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Tod für Don Juan

Tod für Don Juan

Titel: Tod für Don Juan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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(1927—1980)
    4 H. V. D. Dyson (1896—1975)
    5 James Blish (1921 —1975)
    6 Theodore und Sibley,
ertrunken (1893)
    7 Sir John Stainer (1840—1901)
    8 Walter Pater...
     
    Ja, das war’s!
    Etwa zwanzig Minuten mußte
Ashenden durch hohes Gras stapfen, mußte den Efeu von vielen schwer lesbaren
Inschriften abstreifen, bis er das gedrungene Kreuz gefunden hatte:
     
     
    In te, Domine, speravi
    WALTER PATER
    gest. 30. Juli 1894
     
    Gleich darauf sah er jenen
anderen Stein, nach dem er eigentlich gesucht hatte, mit der noch schlichteren
Inschrift:
     
     
    JAMES ALFRED BOWDEN
    1956-1981
    Requiescat
     
     
    Einige Minuten verharrte
Ashenden reglos, indes die Schatten länger wurden. Ein wohltuendes friedliches
Fleckchen Erde für die letzte Ruhe, dachte er. Und doch hatte niemand Sehnsucht
nach dem Tod, am allerwenigsten John Ashenden, der sich fragte, ob Jimmy Bowden
auf seinem schmerzensreichen Krankenlager je dem überzeugten und dogmatischen
Atheismus abgeschworen hatte, den er in den frühen Morgenstunden jenes
unvergeßlichen Tages so wortreich vorgetragen hatte. Wohl kaum... Und auch an
jene Postkarte dachte er, auf die er nie geantwortet hatte.
    Weit und breit war kein Mensch
zu sehen, niemand beobachtete, wie Ashenden, noch einmal sichernd nach rechts
und links blickend, das verwucherte Wurzelwerk des Efeus hinter Bowdens kleinem
Kreuz teilte und etwas aus der rechten Tasche seines Regenmantels nahm, was er
sorgsam am Fuß des Kreuzes niederlegte, wie er den Efeu wieder darüberbreitete
und mit fast altjüngferlicher Sorgfalt so zurechtzupfte, als habe ihn nie eine
Menschenhand berührt.
    Er hatte es nicht eilig, und
auf seinem gemächlichen Weg zum Ausgang blieb er hin und wieder stehen und las
eine Inschrift, auch die für «Kenneth Grahame, der am 6.Juli 1932 diese Welt
verließ und der den Kindern und der Literatur so viel geschenkt hat». Eine
schöne Formulierung, fand Ashenden. Auch nach «Theodore und Sibley, ertrunken
(1893)» sah er sich um, aber es war jetzt schon so dunkel, daß er nicht mehr in
Erfahrung bringen konnte, wer sie waren und wo sie der nasse Tod ereilt hatte.
    Vor der Rückkehr ins Randolph genehmigte er sich in der Bar des King’s Arms noch ein gepflegtes
Flowers vom Faß, eine Entscheidung, die Inspector Morse von ganzem Herzen
gutgeheißen hätte.
     
     
    Shirley Brown hatte sich
losgemacht, als sie und Eddie zehn Minuten nach fünf in die Beaumont Street
einbogen.
    «Du kannst sagen, was du
willst, Ed, ich möchte trotzdem wissen, wo er hinwollte.»
    «Ach, laß doch, Shirl. Schwamm
drüber!»
    «Er hat sich auffallend rasch
davongemacht, das hast du doch auch gemerkt.»
    «Meinst du wirklich, daß er uns
gesehen hat?»
    «Klar hat er uns gesehen»,
sagte Shirley Brown in ihrem gedehnten kalifornischen Tonfall.
    Sie waren allein im
Gästeaufzug. Im dritten Stock verabschiedeten sie sich.
    «Bis gleich, Shirl.»
    «Ja, bis gleich. Schönen Gruß
an Laura. Hoffentlich hat sie ihre Füße gut ausgeruht.»
    Eddie Stratton ging ohne ein
weiteres Wort auf die Tür von Zimmer 310 zu.
     
     
     

10
     
    Törichte
Beharrung ist das Schreckgespenst kleiner Geister. (Ralph Waldo Emerson ,
Essays)
     
    Morse war schon zu lange bei
der Polizei, als daß er bei einem Todesfall und einem Diebstahl oder (was ihm
mittlerweile wahrscheinlicher schien) einem Diebstahl und einem Todesfall an
zwei zufällig zusammenfallende Ereignisse hätte glauben mögen. Wegen der
Aufklärung des Diebstahls machte er sich keine großen Hoffnungen. Während er
jederzeit bereit war, mit einem Mörder intellektuell die Klingen zu kreuzen,
schätzte er seine Chancen, einen einigermaßen geschickten — oder auch nur
durchschnittlichen — Einbrecher dingfest zu machen, eher gering ein. Und wenn
Laura Stratton — worüber weitgehend Einigkeit zu bestehen schien — tatsächlich
die Tür nur angelehnt hatte, damit ihr Mann später ohne Schlüssel das Zimmer
betreten konnte; wenn sie tatsächlich so leichtsinnig gewesen war, ihre
Handtasche auf den Nachttisch gleich neben der halboffenen Tür zu stellen; wenn
jemand etwas davon gewußt, ja selbst wenn dieser Jemand vorher nichts davon
gewußt hatte, sprach sehr viel für ein promptes Verschwinden der Handtasche.
Innerhalb einer Viertelstunde, schätzte Morse. Da beten wir (manche
jedenfalls): Und führe uns nicht in Versuchung... Und dann lassen wir
unbekümmert unsere Fotoapparate, Ferngläser, Radios, Tennisschläger und
Handtaschen auf dem Rücksitz liegen und

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