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Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Titel: Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ars vivendi verlag GmbH , Co. KG
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Aktenlage. Dabei hätte er mich ja zu seinem Zustand in der letzten Zeit befragen können. Schließlich bin ich Ärztin, und ich habe nichts dergleichen an Tom bemerkt.«
    »Ist Ihnen sonst noch etwas eingefallen, was mir weiterhelfen könnte? Ein Hinweis, eine Erinnerung oder ein Verdacht vielleicht?«
    Charlotte Neudecker schüttelte nur noch den Kopf, weil Professor Degen zurückkam. Er überreichte der Kuratorin die korrigierten Fahnen. Die drehte die Papiere zu einer Rolle, verabschiedete sich dankend und zog mit dem gewichtigen Rucksack auf ihrem Rücken eilig weiter. Die beiden Männer blickten ihr hinterher. Die Druckfahnen in ihrer Hand erinnerten Beaufort an ein Staffelholz. Gerade hatte sie die Flügeltüren durchschritten, als eine ebenfalls schwer bepackte Frau aus einem der Seitenräume in den Gang trat und die Sicht auf Dr. Dr. Neudecker verdeckte. Sie schleppte eine Fotoausrüstung, nickte den beiden Männern zu und folgte der Kuratorin.
    »Ist das nicht die Universitätsfotografin? Was macht die denn bei Ihnen?«
    »Kennen Sie sie?«
    »Nur vom Sehen.« Dafür sah er sie jetzt aber täglich, stellte Beaufort fest.
    »Frau Weyrauch hat in den vergangenen drei Jahren unsere komplette Sammlung fotografisch dokumentiert. Sie hat ihr Labor hier. Aber wohl nicht mehr lange. Soweit ich weiß, soll ihre Stelle aufgrund von Sparmaßnahmen gestrichen werden. Da ist sie leider nicht die Einzige an der Hochschule. Unser berühmter Präsident krempelt gerade sämtliche Fakultäten um. Zukunftsfähig machen, nennt er das. Na ja.«
    »Sie halten wohl nicht allzu viel von Gunnar Roth und seinen Plänen?«
    Degen kraulte nachdenklich seinen weißen Vollbart und sagte listig: »Denken Sie an das, was ich Ihnen vorhin über Augustus erläutert habe. Und dann betrachten Sie unseren Uni-Imperator und überlegen sich, wie er sich darstellt und wie er wohl gesehen werden will.«
    *
    Zusammen mit Carl Löblein bestieg Frank Beaufort den Lift im Tiefparterre und drückte den Knopf mit der 3. Er hatte sich viel länger in den beiden Ausstellungen aufgehalten als ursprünglich geplant. Zwar waren es aufschlussreiche Visiten gewesen, doch um 16.00 Uhr würden die Sammlungen schließen und wenig später dann das ganze Gebäude. Es blieben ihm also nur noch ein paar Minuten Zeit für das dritte und wichtigste Ziel seines Besuches hier: Schifferlis Büro. Unwillkürlich tastete er in der Hosentasche nach seinem Schweizer Patentmesser mit fünfunddreißig Funktionen und einigen speziellen Extras, das er sich vergangenes Jahr in Bern hatte anfertigen lassen. Zu seiner eigenen Sicherheit war er auf die Hilfe des Taxifahrers angewiesen. Deshalb hatte er ihn in der Antikensammlung beiseite genommen und ihm flüsterndund wortreich erklärt, dass er gerade private, höchst delikate Mordermittlungen durchführe, dringend das Büro des getöteten Opfers inspizieren müsse und dafür seinen Schirm und Schutz für die hehre Sache benötige, weil er bei dieser so gut wie gar nicht, höchstens ein winziges bisschen illegalen Inspektion – schließlich diene er der Suche nach Wahrheit und Wahrhaftigkeit – nicht plötzlich überrascht und gestört werden wolle, weshalb er, der wackere Taxler mit der großen Lebenserfahrung und dem Herzen am rechten Fleck, der ja quasi nichts anderes als eine Art fahrender Ritter sei, doch ein schützendes und beobachtendes Auge auf ihn und die Umgebung des zu durchsuchenden Objekts werfen könne und ihn notfalls – aber welche Notsituation wäre bei dieser harmlosen kleinen Besichtigung schon groß zu erwarten? – warnen solle, um eine unnötige Konfrontation mit einem eventuellen Störenfried zu vermeiden, die nur zu übertriebenen Scherereien und Diskussionen in einer eigentlich ganz und gar ungefährlichen und moralisch höchst einwandfreien Angelegenheit führen würde – es solle auch sein Schaden nicht sein, wenn er diesen kleinen Hilfsdienst übernähme.
    Carl Löblein hatte Beaufort schweigend zugehört und dann gesagt: »Sie möchten, dass ich Schmiere stehe, während Sie in ein Büro einbrechen?«
    »Ich würde es anders formulieren, aber wenn man es genau nimmt: ja.«
    »Alles klar. Ich mache mit«, hatte Carl nach kurzer Bedenkzeit lakonisch erklärt und war ihm in den Aufzug gefolgt, aus dem sie jetzt nach rumpelnd lauter Fahrt ausstiegen und das menschenleere dritte Stockwerk betraten.
    »Bei dem Lärm wären wir besser zu Fuß hochgegangen«, raunte Beaufort, »hoffentlich hat uns niemand

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