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Tod Im Anflug

Titel: Tod Im Anflug Kostenlos Bücher Online Lesen
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weil die Männchen nicht – wie das bei uns üblich ist – miteinander gekämpft haben, hat das Weibchen die Initiative ergriffen und ihm Gift unters Futter gemischt. Doch das Männchen war nicht dumm, hat etwas geahnt und es nicht angerührt. Also hat die Flügellose das Futter weggeworfen und leider hat Neptunus es gefunden und davon gefressen, genauso wie Tiger, der Kater. Beide haben sich an dem Futter, das für das Männchen gedacht war, vergiftet.«
    Tom ging absichtlich nicht zu sehr ins Detail, Worte wie Observation, Vernehmung und Fingerabdruckpulver ließ er bewusst fort. Das hätte bloß mehr Fragen aufgeworfen, als er hätte beantworten wollen.
    »Aber damit nicht genug«, setzte er seinen Bericht fort. »Da der erste Mordanschlag auf ihr Männchen nicht zum Erfolg geführt hatte, lockte sie ihn in eine zweite Falle, die ihn dann tatsächlich das Leben gekostet hat. Anders als bei uns, wo es in erster Linie um Revierstreitigkeiten oder Weibchen geht, haben es die Flügellosen noch auf Dinge wie Macht, Geld und Drogen abgesehen. So auch in ihrem Fall. Ihr neues Männchen wollte die Drogengeschäfte von ihrem alten Männchen übernehmen und damit viel Geld verdienen, weshalb er auch das Gift beschafft hat. Und als es dann so weit war, und er die tödliche Dosis intus hatte, hat sie ihn einfach an den Beinen gepackt und über den niedrigen Rand in den Container geschubst – obwohl er da noch gelebt hat.«
    Als Tom seinen Bericht beendet hatte, war es auf dem See mucksmäuschenstill. Nicht ein Schnabel bewegte sich. Für das geschwätzige Volk der Gefiederten mehr als bemerkenswert.
    »Das hast du alles alleine herausgefunden? Das ist ja phänomenal!« Eine hübsche Graugans fasste sich als Erste, klimperte Tom gleich ein bisschen mit ihren Augen an und ruderte sich dabei in eine gute Position. Von diesem tollen Ganter wollte sie nicht übersehen werden.
    »Nein, nicht alleine, ich hatte Hilfe. Mein Assis…, ich meine, mein Freund Rio hat mir unter Einsatz seines Lebens geholfen und mir den Rücken freigehalten, als ich nach dem Gift gesucht habe.«
    »Rio? Dieser seltsame Kormoran, der hat dir geholfen?« Nicht nur die Graugans war erstaunt. Tom bemerkte, wie gleich mehrere junge Kormoranhennen ihre Körper strafften, die langen schwarzen Hälse reckten und neugierig nach Rio Ausschau hielten.
    »Ja, das hat er. Zusammen mit einem weiteren Vogel, der nicht genannt werden möchte, bei dem ich mich aber umso mehr bedanken möchte – ganz besonders für seinen ausdauernden und beharrlichen Einsatz.« Tom hielt für einen Moment inne. Er hatte den Riffler in einer Baumkrone entdeckt und nickte ihm dankend zu. Niemand der Anwesenden bemerkte es, doch der Riffler nahm es wohlwollend zur Kenntnis und antwortete mit einer leichten Verbeugung. Dann fuhr Tom fort: »Es ist uns gelungen, das Versteck des Giftes ausfindig zu machen, es an uns zu nehmen und der Polizei der Flügellosen zu übergeben. So konnten sie die Flügellose überführen und verhaften. Sie wird bestraft für das, was sie gemacht hat.« Tom wusste, für den Tod von Neptunus und Tiger würde Luzie nicht zur Rechenschaft gezogen werden. So weit waren die Flügellosen noch nicht. Einzig für Alex’ Tod würde ihr der Prozess gemacht werden. Aber mit solchen Details wollte er seine Verwandtschaft nicht langweilen.
    »Wir möchten uns im Namen unserer Familie bei dir bedanken, Tom«, ergriff Veha, der alte Reiher, das Wort und sah Tom dankbar an. »Neptunus’ Mörderin ist entlarvt. Das ist nur deiner Hartnäckigkeit und deinem vorbildlichen Mut zu verdanken.« Dann warf Veha einen Seitenblick auf Vri Jon. Das war dessen Einsatz.
    »Stimmt. Auch wenn ich es ihm nicht zugetraut hätte, er war der Einzige, den es letztendlich interessiert hat, wie Neptunus zu Tode kam. Solltest du einmal Hilfe benötigen, kannst du auf uns zählen.« Das war ja schon fast eine Rede, die Vri Jon da gehalten hatte. Eine Rede, in der er nicht ein einziges Mal mit einem Wort oder mit seinem Schnabel gedroht hatte.
    Tom war ergriffen. Ein Dank aus den Schnäbeln der Reiher, verbunden mit dem Angebot der Hilfe, das war schon fast ein Ritterschlag. Und sein Ansehen unter den Gefiederten stieg damit enorm, insbesondere die jungen Damen – Graugänse wie Nilgänse – hatten es zur Kenntnis genommen. Neugieriger als ohnehin schon beäugten sie ihn. Anscheinend hatten sie ihn gefunden, den Vater ihrer zukünftigen Gössel. Sofort flogen die Zeitungsenten auf und

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