Bande lebendiger Figuren anschließen.
    Und im Gegensatz zu wirklichen Menschen würde die tun, was er ihnen sagte.

L
     
     
    Schon von weitem sah ich Diomedes im Tempelportikus auf mich warten. Die hohe, breite Stirn, die er von Chrysippus geerbt hatte, war unverkennbar. Ich ging schneller, da ich befürchtete, dass er trotz meiner Warnung die Nerven verlieren und fliehen könnte. Lysa besaß in dieser Familie das Rückgrat.
    »Ich habe jemanden gefunden!«, verkündete er eifrig, als wäre damit alles geregelt.
    »Hört sich gut an, Diomedes. Aber wir wollen der Reihe nach vorgehen …« Bevor ich mich von ihm zu dem Priester führen ließ, hielt ich ihn zurück und unterzog ihn der Befragung, der er bisher entgangen war. »Ich werde mir anhören, was dieser Bursche zu sagen hat, doch zuerst möchte ich von Ihnen in Ihren eigenen Worten hören, was Sie an dem Morgen gemacht haben, als Ihr Vater starb.«
    Diomedes richtete sich auf. »Ich war hier. Den ganzen Morgen. Der Priester wird das bestätigen.« Oh, das würde er bestimmt.
    »Gut«, gab ich sanft zurück. »Und was geschah vor und nach Ihrer religiösen Betätigung?«
    Darauf hatte ihn niemand vorbereitet. Trotzdem versuchte er es. »Ich bin direkt vom Haus meiner Mutter hierher gekommen.

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