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Tod im Frühling

Tod im Frühling

Titel: Tod im Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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Minuten nach zwölf. Viel Glück . «

11
    Nur indem m an drüber hinwegflog, konnte m an erkennen, daß das, was alle ›den Berg‹ nannten und was von unten wie eine plötzliche Eruption von Feuerstein zwischen den glattgekäm m t en toskanischen Hügeln aussah, in Wirklichkeit ein Plateau war, ein langer Ar m , der vom A ppenin nach Westen ausschwenkte und durch das Arno-Tal vom Rückgrat der Berge abgetrennt war. Mit Ausnah m e des obersten Kam m es und einiger fe l sgesprenkelter Weiden war das Plateau zum größten Teil m it dic h te m , finsterem Wald bedeckt. Bacci starrte hinunter auf die Riesenschatten, die darüber hinwegzogen, während der Wind Wolkenberge über den Him m el trieb. Es war kalt im Hubschrauber, und der Berg unter ihnen sah so düster und abweisend aus wie i m mer, ganz gle i ch, wie das Wetter war. Der Brigad i ere war gerade dabei, dem Capitano irgend etwas zu erläutern, wobei er se i ne Worte mit schwungvollen Gebärden seiner großen, offenen Hände unterstrich und sich end l os wiederholte. Bacci h atte unterwegs nur ein m al g esprochen, a l s er den Cap i tano fragte: »War u m haben sie Katrine freigelassen ? «
    »Rudolfo wäre ausgestiegen, wenn die andern sie getötet hätten. Sie brauchten ihren Sündenbock. Jetzt kann er nicht m ehr, es ist zu spät, egal was sie tun. «
    Der Capitano hatte es ihm geduldig erklärt, aber sein Gesicht war bleich und verriet Verärgerung. Vielleicht war ihm ein Verdacht gekom m en, a b er falls ja, würde er nichts sagen, bevor der Fall n i cht abgeschlossen war. Für Bacci war er schon abgeschlossen. Sie war hinausgegangen, ohne auch nur auf Wiedersehen zu sagen, ohne ihn auch nur noch ein m al anzusehen. Der Pilot sprach in sein Funkgerät und blickte dabei zu ei n em andern Hubschrauber hinüber, der dann wieder zurückfiel und aus ihrem Blick f eld verschwand. Die Pi l oten schienen sich Sorgen über das Wetter zu m achen, entweder weil es so wechselhaft war oder wegen des Windes – er wußte es nicht genau. Er hörte, wie einer von ihnen sagte: »Wenn der Wind nachläßt, ko mm en wir voll in diese Wolke da . «
    »Bis dahin sind wir schon weg… «
    Eine Landung war un m öglich. Plötzlich hatten sie abgedreht und flogen in einem weiten Bogen zurück. Der Capitano und der Brigadiere blickten angestrengt auf einen weißen Flecken hinunter, der sich langsam an den unteren Hängen des Berges talwärts bewegte. Bacci starrte h i nunter, ohne zu verstehen, warum sie so überrascht waren. Ein Schäfer, der m i t seinen Schafen nach unten zog .
    » M o m ent«, sagte der Brigadiere. »Gehen Sie noch weiter runter… Dachte ich mi r ' s doch. Es ist nicht Rudolfo. Das ist sein jüngerer Bruder. Aber waru m … ? «
    »Wenn ihnen ein Bewacher fehlt « , s agte der Capitano, » haben sie vielleicht Rudolfo gezwungen, oben zu bleiben. Ich kann m i r nicht vorstellen, wie sie ' s sonst schaffen können. «
    » Der kleine Junge da un t en schafft es auch nich t … ganz alleine m elken und Käse m achen… Da ist etwas nicht so, wie es sein sollte . «
    »Es ist ganz gut, daß er aus der Schußlinie ist. Wir wollen nicht, daß irgend je m and unnötig verletzt wird . «
    » Das stim m t … «
    Aber der Brigadiere mur m elte weiter vor sich hin, als sie abdrehten und wieder auf Kurs gingen. Der Pilot sprach i mm er noch in sein Funkgerät. Bacci fand es zuneh m end schwieriger, das, was um ihn herum g eschah noch richtig wahrzuneh m en. Das lag wahrscheinlich daran daß er so lange nicht geschlafen hatte. Ihm war, als beobach t e er alles durch eine dicke gläserne Trennwand, die Stimmen hörten sich so entfernt an. Sie war hinausgegangen, ohne ihn anzusehen, als ob nichts… Er sah unten die schwachen Spuren eines Pfades, und dann flogen sie über vereinzelte graue Häuser m it ei n gefallenen roten Ziegeldächern. Die niedr i gen Mauern, die sie u m säu m ten, waren zerfallen und grasbewachsen. Hier und dort ragten rostige Ackerbaugeräte aus dem Boden. Einige Häuser waren durch Bo m ben oder Feuer halbzerstört, aber bei allen, die irgendeine Art Dach hatten, stieg langsam Rauch aus dem Schornstein. Zwischen Geröll und Gras standen Schafe, dicht aneinandergesch m iegt, zum Schutz vor dem k alten Wind. Der Brigadiere, der über Partisanen geredet hatte, zeigte nach unten und wies den Piloten ein, der die Infor m ati o nen an die Hubschrauber hinter ihnen weitergab. Sie flogen über ein einsa m es Bauernhaus, von dem kein Rauch aufstieg, und

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