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Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Titel: Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ars vivendi verlag GmbH , Co. KG
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Admirälen wie Lord Nelson erheblich gestiegen. Der hat mit so etwas den Horizont nach feindlichen Schiffen abgesucht. Dabei ist das Gesichtsfeld total winzig, nur etwa daumennagelgroß, und mit dem unserer heutigen Feldstecher überhaupt nicht zu vergleichen.«
    »Und wie kommen die Stücke jetzt ins Stadtmuseum, nachdem Dr. Schifferli so plötzlich gestorben ist?« Beaufort fixierte sein Gegenüber.
    »Sie kannten Herrn Schifferli?«, fragte Corrodi überrascht.
    »Er war es, der uns auf die Idee mit der Rundfunksendung gebracht hat«, sprang Anne ein. »Wie haben Sie von seinem Tod erfahren?«
    »Seine Kollegin Frau Neudecker hat gestern alle Kustoden benachrichtigt. Ein tragisches Ereignis, nicht wahr? So ein engagierter junger Kollege. Aber man sieht den meisten Menschen ihre Depression nicht an.«
    »Ist denn schon geklärt, ob es ein Suizid war?«
    »Was sollte es denn sonst gewesen sein?«
    Corrodi neigte zu Gegenfragen, stellte Beaufort fest. »Wann hatte sich Dr. Schifferli eigentlich mit Ihnen verabredet, um die Exponate für die Ausstellung abzuholen?«, hakte er nach.
    »Er wollte am Montagvormittag herkommen. Aber nun werde ich die Stücke Frau Neudecker wohl persönlich vorbeibringen, die sehr überlastet scheint. Das haben Sie jetzt aber nicht alles aufgenommen, Frau Kamlin?«
    »Nein, natürlich nicht.« Anne hatte ihr Aufnahmegerät tatsächlich ausgeschaltet.
    »Gut, dann wollen wir mit der Besichtigung fortfahren und zu unseren Herzstücken vordringen.«
    Am Ende des Ganges betraten die drei den ersten Observatoriumsturm und stiegen eine schmale Wendeltreppe hinauf. Der Professor erläuterte schnaufend, dass sich im Inneren des Turms eine gemauerte Säule befand, die mit der Innenwand und der Treppe nicht verbunden war. Das Teleskop oben ruhte allein auf dieser Säule, die tief im Keller ein eigenes Fundament hatte. So war das empfindliche Gerät nicht den Erschütterungen des Gebäudes ausgesetzt. Wenn sie, wie jetzt, die Treppe hochgingen, stand das Teleskop absolut still, was für astronomische Messungen unerlässlich war. Oben in der Kuppel angekommen, setzte Corrodi den Hut ab und wischte sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Glatze.
    »Wer zu den Sternen will, muss hoch hinaus«, scherzte Beaufort.
    Es war heiß und recht dunkel in dem kreisrunden Raum. Direkt vor ihnen stand das große Teleskop. Man stieg eine altmodische Trittleiter hoch, um hindurchschauen zu können. Die Beobachtungskuppel über ihnen war geschlossen. Corrodi drehte kräftig an einem Steuerrad aus Metall, das an der Wand angebracht war, und die Kuppel öffnete sich einen Spalt, sodass Sonnenschein hereinflutete.
    »Der Boden, auf dem wir stehen, lässt sich außerdem drehen, damit man das Teleskop in jede gewünschte Position bringen kann, um den Himmel zu observieren. Das geht natürlich nur, wenn es dunkel und wolkenlos ist.«
    »Haben Sie gestern Nacht hier gesessen und Sterne beobachtet?«, wollte Anne wissen.
    »Nein, nein«, lächelte Corrodi, »in Bamberg herrscht viel zu viel Lichtverschmutzung. Um gescheite Entdeckungen machen zu können, ist es hier einfach zu hell.«
    »Dann wird das Observatorium gar nicht mehr benutzt?«
    »Doch, natürlich. Hier bringen wir Studenten in praktischen Übungen den Umgang mit dem Teleskop bei. Diese beiden Türme sind Teil unserer wissenschaftlichen Lehrmittelsammlung. Denn bei den großen Sternwarten in den Wüsten oder Hochgebirgen ist gar keine Zeit mehr für die Ausbildung der Astronomen, weil die teuren Instrumente im Dauereinsatz sein müssen.«
    Der Leiter der Sternwarte schloss die Kuppel wieder und führte die beiden über einen Steg auf dem Dach des Gebäudes, der die beiden Türme miteinander verband, hinüber in die andere Beobachtungskuppel. Hier stand ein noch größeres weißes Teleskop. Schließlich stiegen sie im zweiten Turm die Wendeltreppe hinab und betraten das Verbindungsgebäude, auf dessen Dach sie gerade herumgeturnt waren. Hier war die umfangreiche astronomische Bibliothek untergebracht. Dazu gab es einen bestuhlten Vortragssaal und etliche Vitrinen, in denen einhundertfünfzig Jahre alte Mondkarten sowie weitere sternenkundliche Bücher aus verschiedenen Jahrhunderten ausgestellt waren. Auch das obere Stockwerk beherbergte Regale voller Astronomiebücher. Doch handelte es sich hierbei um die persönliche Fachbibliothek des Sternwarteleiters, die er lieber im Institut um sich haben wollte als daheim. Dort hing auch seine beachtliche private

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