Tod eines Tenors
richtig war, uns wieder beim Eisteddfod anzumelden. Mein Ruf hängt davon ab. Ich bin nämlich bekannt für die Qualität meiner Chöre, Mr.
Evans.«
»Dann sollten Sie vielleicht noch einmal darüber nachdenken«, sagte Evan. »Ich bezweifle sehr, dass Sie uns in einem Monat in Form bringen können.«
»Aber der Wettbewerb tut den Männern gut. Er gibt ihnen ein Ziel, und wir sind auch nur in der Kategorie kleine Chöre mitunter hundert Stimmen gemeldet.« Vertraulich beugte er sich zu Evan. »Ich hoffe, die Jury mit meiner Musikauswahl zu verblüffen.«
Sie erreichten den Red Dragon gleichzeitig mit zwei Frauen, und Mostyn sprang hinzu, um ihnen die Tür aufzuhalten.
»Nach Ihnen, die Damen«, sagte er mit einer Verbeugung und brachte die beiden rundlichen Dorfmatronen zum Kichern.
»Diolch yn fawr, vielen Dank«, nuschelten sie.
»Schön zu wissen, dass die Kavaliere der alten Schule noch nicht völlig ausgestorben sind, was, Sioned?«, rief eine der beiden mit einem Blick zurück auf Mostyn.
»Halten Sie uns auch die Tür auf, Austin-Mostyn?« Roberts-der- Tankwart stieß Charlie Hopkins in die Rippen, während sie durch die offene Tür gingen.
»Nein, Constable Evans. Ich werde trotzdem weitermachen«, nahm er den Faden wieder auf, während sie den Männern nach drinnen folgten. »Ich bin Optimist. Ich glaube an ein Wunder.«
»Ich befürchte, Wunder geschehen nicht allzu oft, Mr. Phillips«, antwortete Evan.
»Na, sieh mal einer an, da ist er ja!« Betsys hohe, klare Stimme durchschnitt das Stimmengemurmel in der überfüllten Bar. Ihr Gesicht hellte sich auf, als Evan unter dem großen Eichenbalken am Eingang erschien und sich einen Weg durch die Menge bahnte. »Charlie hat mir gerade gesagt, dass er dir ein Bier ausgibt, um deinen Choreintritt zu feiern.« Sie strahlte Evan an, zog ihr T-Shirt glatt und damit zugleich ihren Ausschnitt noch etwas tiefer.
»Ich habe nicht gesagt, dass ich eintrete«, erläuterte Evan, während er sich zwischen Charlie und Evans-den-Fleischer drängte. »Ich habe lediglich versprochen vorbeizukommen und mir die Sache mal anzusehen. Das habe ich. Und jetzt hätte ich gerne das versprochene Bier ...«
Die anderen Männer wussten, dass er spaßte, aber Mostyn Phillips sah ihn entsetzt an. »Oh, aber Constable Evans, Sie können uns jetzt nicht im Stich lassen! Wir brauchen Sie, guter Mann. Wir schaffen es nicht ohne Sie.«
»Du wirst noch ein Star, Evan«, sagte Betsy, ihre Augen lächelten ihn an, während sie ihm ein fast überlaufendes Glas reichte. »Ich wusste immer, dass du verborgene Fähigkeiten haben musst, es braucht nur die richtige Person, die sie aus dir herauslockt.« Sie sah ihn so unverwandt an, dass er einen großen Schluck Bier nehmen musste.
Warum konnte er Betsy nicht einfach sagen, dass er nicht interessiert war, dann würde sie vielleicht endlich mit diesem peinlichen Unsinn aufhören.
»Na, Evan, hast du gehört, dass morgen am Kai von Caernarfon ein Musikfest stattfindet?« Betsy tat so, als wären sie alleine und als stünde nicht der Rest von Llanfair um sie herum. »Mit Musikbands und Tanz und allem.«
»Die Hälfte meiner Schüler spielt in diesen Bands«, erklärte Mostyn. »Da versuche ich, ihnen die Liebe zu richtiger Musik beizubringen, und was wollen sie? Heavy Metal, was immer das ist.«
Ein kalter Luftzug kam von der Tür, und alle drehten sich um.
»Es ist y Parch, der Pfarrer«, murmelte Charlie und stieß Evan in die Rippen. »Ab jetzt sollten wir lieber aufpassen, was wir sagen. N' Abend, Reverend«, rief er, als die Menge sich teilte, um Reverend Parry Davies, den weltlicheren der beiden Pfarrer, zum Tresen durchzulassen.
»Einen guten Abend allerseits.« Reverend Parry Davies nickte den Umstehenden freundlich zu. »Ein Glas von Ihrem besten bitte, meine Liebe. Ich habe heute einen Durst, dass ich den Llyn Llydaw austrinken könnte.«
»Sie haben wohl Ihre Predigt für Sonntag geübt, was Reverend?«, fragte Evans-der-Fleischer. Es war allgemein bekannt, dass er Stammgast in der anderen Kapelle war und deren Pfarrer, Mr.
Powell-Jones, für Davies weit überlegen hielt. »Wann fangen Sie denn an, auf Walisisch zu predigen?
Ist Ihnen unsere Muttersprache nicht gut genug?«
»Ich muss mich um alle kümmern, Gareth«, sagte Reverend Parry Davies noch immer freundlich lächelnd. »Und nicht jedermann spricht Ihre Muttersprache so gut wie Sie und ich.« Er sah sich stolz um.
»Tatsächlich habe ich gerade einige der
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