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Tod eines Tenors

Tod eines Tenors

Titel: Tod eines Tenors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rhys Bowen
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habe noch nie in meinem Leben wirklich sauber gesungen - jedenfalls nicht mehr nach meiner Zeit im Kinderchor.«
    »Du kannst gar nicht schlechter sein als wir«, sagte Charlie. »Erbärmlich, das ist es, bach Evan, und bis zum regionalen Eisteddfod in Harlech ist's nur noch einen knappen Monat. Kannst du nicht kommen und uns helfen?«
    »Ich glaube wirklich nicht, dass ich eine große Hilfe wäre, Charlie. Ich kann nicht mal Noten lesen.«
    »Das brauchst du auch gar nicht. Austin-Mostyn wird dir die Lieder schon einbläuen. Er ist ein richtiger Pedant - nimmt seine Sache sehr ernst. Erwartet von uns, dass wir so gut wie der verdammte Walisische Opernchor sind.« Er grinste Evan an und entblößte dabei einige Zahnlücken. »Sag doch wenigstens, dass du heute Abend zur Probe kommst. Ich habe es versprochen. Hinterher lade ich dich auch auf ein Bier in den Dragon ein.«
    Evan seufzte. »Na gut, ich hatte heute Abend ohnehin noch nichts vor ...«
    Charlie kicherte. »Keine heiße Verabredung mit der Lehrerin?«
    »Ach hör doch auf, Charlie! Bronwen und ich sind ...«
    »Nur gute Freunde, ich weiß. Das erzählen auch die Politiker dem Daily Mirror, wenn sie in der Karibik mit einer hübschen Französin erwischt werden.« Er klopfte Evan auf die Schulter. »Du solltest die kleine Betsy-die-Bar ausführen. Mit der könntest du mehr anstellen, als Vögel zu beobachten.«
    »Das bezweifle ich nicht«, sagte Evan trocken. Er war die ständigen Kuppelversuche der Dorfbewohner allmählich leid.
    »Betsy-die-Bar?«, fragte Mrs. Williams von der Tür her. »Das ist nicht die Richtige für ihn. Mr. Evans ist ein ernsthafter und kultivierter junger Mann. Sie wollen doch nicht, dass er ein Mädchen ausführt, das viel zu kurze Röcke und tiefe Ausschnitte trägt. Was er braucht, ist ein gebildetes Mädchen, das kochen kann. Unsere Sharon zum Beispiel...«
    »Du liebe Güte! Muss das jetzt sein?«, unterbrach Charlie, Evan gnädig davor bewahrend, noch mehr über Mrs. Williams umfangreiche Enkelin hören zu müssen.
    »Ich gehe jetzt besser auch«, sagte Evans mit einem Blick auf die Küchenuhr über der alten walisischen Anrichte.

    »Kommst du nun heute Abend?« Charlie verharrte in der Küchentür.
    »Ich werde da sein«, antwortete Evan, »aber ich verspreche nichts.«

3. KAPITEL
    »Ich bin Ihnen sehr dankbar, Constable Evans.« Mostyn Phillips schüttelte Evan die Hand, nachdem sie aus dem Gemeindesaal getreten waren. Es war schon fast dunkel, und als sie die Abkürzung zum
    Red Dragon einschlugen, zeichnete sich der Gipfel des Mount Snowdon schwarz gegen einen silberfarbenen Himmel ab.
    »Ich hoffe, Sie haben sich entschieden, unser kleines Projekt zu unterstützen«, fuhr Mostyn fort.
    »Wie Sie gesehen oder besser gehört haben, könnten wir eine zusätzliche Stimme wirklich brauchen.«
    Evan dachte, dass der bescheidene Beitrag seiner nicht ganz melodiesicheren Stimme aus dem Cor Meibion von Llanfair wohl kaum ein preiswürdiges Ensemble machen würde, aber er sagte nichts.
    Mostyn Phillips, der seine Aufgabe so ernst nahm und mit einem Chor aus lauter alternden Stimmen konfrontiert war, tat ihm Leid. Die meisten Sänger waren ungefähr der gleiche Jahrgang wie Charlie Hopkins - alles ehemalige Arbeiter der Schiefermine, die das Chorsingen fast als eine Bedingung für ihr Leben in Llanfair betrachteten. Es gab derzeit nur ein paar junge Männer im Dorf, und für diese Teenager - Enkel und Neffen, die einfach mitgeschleppt wurden - war der Chor eher ein Ulk.
    »Zu seinen Hochzeiten war das mal ein richtig guter Chor«, redete Mostyn weiter, Evans Gedanken aussprechend. »Als die Schiefermine noch in Betrieb war, war jeder Mann hier in der Gegend stolz darauf mitzusingen. Hat Charlie Ihnen die Pokale gezeigt, die wir damals gewonnen haben? Ja, das war was - sogar den National Eisteddfod haben wir einmal gewonnen, nicht nur kleine hier in der Gegend.«
    Evan sah Mostyn Phillips an. Er war ein eleganter kleiner Mann mit einem gepflegten Oberlippenbärtchen. Seine Kleidung war stets förmlich, Blazer und Streifenkrawatte oder Tweedjackett und Halstuch. Sein Aufzug und sein Auftreten erweckten den Eindruck, als sei er in einer Zeitschleife hängen geblieben. Nie konnte er vergessen, dass er auch Lehrer war. Es musste ein ständiges Ärgernis für ihn sein, eine undisziplinierte Gruppe von Männern vor sich zu haben, denen man nicht mit Nachsitzen drohen durfte.
    »Manchmal frage ich mich«, fuhr Mostyn fort, »ob es wirklich

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