Tod Eines Mäzens
mir aus. Der harte Korb traf mich gut gezielt. »Beruhigen Sie sich«, keuchte ich. »Kein Grund, so bösartig zu sein. Hören Sie, Sie sehen wie eine scharfäugige, vernünftige Frau aus; Sie erinnern mich an meine liebe Mutter … Ich möchte Ihnen nur ein paar Fragen stellen.«
»Sie sind der Mann, der den Mordfall untersucht, stimmt’s?« Sie hatte mich also schon eingeordnet. »Wird aber auch Zeit!« Ich achtete darauf, außer Reichweite des Korbes zu bleiben, und stellte meine Fragen. Wie ich vermutet hatte, war sie an dem besagten Tag um die Mittagszeit am Haus des Chrysippus vorbeigetappt. Ich war enttäuscht, dass sie niemanden mit blutbesudelten Kleidern hatte rausrennen sehen. Aber sie hatte den Mörder gesehen, dessen war ich mir sicher. Etwas höflicher als bei den anderen bat ich sie, sich in einer Stunde meiner ständig anwachsenden Zeugenschar anzuschließen. Sie sah mich an, als dächte sie, ich wollte sie als Bordellköder einfangen. Neugier hätte sie wohl auch so zum Kommen veranlasst, aber um sicherzugehen, sagte ich ihr, es gäbe kostenlos was zu essen.
Ich ging hinunter bis zur Ecke. In der Popina öffnete der klapperdürre junge Kellner eine Amphore, balancierte sie auf der Spitze, während er den Wachspfropfen herauszog. Er arbeitete lange genug hier, um einige Übung darin bekommen zu haben. Die Amphore ruhte sicher auf seinem linken Knie, während er einhändig den Pfropfen entfernte und dann mit seinem Tuch den Rand abwischte, um die Reste des Siegelwachses zu entfernen. Er hatte mir den Rücken zugekehrt.
»Philomelus!«
Sofort drehte er sich um. Unsere Blicke trafen sich. Der Kellner machte keine Anstalten zu leugnen, dass er Pisarchus’ jüngster Sohn war.
Warum sollte er auch? Er war nur ein Möchtegernschriftsteller, der eine Arbeit gefunden hatte, um seine Miete zu zahlen, während er schrieb, eine Arbeit, die ihm erlaubte, hier sehnsuchtsvoll herumzuhängen, in bequemer Reichweite des Skriptoriums zum Goldenen Pferd.
LII
Petronius Longus sah heute mehr wie sein altes Selbst aus, als ich heimkam, aber er wirkte sehr ruhig. Helena und ich nahmen ihn mit, doch zuerst mussten wir noch bei Maia vorbeischauen. Ich wollte Helena bei der Präsentation des Falles als meine Literaturexpertin dabeihaben, und da ging es nicht an, dass unsere Tochter in ihrem Gehgestell herumzottelte. Wir wollten Maia bitten, auf die kleine Julia aufzupassen, aber als wir ankamen, fanden wir sie draußen auf der Straße, wo sie ihre Kinder für die Fahrt ans Meer mit meiner anderen Schwester Junia verabschiedete.
Sie waren alle mit Bündeln bepackt für die lange Wanderung zur Porta Ostiensis, wo Gaius Baebius mit einem Ochsenkarren auf sie warten würde. Maias vier schauten mürrisch drein. Sie hatten zu Recht den Verdacht, dass dieses »Vergnügen« mit einem Hintergedanken organisiert worden war. Marius und Cloelia, die beiden Ältesten, nahmen Ancus und Rhea an die Hand, als übernähmen sie die Verantwortung für die armen kleinen Seelen, die nach Ostia geschickt und ertränkt werden sollten, um ihrer nutzlosen Mutter zu gestatten, sich dem Tanz und zügellosen Ausschweifungen hinzugeben.
Sie wurde für Anacrites befreit. Er wusste das und war zur Stelle und half dabei, ihre Brut wegzuschicken. Die Art, wie er ihre Ranzen festschnallte, wirkte regelrecht kompetent. Der Spion hatte wahrscheinlich gelernt, mit Kindern umzugehen, während er die Unschuldslämmer folterte, damit sie ihre Eltern an Nero verrieten, aber Maia und Helena schienen beeindruckt zu sein. Petronius und ich hielten uns abseits und beobachteten das Ganze grimmig.
»Ich habe mir für das Fest des Vertumnus freigenommen«, teilte Anacrites mir fast entschuldigend mit. Die Prügelei mit Papa wurde nicht erwähnt, obwohl ich zu meiner Genugtuung sah, dass Anacrites ein Blumenkohlohr hatte. Ja, nachdem man es bemerkt hatte, fiel es schwer, nicht hinzustarren. Wie er das wohl Maia erklären wollte, die gerade ihren Kindern nachwinkte? Marius und Cloelia weigerten sich dickköpfig, zurückzuwinken. Marius weigerte sich sogar, mich wahrzunehmen, als ich ihm zuzwinkerte. Ich kam mir wie ein Verräter vor, was er auch beabsichtigte.
»Vertumnus? Aber das ist doch erst morgen.« Hades. Das hieß, dass meine Schwester und der Spion die ganze Zeit zusammen sein würden – im Bett, zum Beispiel.
»Ich gärtnere sehr gerne!«, zwitscherte Maia strahlend.
Als wir sie fragten, ob es ginge, dass sie die nächsten paar Stunden auf
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