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Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Titel: Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ars vivendi verlag GmbH , Co. KG
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anderen Seite des Saals hinaus und durch einen Verbindungsgang in einen weiteren Ausstellungsraum. Der war ebenfalls von erstaunlichen Ausmaßen, wenn auch nicht so groß und so hoch wie der Saal mit den Statuen. Hier gab es auch keine Kopien, sondern Originale. In raffiniert beleuchteten Glasschränken waren griechische Amphoren und Schalen, Schmuck und Nadeln, Scherben und Objekte ausgestellt, die teilweise sogar noch von Schliemanns Ausgrabungen in Troja stammten. Vor einer großen, braunen Keramik-Amphora, auf der Boxkämpfer abgebildet waren, blieben sie stehen.
    »Das ist eine Panathenäische Preisamphora. In der Antike befand sich darin edelstes Olivenöl vom heiligen Hain der Athena. So ein Gefäß war ungeheuer wertvoll damals und wurde als Preis bei Sportwettkämpfen in Athen überreicht. Der Faustkämpfer, der dieses Turnier gewonnen hat, bekamfür seinen Sieg sechzig solcher Amphoren, die zusammen über zweitausend Liter Öl fassten. Damit war er ein reicher Mann und hatte wirtschaftlich ausgesorgt.«
    »Interessant«, wandte Beaufort ein, »aber wo ist Ihre Detektivgeschichte?«
    »Genau hier«, entgegnete Degen eifrig, »denn diese bauchige Amphora ist zwar echt, aber eine Fälschung.«
    »Verstehe ich nicht. Wie kann etwas gleichzeitig echt und falsch sein?«
    »Wie Sie ja sehen können, ist das Gefäß zerbrochen gewesen. Die Scherben wurden vor über hundert Jahren von meinen archäologischen Vorgängern zusammengesetzt, sodass wir heute wieder ein vollständiges Objekt sehen.«
    »Und Sie meinen, dieses Scherbenpuzzle ist Detektivarbeit?«
    »Puzzeln, wie Sie das Restaurieren etwas abfällig bezeichnen, hat natürlich auch etwas mit Detektieren zu tun, aber das meinte ich nicht. Als wir dieses Gefäß vor Kurzem aufgearbeitet haben, stellten wir doch tatsächlich fest, dass unsere Kollegen damals gemogelt hatten. Die Scherben stammen von ganz unterschiedlichen Amphoren – Hauptsache, die Farbe stimmte annähernd überein. Wenn eine Scherbe nicht den passenden Radius hatte, wurde sie einfach abgeschliffen. Bei der Inschrift hat man sogar an einer Stelle mit dem Farbstift etwas nachgeholfen. Und der schmale Fuß dieser griechischen Amphora stammt von einem römischen Teller«, sagte Degen triumphierend. »Durch und durch antik, und dennoch kein Original. Verstehen Sie jetzt, was ich meine?«
    »Ich bin beeindruckt. Für mich sind Sie ab heute der Sherlock Holmes der Archäologie.«
    Der Professor lachte und hob mahnend den Zeigefinger. »Sie sind ein Spötter, Beaufort. Ihre Ironie können Sie sich sparen.«
    »Es war als großes Kompliment gemeint, versehen mit einer kleinen Neckerei.« Er verbeugte sich höflich. »Das istwirklich ein lehrreiches Objekt. Geben Sie die Preisamphora auch in die Ausstellung ins Stadtmuseum?«
    »Wenn die denn stattfinden wird, ja. Ich weiß nicht, ob Sie davon gehört haben, aber einer der beiden Kuratoren ist vorgestern ums Leben gekommen. Er ist in diesem Gebäude hier aus dem Fenster gestürzt. Einfach schrecklich.«
    »Das ist es wirklich. Ich kannte Tom Schifferli flüchtig und kann mir gar nicht vorstellen, wie das passiert sein soll. Haben Sie etwas gehört?«
    Degen strich sich mit dem Zeigefinger über seine buschigen, weißen Augenbrauen und zögerte ein wenig mit seiner Antwort. »Die meisten Leute hier im Haus glauben an einen Suizid, aber das halte ich für ziemlich unwahrscheinlich.«
    »Warum?« Beaufort wurde hellhörig.
    »Tom wirkte auf mich nicht wie jemand, der verzweifelt war. Ich hatte ja häufiger mit ihm zu tun in letzter Zeit. Er war zwar angespannt wegen der Ausstellungseröffnung, aber immer guter Dinge. Er hat richtig darauf hingefiebert, denn er konnte sich sehr für die Sammlungen begeistern. Außerdem war er absolut zuverlässig. Wenn überhaupt, dann hätte er sich erst danach umgebracht, aber niemals davor. Und mal ganz ehrlich: Die dritte Etage ist zwar ziemlich hoch, aber ich an seiner Stelle wäre doch lieber oben aus der fünften gesprungen, um ganz sicherzugehen.« Er schüttelte den Kopf.
    »Dann war es also ein Unfall?«
    »Hier ist noch nie einer aus dem Fenster gestürzt. Das ist auch gar nicht so einfach wegen der Verstrebung in der Mitte. Erstens hat man weniger Platz zum Rausfallen und zweitens etwas zum Festhalten, falls man doch straucheln sollte.«
    »Und was schließen Sie daraus?«, fragte Beaufort.
    Sixtus Degen hob abwehrend die Hände. »Gar nichts, solange ich nicht alle Fakten kenne. Außerdem bin ich ja nur ein

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