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Tod für Don Juan

Tod für Don Juan

Titel: Tod für Don Juan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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herausgekommen. Ich bin zwar kein Experte auf diesem
Gebiet, aber wir haben auch Beachtliches an modernen Bauten aufzuweisen. Ich
will das heute abend nicht allzusehr vertiefen, aber nehmen Sie zum Beispiel
St. Catherine’s, das Werk des berühmtesten dänischen Architekten, Arne — äh —
Johansen — »
    «Jacobsen», bemerkte Kemp sotto
voce.
    «Bitte?»
    «Sie sagten Johansen», sagte
Kemp halblaut.
    «Aber nein. Ich habe doch
Jacobsen gesagt, oder?»
    Die Reisegruppe beteuerte im
Chor, Downes habe jedenfalls nicht Jacobsen gesagt, und ein, zwei Sekunden
bedachte Downes seinen Kollegen mit einem Blick, den man als blanken Haß hätte
deuten können, hätte darin nicht auch eine Spur von Vorsicht und Resignation
gelegen. Seinen Zuhörern schenkte er ein charmantes Lächeln und fuhr fort:
    «Ich bitte um Verzeihung, aber
bei diesen Dänen weiß man nie so genau... Ist Ihnen im wirklichen Leben schon
mal jemand über den Weg gelaufen, der Hamlet hieß? Apropos Hamlet — Sie haben,
wie ich sehe, auch Stratford-on-Avon auf dem Programm...»
    «Ich denke, es heißt
Stratford-upon-Avon», zirpte eine dünne, schrille Stimme.
    Doch allmählich kam Downes in
Schwung. «Wie schön ist es doch für uns in Oxford, Mrs. — äh —»
    «Roscoe, Sir. Mrs.
Janet Roscoe.»
    «Wie schön ist es doch für Dr.
Kemp und Mrs. Williams und mich, eine Besucherin unter uns zu wissen, Mrs.
Roscoe, die sich in unserer Kultur auskennt. Ich wollte gerade erwähnen — nur
nebenbei natürlich — , daß das Swan Theatre dort meiner Meinung nach —»
    Alle hatten gesehen, daß die
Tür aufgegangen war, und blickten etwas verblüfft auf den Unbekannten, der den
Raum betreten hatte.
    «Mrs. Williams? Ist hier eine
Mrs. Williams?»
    Die Lady, die sich in der Nähe
des Getränketischs aufgehalten hatte, meldete sich mit erhobenem Zeigefinger.
    «Könnte ich Sie wohl mal kurz
sprechen?» fragte Sergeant Lewis.
     
     
     

8
     
    Der Gin and It, den Madame zu sich nimmt, scheint zu etwa gleichen Teilen
gemischt zu sein, trotzdem hat man den Eindruck, daß sie erheblich mehr Gin als
It an die Atmosphäre abgibt. (Hugh Sykes-Davies, Obiter Dicta)
     
    In dem im ersten Stock
gelegenen Büro des Hoteldirektors — einem hohen Raum, in dem Douglas Gascoine,
ein bebrillter, intelligent wirkender Mann Anfang Vierzig mit Erfolg um die
Aufrechterhaltung des hohen Niveaus bemüht war, das man von einem mit so
zahlreichen Sternen bedachten Etablissement mit Fug und Recht erwarten durfte —
fiel Morses Blick sogleich auf die große Hausbar zu seiner Linken. An den
Wänden hingen alte Fotos, Karikaturen, Diplome, gerahmte Briefe und eine Serie
hübscher Aquarelle, auf den Tischen darunter drängten sich Monitore, Drucker, Telefone,
Ein- und Ausgangskörbe, Telefaxgeräte und herausgezogene Schubladen. Die
Vorhänge waren — wie in der St. John’s Suite — geschlossen und verdeckten die
Sicht auf die Fassade des Ashmolean, auf der, wenn auch aus größerer Höhe,
vorhin kurz Laura Strattons Blick geruht hatte.
    «Es ist eben nur so», sagte
Gascoine gerade, «daß uns — jedenfalls zu meiner Zeit — noch nie jemand hier im
Haus gestorben ist.»
    «Aber Diebstähle hat es doch
wohl gegeben?»
    «Ja, gelegentlich mal eine
Kamera, die offen herumlag, oder Sachen in der Art. Aber nie etwas so
Wertvolles.»
    «Warum sie es wohl nicht im
Hotelsafe deponiert hat...»
    Gascoine schüttelte den Kopf.
«Wir bieten es immer an, aber...»
    «Versichert?»
    Der Hoteldirektor deutete auf
die geschlossene Tür zu seiner Rechten und senkte die Stimme.
    «Höchstwahrscheinlich, meint
Mr. Stratton, aber er ist noch nicht so ganz wieder da. Dr. Swain hat ihm etwas
gegeben, im Augenblick ist ein Bekannter bei ihm, ein gewisser Howard Brown.»
Hinter der Tür hörte Morse von Zeit zu Zeit leises Gemurmel.
    Lewis steckte den Kopf zur Tür
herein, es war ihm gelungen, Mrs. Sheila Williams aufzutreiben. Gascoine stand
auf und überließ den beiden Kriminalbeamten das Feld.
    «In meinem Büro steht Ihnen,
wie ich schon sagte, alles zur Verfügung, was Sie brauchen. Kann sein, daß wir
hin und wieder mal etwas holen müssen, aber —»
    «Vielen Dank, Sir.»
    Gascoine verließ sein Revier.
Bühne frei für Morse.
    Und für Sheila Williams.
    Eine attraktive Frau, fand
Morse. Sehr attraktiv sogar. Mitte Dreißig, vielleicht auch etwas darüber,
glänzende dunkelbraune Augen, die Verletzlichkeit, Sinneslust und einen
leichten Schwips signalisierten.
    Eine gefährliche

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