Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi
ganze Woche über auf Montage. Um
diese Dinge hat sich Heike gekümmert.«
»Haben Sie an die Lebensversicherung gedacht?«, fragte Christoph
beiläufig.
Bunge sah sich suchend um. »Das muss da drüben liegen.« Er zeigte
auf einen aufgeschlagenen Ordner auf dem Esstisch.
»Haben Sie mehrere Versicherungen gehabt?«
»Nein. Wieso? Wir wollten die Versicherungen erhöhen. Schon im
letzten Jahr. Aber das Haus hat mehr gekostet, als wir uns vorgenommen hatten.
Da war das nicht mehr drin. Wir haben eine Lebensversicherung über
dreißigtausend für Heike abgeschlossen. Viel zu wenig für die Altersversorgung.
Aber was soll man machen?«
Die Polizei würde das prüfen, nahm sich Christoph vor. Aber als
Tatmotiv schien es unwahrscheinlich.
»Ich weiß sowieso nicht, wie das weitergehen soll. Allein schaffe
ich es nicht. Ich kann das nicht bezahlen. Und was soll ich auch mit der Hütte?
Ohne Heike. Es war unser Haus, verstehen Sie? Dafür
haben wir geschuftet.«
»Sie haben viel in Ihr Haus investiert. Ich meine, an Arbeit«,
ergänzte Christoph, als Bunge ihn ansah. »Zum Glück konnten Sie Überstunden
machen.«
Bertram Bunge nickte geistesabwesend.
»Zum Beispiel am letzten Donnerstag, als Sie in der Nähe von Lingen
waren.«
Jetzt streifte Christoph ein fragender Blick.
»Ich habe mit Herbert Sonnenberg gesprochen. Der konnte nicht
bestätigen, dass Sie am Donnerstag bis in die Nacht gearbeitet haben.«
»Herbert hat doch …«, brauste Bertram Bunge auf, hielt inne und
sackte in sich zusammen. »Aber wieso? Das hatten wir doch miteinander
besprochen?«, fragte er sich selbst. »Herbert ist doch sonst immer
zuverlässig.«
»Sie haben Ihrem Kollegen eine ziemlich fadenscheinige Geschichte
erzählt.« Christoph schüttelte den Kopf. »Das nimmt Ihnen niemand ab, dass Sie
unterwegs eine Frau kennengelernt und Ihre eheliche Treue dabei vergessen
haben. Nach allem, was man uns über Sie und Ihre Frau berichtet hat, klingt das
unwahrscheinlich.«
»Ich habe doch sonst nie …«, protestierte Bunge schwach, merkte
aber selbst, dass seine Ausführungen nicht glaubwürdig klangen. Hilflos
breitete er die Arme aus. »Wir haben uns übernommen mit dem Haus. Uns laufen
die Kosten davon. Immer wieder kommen Rechnungen. Der will Geld, jener will
Geld. Woher? Da habe ich schwarzgearbeitet. Ein Bau in Delmenhorst. Das lag
sozusagen auf dem Weg. Immer wenn ich fertig war, bin ich in Delmenhorst vorbei
und habe eine Extraschicht geschoben. Manchmal auch zwei. Ich bin in den
letzten Wochen manchmal gar nicht zu Hause gewesen.«
Christoph nickte Große Jäger zu, der wortlos aufstand und das Haus
verließ.
»Und Sie behaupten, am Donnerstag in Delmenhorst gewesen zu sein.«
»Das konnte ich Herbert doch nicht erzählen. Mein Chef hätte mich
fristlos gefeuert. Unsere Arbeit ist gefährlich. Da muss man ausgeschlafen sein
und nicht kaputt und übermüdet am Montagmorgen auf den Windspargel klettern.«
»Wie heißt Ihr Auftraggeber?«, wollte Christoph wissen.
»Das kann ich doch nicht sagen«, wehrte Bunge ab.
»Es geht um den Mord an Ihrer Frau«, erinnerte ihn Christoph.
»Der hat das doch nicht versteuert. Der bekommt eine Menge Ärger,
wenn das herauskommt. Und ich auch.«
»Das wird sich nicht vermeiden lassen. Also?«
Christoph sah, wie es in dem Mann arbeitete. »Geht das nicht ohne
den Namen?«
»Herr Bunge!«
Der Witwer atmete stoßweise aus. »Das ist ein Husumer
Bauunternehmer. Der baut dort einen Bauernhof in der Nähe von Delmenhorst um.
Man munkelt, dass da die Neonazis hinterstecken und das als Schulungszentrum
nutzen wollen. Damit habe ich nix zu tun. Ich bin nur ein Handwerker.«
»Wer ist Ihr Auftraggeber?«
»Hungerbühler.«
Christoph war erstaunt. »Wie sind Sie an den geraten?«
»Über einen Bekannten.«
»Ben-Reiner Graf?«
»Nein. Um Gottes willen. Der hat keine Ahnung. Ben-Reiner macht
keine krummen Dinger.«
»Moment.« Christoph zog sein Handy hervor, wählte die Nummer des
Bauunternehmens und ließ sich mit dem Chef verbinden.
»Johannes, Kripo Husum. Sie erinnern sich?«
»Leider«, antwortete Hungerbühler kurzatmig.
»Bertram Bunge hat gestanden, für Sie in der Nähe von Delmenhorst
schwarzgearbeitet zu haben.«
»Wer? Kenn ich nicht. Da will mir einer ans Bein pinkeln.«
»Sie erwarten ein paar große Dinge, Herr Hungerbühler. Davor kann
ich Sie nicht schützen. Aber hier geht es um Mord. Und da gibt es noch weniger
Toleranz.«
»Der hat mich angebettelt, der Kerl,
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