Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall
Detektiv der Archäologie. Darum soll sich die Polizei kümmern.«
»Hat die schon mit Ihnen gesprochen?«
»Nein.«
»Wissen Sie, ob Tom Schifferli Feinde hatte?«
»Keine Ahnung. Wer hat schon Feinde?«
»Haben Sie keine?« Beaufort zog neckisch einen Mundwinkel nach oben. »Hier im Haus vielleicht? Gar im selben Stockwerk?«
»Spielen Sie auf den giftigen Gäbelein an? Der schaut mich in der Tat immer so finster an, als würde er mir am liebsten ein Keltenschwert in die Gurgel rammen.« Degen lachte. »Glücklicherweise befinden wir uns im Tiefparterre. Da kann ich nicht aus dem Fenster gestoßen werden. Mal abgesehen davon, dass die alle vergittert sind. Aber sollte ich jemals von einer Statue hier erschlagen werden, bitte ich darum, Gäbeleins Alibi zu überprüfen.« Sein glucksender Bass hallte durch den Raum.
»Was hat der Professor eigentlich gegen Sie?«
»Ich schätze, mein Erfolg hier stört ihn.«
»Aber er ist doch selbst ein anerkannter Experte auf seinem Gebiet.«
»Die großen Kenner sind selten die großen Könner. Gäbelein hat keine Ahnung davon, wie man eine Sammlung attraktiv macht fürs Publikum. Und jetzt muss er halt dauernd mitansehen, dass der Laden hier brummt, während sich nach drüben nur ab und an mal jemand verirrt.«
»Und was ist das Geheimnis Ihres Erfolgs?«
»Man muss den Leuten etwas bieten. Kinder und Erwachsene können hier eine Menge Dinge selbst ausprobieren. So erfahren sie viel intensiver, wie spannend die Antike ist. Im Gegensatz zu drüben wird hier niemand von oben herab belehrt. Wenn Sie mögen, zeige ich Ihnen unser neues Videospiel. Meine Studenten haben ein Killerspiel so umprogrammiert, dass man damit nicht mehr kämpfen, wohl aber ein Römerlager virtuell durchschreiten kann. Es ist das von Marktbreit in der Nähe von Würzburg. Das war ein Riesenlager füreine komplette Legion. Die müssen dafür einen ganzen Wald abgeholzt haben. Nur hat sich aufgrund des Baustoffes eben nichts erhalten. Aber mit unserem Videospiel können Sie einen ziemlich realistischen Eindruck davon bekommen.«
Sie gingen langsam plaudernd in den großen Saal zurück, wo Beaufort seinen Taxifahrer entdeckte, der sich gerade von einem Mitarbeiter der Sammlung das maßstabgetreue Modell des Forum Romanum erklären ließ. Als sie die Halle verließen und in den Gang traten, kam ihnen mit resoluten Schritten Charlotte Neudecker entgegen. Auch sie steckte barfuß in Sandalen, trug ein geblümtes Sommerkleid und einen großen schweren Rucksack auf dem Rücken. Sie blies sich eine verschwitzte Haarsträhne aus dem Gesicht und schüttelte den beiden Männern die Hand.
»Ich bin hier, um Ihnen zu sagen, dass die Spedition schon am Montagvormittag kommt, um die beiden Statuen ins Stadtmuseum zu bringen. Könnten Sie den Transport begleiten und dafür sorgen, dass sie dort aufgestellt werden, wo wir das vereinbart haben? Sie würden mir einen großen Gefallen damit tun.«
»Kein Problem. Das kann ich mir einrichten. Ich wollte sowieso gern mitfahren, um auf meine Schätze aufzupassen. Man hängt ja schließlich dran. Dann nehmen wir die Preisamphora und den Rest der Sachen am besten auch gleich mit.«
»Gute Idee. So weiß ich wenigstens, dass alles in besten Händen ist. Ich bin momentan für jede Hilfe dankbar. Und ich brauche bitte unbedingt bis morgen die Korrektur der Fahnen Ihres Aufsatzes im Katalog. Der muss am Montag gedruckt werden, sonst wird er nicht rechtzeitig fertig zur Ausstellung. Sie sind der Letzte.«
»Wenn Sie wollen, können Sie die Druckfahnen jetzt gleich mitnehmen. Ich war heute Morgen schon fleißig. Einen kleinen Moment bitte.« Professor Degen ließ sie stehen und verschwand in einem der Zimmer.
Beaufort sah der Kuratorin ihre Erschöpfung an. Sie wirkte müde und abgeschlafft. »Sie sind wohl momentan im Dauereinsatz?«, fragte er mitfühlend.
»Tag und Nacht. Was bleibt mir anderes übrig nach Toms Tod. Bis zur Eröffnung sind es nur noch sechs Tage. Manchmal schlafe ich sogar in meinem Büro – wenn ich denn schlafen kann«, vertraute sie ihm an. »Aber Sie sind ja auch nicht untätig, wie ich sehe. Schon etwas herausgefunden?«
»Ich bin noch dabei, mir ein Bild zu machen. Wussten Sie übrigens, dass unser gemeinsamer Freund Schnappauf die Ermittlungen eingestellt hat? Die Polizei geht von Selbstmord aus. Schifferli soll wohl mal an einer Depression gelitten haben.«
»Dieser Idiot«, zischte sie. »Das ist doch wieder typisch: Entscheidung nach
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