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Tod im Dünengras

Tod im Dünengras

Titel: Tod im Dünengras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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es,
Lakritz würde aus Ochsenblut hergestellt.«
    Sören war nur kurz verunsichert. »Das kann ich mir nicht
vorstellen«, sagte er dann, und da er glaubhaft versichern konnte, dass
Salmiakpastillen sein Denken positiv beeinflussten, hatte Erik nichts dagegen,
dass sein Assistent zum Kiosk am Ende der Käpt’n-Christiansen-Straße lief. Erik
begleitete ihn sogar dorthin und beschloss, als er die lange Schlange der
Wartenden sah, ein paar Minuten am Strand allein zu sein.
    Er stieg die hölzerne Treppe hoch und war kaum auf dem Kamm der Düne
angekommen, als er schon die Befreiung spürte, für die es sich immer lohnte,
einen Blick aufs Meer zu werfen. Der Wind griff nach ihm, als hätte er ihm
aufgelauert, und schlug ihm eiskalte Böen um die Ohren, als er ihm das Gesicht
hinhielt.
    Harm Ingwersen hatte nur einen kurzen Blick auf das Foto geworfen.
»Ja, das ist der Schutzgelderpresser!«, hatte er erklärt. Diesmal hatte er die
Polizeibeamten in seiner Wohnung über dem Restaurant empfangen. Er hatte sie in
einen Wohnraum geführt, der karg, aber sehr elegant möbliert war. Schwarze
Ledersofas standen in der Nähe der Balkontür auf hellen Bodenfliesen, davor ein
riesiger quadratischer Glastisch auf einem flauschigen hellgrauen Teppich. Ein
angrenzender Raum, dessen Tür offen stand, war voller Bücherregale, in der
Mitte prangte ein schwarzer Flügel. »Heißt das, jetzt ist Schluss mit den
Erpressungen?«, hatte Harm Ingwersen gefragt. »Oder wird ein anderer an seine
Stelle treten?« Er hatte auf das Foto gezeigt und dann schnell den Finger
zurückgezogen, als hätte er Angst, den toten Mann zu berühren. »Ist er von
einem seiner Opfer umgebracht worden? Oder von der Mafia selbst?«
    Ruhig hatte Erik geantwortet: »Wir wissen es nicht. Wir kennen ja
nicht einmal seinen Namen. Zunächst müssen wir seine Identität feststellen.
Dann können wir uns ein Bild machen von seinen Plänen, seiner Stellung in der
Mafia und hoffentlich auch von dem Motiv des Mörders.«
    Durch das Klingeln seines Handys wurde Erik aus seinen Erinnerungen
gerissen. Vetterich war am anderen Ende. »Wir haben die Fußabdrücke
ausgewertet.«
    Â»Und? Wieder die Adidas-Schuhe in Größe vierundvierzig und
fünfundvierzig?«
    Vetterich stieß ein Grunzen aus, von dem Erik wusste, das es mit
»Nein« zu übersetzen war. »Um den Toten herum gab es unzählige Abdrücke, aber
die meisten waren alt. Sie stammten wohl von Spaziergängern, die sich am Tag
dort aufgehalten haben. Zwei Arten von Abdrücken überlagerten die anderen: Die
einen waren die des Toten. Er hat relativ kleine Füße, Schuhgröße
zweiundvierzig, und trug Trekkingschuhe mit einem starken Sohlenrelief. Die
anderen Abdrücke sind glatter, stammen von einer unauffälligen Sohle. Aber
etwas fällt auf: Es handelt sich um Schuhe in Größe siebenundvierzig. Sie
brauchen also nur einen Täter mit großen Füßen zu suchen.«
    Erik starrte in den Sand, der zertrampelt war von unzähligen
Abdrücken. »Haben Sie die Spur verfolgen können?«
    Â»Nicht weit. Nur so viel kann ich sagen: Der Mann ist den Weg zur
Düne hochgegangen, dort ist seine Spur noch zu verfolgen, obwohl wir alle auch
diesen Weg genommen haben. Aber auf den Holzplanken ist die Spur leider nicht
mehr zu erkennen. Allerdings ist der Täter auf Nummer sicher gegangen. Wir
haben eine Besenspur ausgemacht. Anscheinend hat er einen Besen hinter sich
hergezogen, um seine Spur auf jeden Fall zu verwischen.«
    Â»Und später? Der Weg zum Parkplatz ist wieder ein Sandweg.«
    Vetterich bedauerte. »Keine Spuren mehr.«
    Sören sah sehr zufrieden aus, als er vom Kiosk zurückkehrte. Er
hatte die Backen voller Salmiakpastillen und gab Schmatzgeräusche von sich, die
Erik nicht behagten. Aber da er an Sörens Behauptung, dieser schwarze Klumpen
in seinem Mund täte der Ermittlungsarbeit gut, nicht zweifeln wollte, schwieg
er lieber.
    Er warf einen Blick auf die Uhr. »Haben Sie eigentlich schon
gefrühstückt?«
    Sören zuckte mit den Schultern, was wohl bedeuten sollte, dass er
sich, nachdem das Telefon ihn aus dem Schlaf gerissen hatte, einen Kaffee
gekocht hatte, um wach zu werden, und sich irgendetwas in den Mund geschoben
hatte, was in seiner Küche herumlag. Das war immerhin mehr, als Erik in den
Magen bekommen hatte.

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