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Tod im Dünengras

Tod im Dünengras

Titel: Tod im Dünengras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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haben, dass Arne ein außergewöhnlich gut aussehender Mann war.
Genauso hatte Micaela reagiert, wenn in ihrer Gegenwart darüber geredet wurde,
dass der Mann ihrer Chefin ein beträchtliches Vermögen auf der hohen Kante
hatte. »Es muss schrecklich sein, die Mutter auf diese Weise zu verlieren«,
schloss Mamma Carlotta.
    Endlich antwortete Susanna nicht mit einer Geste oder einer
hingeworfenen Bemerkung, sondern mit einem vollständigen Satz. »Er hatte kein
gutes Verhältnis zu seiner Mutter.«
    Â»Trotzdem war sie doch seine Mutter! Und es ist immer schrecklich,
la mamma zu verlieren. Und dann noch durch Mord!«
    Zum Glück gab in diesem Moment die Verkäuferin ihre Zurückhaltung
auf, kam noch einen Schritt näher und schob auf einem Ständer die Pullover hin
und her, als wollte sie für Ordnung sorgen. »Ich bin mit Arne zur Schule
gegangen«, verriet sie. »Alle Mädchen waren verrückt nach ihm. Seinem Vater
laufen ja heute noch die Frauen nach.«
    Nun zeigte sich, dass die Verkäuferin, die auf der Insel geboren war
und ein friesisches Naturell hatte, plaudern konnte wie eine Italienerin,
während Susanna Larsen sich einer weißen Winterjacke zuwandte und dem Gespräch
den Rücken zukehrte.
    Â»Arne hätte gern einen künstlerischen Beruf ergriffen«, erzählte die
Verkäuferin. »Ein eigenes Restaurant wollte er nie. Mitarbeiterführung, das war
nichts für ihn, Schreibtischarbeit erst recht nicht. Small Talk mit den Gästen,
das ist auch nicht sein Ding.«
    Â»Hat sein Vater ihn etwa gezwungen?«, fragte Mamma Carlotta, während
Susanna Larsen zu den Kostümen und Hosenanzügen schlenderte.
    Die Verkäuferin wehrte empört ab. »So etwas würde Harm Ingwersen
niemals tun. Nein, Arne durfte sich frei entscheiden. Und ich glaube, er hat es
nie bereut, dass er sich für das Restaurant entschieden hat. Vera nimmt ihm
alle unangenehmen Arbeiten ab, und sein Vater hilft ihm mit seiner Erfahrung.
Vor allem ist der Vater zufrieden mit seinem Sohn. Das war Arne immer sehr
wichtig.«
    Â»Und seine Mutter?«
    Â»Die hat in der Familie nie eine große Rolle gespielt. Utta redete nur
von sich und ihrem angeblichen Talent.« Die Verkäuferin zog die Mundwinkel
herab und beugte sich vertraulich an Mamma Carlottas Ohr. »Dabei weiß ich aus
zuverlässiger Quelle, dass eine Köchin der Muschel I gekündigt hat, weil Utta Ingwersen jeden Mittag bei geöffnetem
Fenster Tonleitern sang. Das Fenster lag direkt neben der Küche.« Sie nahm
Susanna den schwarzen Hosenanzug ab, der so exklusiv war, dass er von
fachmännischer Hand zurückgehängt werden musste. »Aber Harm Ingwersen hat sich
nie was anmerken lassen. Er war absolut loyal. Wenn der Inselchor auftrat, saß
er mit Arne immer in der ersten Reihe.« Die Verkäuferin wandte sich an Susanna
Larsen. »Habe ich recht? Sie singen doch auch im Inselchor.«
    Susanna nickte bestätigend, und Mamma Carlotta gelang es
hinzuzufügen, dass auch sie seit Kurzem zu den Chorsängern gehörte. Aber leider
konnte sie auf diesen wichtigen Umstand nicht näher eingehen, weil Susanna nach
einem rosa Rollkragenpullover der Firma René Lezard fragte und darum bat, sie
zu verständigen, sobald er geliefert worden sei.
    Die Verkäuferin sicherte es ihr zu und sah Susanna Larsen nach, als
sie den Laden verließ. Dann sagte sie verächtlich: »Erstaunlich, dass die sich
René Lezard leisten kann. So eine Kellnerin verdient doch noch weniger als
unsereins.«
    Sören brauchte Nervennahrung. Die war bei ihm
rabenschwarz, scharf und salzig und färbte die Zunge und sogar die Zähne
dunkel. Angeblich hatte sie dafür gesorgt, dass er seinerzeit die
Abschlussprüfungen ohne körperliche und seelische Spätfolgen überstanden hatte,
und da der aktuelle Fall ihn stark an diese Zeit erinnerte, glaubte Sören, dass
ihm Salmiakpastillen auch jetzt dabei helfen würden, durchzuhalten und zu einem
guten Ergebnis zu kommen. »Der Kiosk hat dänische Lakritze«, sagte er, »und
herrlich weiche Salmiakpastillen, die im Mund zu einem knetbaren schwarzen
Klumpen werden!« Er sah darüber hinweg, dass Erik sich vor Ekel schüttelte.
»Die aus der Apotheke sind so hart, dass man sie nur lutschen kann. Das ist nur
der halbe Genuss.«
    Erik schüttelte sich noch einmal. »Als ich Kind war, hieß

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