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Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Titel: Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ars vivendi verlag GmbH , Co. KG
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zurückgekehrt. Sie wollte versuchen, dort unbemerkt in Schifferlis Büro zu kommen und sich auf die Suche nach dem Geheimnis des Kurators machen. Möglicherweise hatte er es dokumentiert und irgendwo versteckt – vielleicht zwischen den Papieren in seinen Aktenordnern.
    Während Beaufort wartete, studierte er die Aufstellung. Vier Bögen mit getrockneten Pflanzen hatte Tom Schifferli aus dem Herbarium erhalten. Neben dem Dechsendorfer Strandling (Litorella uniflora) waren es Blätter und Früchte einer Zwergpalme aus Theben (Chamaerpos humilis), eine Sand-Radmelde (Kochia arenaria) aus dem Jahr 1801, benannt nach dem Gründer des Erlanger Herbariums Wilhelm Daniel Josef Koch, und eine Nymphendolde (Astydamia latifolia) von den Kanarischen Inseln. Da Beaufort von Botanik kaum etwas verstand, würde er die Pflanzen in der Universitätsbibliothek nachschlagen müssen. Vielleicht waren sie ein Mosaiksteinchen zur Aufklärung des Mordes. Er steckte den Umschlag ins Sakko und zog sein Notizbuch hervor. In seinen Abschriften von Schifferlis elektronischem Terminkalender überprüfte er den kommenden Montag. Dort waren am 18. Juli um 10.00 Uhr die Buchstaben BA eingetragen. Wenn das der Termin mit Professor Corrodi sein sollte, standen die Buchstaben wahrscheinlich für das Autokennzeichen von Bamberg. Eine erkennbare Systematik herrschte nicht gerade in den Kürzeln des Kurators, mal bezeichneten die Buchstaben eine Person, mal eine Institution, mal einen Ort. Doch wie es aussah, hatte der Leiter der Sternwarte nicht gelogen in Bezug auf den Montagstermin.
    Anne bog mit schnellen Schritten und gehetztem Gesichtsausdruck um die Ecke.
    »Du bist spät dran«, empfing er sie erwartungsvoll, »dann warst du also in Schifferlis Büro?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das ist von der Polizei versiegelt worden. Da kommt keiner mehr rein. Vielleicht ermitteln sie jetzt doch wegen Mordes. Es war leider niemand mehr im Institut, mit dem ich darüber hätte sprechen können. Aber das war ja zu erwarten am Freitagnachmittag.«
    »Und was hast du die ganze Zeit über getrieben?«
    »Einen Parkplatz gesucht«, antwortete sie genervt. »Und wegen der blöden Einbahnstraßen musste ich einmal ganz um den Pudding fahren. Als Autofahrer bist du hier echt aufgeschmissen, wenn du dich nicht gut auskennst.«
    »Erlangen ist eben die Stadt der Radler«, stellte Beaufort fest und ließ den Deckel seiner Taschenuhr aufschnappen. »Wir sind acht Minuten über der Zeit.« Er schritt die Freitreppe hinauf.
    »So mutig voran?«, zog sie ihn auf. »Hast dich wohl gestärkt?«
    »Nur ein bisschen«, wiegelte er ab, um nicht wieder eine Kaloriendiskussion führen zu müssen.
    In der Eingangshalle erwartete sie schon der Chefpräparator. Irgendwie hatte sich Beaufort so einen hauptberuflichen Leichensezierer als kleines, hageres, blasses und humorloses Männlein vorgestellt, doch dieser Bursche sah aus wie Jung Siegfried persönlich. Er trug lange blonde Locken, hatte stahlblaue Augen und ein makelloses weißes Gebiss, mit dem er mühelos Kronkorken von Bierflaschen hätte herunterbeißen können. Sein athletischer Körper wurde von einem blauen OP-Dress regelrecht umschmeichelt, dessen V-Ausschnitt ein Stück der muskulösen, rasierten Brust freigab. Sein Händedruck war kräftig, sein Lächeln sympathisch offen und sein leichter französischer Akzent bezaubernd. Er stellte sich alsAndré Ciseaux vor. Beaufort mutmaßte, dass seinetwegen zahlreiche Medizinstudentinnen plötzlich ihr Herz für die Anatomie entdeckten. Auch Anne interessierte sich, wie er missbilligend feststellte, weniger für die architektonische Schönheit des Foyers als für die des Muskelmannes, mit dem sie bereits ganz vertraut scherzte. Ciseaux führte die beiden Besucher in die erste Etage, bog glücklicherweise aber nicht nach rechts in Richtung Neudeckers Büro ab, sondern nach links und lotste sie in einen großen Saal am Ende des Ganges. Durch die vielen Fenster fiel helles Sonnenlicht auf das, was Beaufort im Detail so genau gar nicht sehen wollte. Hier standen in großen Vitrinenschränken zahlreiche Gläser, in denen präparierte Leichenteile in Fixierlösungen schwammen. Da gab es Herzen und Lungen, Lebern und Nieren und allerlei ab- und aufgeschnittene Stücke von Organen, die Beaufort nicht auf Anhieb zuordnen konnte. Diese Präparate hatten erstaunlicherweise wenig Erschreckendes. Vielleicht lag es an der Ästhetik der Erscheinung – wenn die Sonnenstrahlen durch

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