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Tod eines Tenors

Tod eines Tenors

Titel: Tod eines Tenors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rhys Bowen
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Obwohl es eigentlich nicht wirklich still war hier oben.
    Sie konnte das Seufzen des Windes hören, der durch die Gräser strich, und das leise Murmeln eines Bachs. Noch immer blökten irgendwo da oben in den Wolken die Schafe, aber es gab keine vertrauten Geräusche: weder den Verkehrslärm, noch das Gehupe oder die heulenden Sirenen, die das Leben in großen Städten begleiten.
    Sie atmete tief durch und strich über ihre zerknitterte schwarze Bluse. Dann öffnete sie das Gartentor und ging über die kiesbedeckte Zufahrt zur Haustür. Sie wurde von einer großen, hageren Frau geöffnet, die eine unvorteilhafte, erbsengrüne Strickjacke und einen Tweedrock trug. Die Frau musterte den modischen Schnitt ihrer Kleidung und den beunruhigend schwarzen Ponyhaarschnitt, der das blasse, elfenhafte Gesicht mit den großen blauen Augen umrahmte. Gefärbt. Die Frau hatte ihr Urteil schnell gefällt und rümpfte die Nase, um ihre Missbilligung zu zeigen.
    »Ja? Kann ich Ihnen helfen?« Die Stimme hatte nur eine Spur des walisischen Tonfalls.
    Das Mädchen starrte sie ungläubig an. »Ich - ich bin nicht sicher«, stammelte sie. »Ich weiß nicht, ob ich hier richtig bin.«
    Die Frau verschränkte die Arme über der erbsengrünen Strickjacke. »Wenn Sie Bed & Breakfast suchen, wir nehmen keine Touristen«, sagte sie. »Und wenn Sie zu meinem Mann wollen ...«, sie machte eine Pause, als sie die Reaktion auf dem Gesicht des Mädchens sah, »tut mir Leid, er ist im Moment sehr beschäftigt. Er arbeitet an seiner Sonntagspredigt.«
    »Predigt?« Dem Mädchen wurde klar, dass sie wie ein Papagei klang.
    »Er nimmt seine Predigten sehr ernst«, fuhr die Frau fort. »Er predigt nämlich auf Walisisch und auf Englisch, müssen Sie wissen. Das ist geradezu eine rhetorische Meisterleistung.«
    Das Mädchen starrte sie mit offenem Mund verständnislos an. Die Frau hätte auch vom Mars kommen oder Chinesisch sprechen können.
    »Entschuldigen Sie«, sagte sie, den Rückzug antretend. »Ich muss mich geirrt haben. Ich suche nach einem Freund, aber er ist offensichtlich nicht hier. Bitte entschuldigen Sie die Störung.«
    »Ich könnte nachsehen, ob mein Mann einen Moment Zeit für Sie erübrigen kann«, sagte die Frau einlenkend. »Er würde es nicht gutheißen, dass ich jemanden wegschicke, der seine Hilfe braucht. Er nimmt seine christlichen Pflichten sehr ernst.«
    »Ihr Mann ist der Pfarrer?«, fragte das Mädchen.
    »Natürlich ist er der Pfarrer. Was dachten Sie denn, wer er ist? Reverend Powell-Jones. Ich bin Mrs.
    Powell-Jones. Vielleicht kann ich Ihnen helfen?«
    Unvermittelt begann das Mädchen zu lachen. »Reverend Powell- Jones? Das ist Ihr Haus?
    Entschuldigung. Ich habe mich wirklich geirrt. Ich muss gehen.«
    Sie floh den lorbeergesäumten Vorderweg hinunter, schnell zurück zu ihrem Zufluchtsort, dem Auto.
    Gerade als sie ihre Hand auf die Gartentür legte, trat ein junger Mann zwischen den Büschen hervor und versperrte ihr den Weg.
    »Was machst du hier?«, fragte er.
    Sie schüttelte trotzig den Kopf. »Das ist ein freies Land. Ich kann gehen, wohin ich will.«
    Er griff nach ihrem Arm. »Sei kein Dummkopf, Christine. Verstehst du denn nicht - es ist aus. Vorbei.
    Du bist Geschichte, Süße.«
    »Lass mich los!« Sie versuchte sich zu befreien.
    »Geh nach London zurück, Chrissy, bitte, bevor du einen kompletten Narren aus dir machst und am Ende jemand verletzt ist.«
    »Ich sagte, lass mich los!« Ihre Stimme war gefährlich laut geworden. »Lass mich. Ich bin erwachsen, Justin. Ich kann selbst auf mich aufpassen.«
    Sie entwand sich seinem Griff. »Hau ab, Justin!« Sie schrie nun. »Ich werde nicht einfach nach Hause fahren und vergessen, dass es passiert ist. So leicht wirst du mich nicht los!«
    Sie stieß ihn zurück, schlug die Autotür zu, startete den Wagen und fuhr mit quietschenden Reifen davon. Der junge Mann sah ihr hinterher, dann schlug er wütend gegen den Torpfosten, bevor er quer durch den Garten lief und wieder zwischen der Hecke verschwand.
    Die junge Frau verlangsamte ihre Fahrt, als sie oben am Pass an eine Kreuzung kam. Eine Straße führte hinunter nach Beddgelert und zur Küste, die andere nach Betwys-y-Coed. Sie hielt an, unentschlossen, welche Richtung sie einschlagen sollte. Tränen traten ihr in die Augen, ihr Blick verschwamm. Sie hatte nicht die geringste Vorstellung, was sie nun tun sollte.

2. KAPITEL
    Constable Evan Evans trat aus der Polizeiwache von Llanfair und stand ein wenig herum,

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