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Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Titel: Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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weil unter ihrer Ägide Dinge gelaufen sind, die Heike Bunge zunächst
gar nicht wollte? Wir wissen zu wenig von den geheimnisvollen Riten, die in
Westerschnatebüllkoog ablaufen. Die Schwitzhütte zum Beispiel. Da hocken alle
nackt in dieser selbst gebauten Konstruktion und lassen spirituelle Dinge auf
sich wirken, die uns fremd sind. Ich möchte nichts unterstellen, aber bei aller
Vergeistigung kommen dort auch nur Menschen zusammen.«
    »Und die sind nicht hormonfrei«, ergänzte der Oberkommissar. »Obwohl
es mir nicht wie ein wüster Sexclub auf dem Lande vorkommt.«
    »Davon bin ich auch überzeugt. Mich irritiert nur das Interesse von
Hildegard Oehlerich. Und warum hat sie uns angelogen, als sie von Inspiration
sprach? Nein, sie benutzte andere Worte. Energetische Schwingungen. Solche
Leute haben oftmals auf andere eine gewisse Ausstrahlung. Und Heike Bunge
schien dem Bann der Schamanin verfallen zu sein.«
    »Ein Sektenritual?«
    »Nein«, wehrte Christoph entschieden ab. »Das ist sicher keine
Sekte. Ich vermag nicht zu erkennen, ob Hildegard Oehlerich selbst an ihre
Heilslehre glaubt oder ob sie nur eine geschickte Geschäftemacherin ist. Ich
habe mich informiert, was australische Biomathematiker herausgefunden haben.«
    »Biomathematiker?« Große Jäger sah Christoph ungläubig an.
    »Ja. Es ist aberwitzig, aber wirkungslose Medizin verbreitet sich
stärker als andere. Das gilt übrigens auch für Hausmittel, obwohl das ein ganz
anderes Feld ist. Die Australier haben berechnet, wie sich skurrile Methoden
wie ein Sud aus verrotteten Schlangen gegen Lepra oder Geierfleisch gegen Syphilis
verbreiten. Wirken diese Rezepte nicht, bleiben die Patienten krank und müssen
die Kur erneut wiederholen. Die häufige Wiederholung erhöht die Chance auf
Nachahmung.«
    »Das ist ein Scherz?«
    »Ich habe es gelesen. Den Wahrheitsgehalt kann ich nicht bestätigen.
Wenn man diesen Gedanken übersetzt, also eine Analogie herstellt, dann mögen
Menschen wie Heike Bunge letztendlich an die Dinge glauben, die dort erzählt
werden.«
    »Und welche Bedeutung hat das Ganze für unseren Fall? Schließlich
ist der heißblütige Architekt de Frontier nicht als Indianer herumgelaufen und
hat die Frauen an den Marterpfahl zu binden versucht.«
    »Ich habe noch eine Idee«, sagte Christoph und bog auf den Hof
hinter der Husumer Polizeidirektion ein.
    Im Büro wurden sie von Hilke Hauck erwartet. Die blonde Kommissarin
sah zufrieden aus.
    »Ich habe Heinz Kohlschmidt verhört«, sagte sie. »Wenn der krank
wird, muss ihn der Tierarzt behandeln. So primitiv ist der. Dem ist jeder
menschliche Zug fremd.« Sie schüttelte sich, als müsse sie Schmutz abwerfen.
»Natürlich hat er behauptet, alles wäre von Elena Petrescu ausgegangen. Die
junge Frau habe die beiden Männer gereizt, bis das Blut kochte. Es kamen die
üblichen abgedroschenen Argumente wie der zu knappe BH, die grelle Schminke und
was weiß ich. Ekelerregend war es, als der Verdächtige behauptete, die
Geschädigte hätte doch vor Vergnügen gequiekt. Und dabei hat er sich die Lippen
geleckt und mich förmlich gescannt.«
    »Dieses Schwein«, schimpfte Große Jäger. »Wenn ich ihn verhört
hätte, wäre ich aus Versehen so in ihn hineingestolpert, dass er die nächsten
Wochen nicht schmerzfrei hätte pinkeln können.«
    Christoph ging auf die Erregung des Oberkommissars nicht ein. Es gab
immer wieder Situationen, in denen Polizeibeamte an ihre Grenzen gelangten. Schließlich
waren sie auch Menschen mit Empfindungen und Gefühlen, Mütter, Väter, Ehefrauen
und -männer. Natürlich hatten sie gelernt, auch bei solchen Gelegenheiten
professionell zu reagieren. Und auch Große Jäger würde seine verbalen
Verwünschungen nicht in die Tat umsetzen.
    »Ich arbeite noch am Protokoll«, sagte Hilke und kehrte an ihren
Arbeitsplatz zurück.
    Große Jäger verschwand kommentarlos vor die Tür. Er würde seiner
Nikotinsucht frönen, wusste Christoph, und sich dabei ein wenig abreagieren.
    »Ich werde noch einmal der Form halber Bertram Bunges Alibi
überprüfen«, sagte Christoph zu sich selbst und wählte die Handynummer des
Arbeitskollegen, die ihm der Witwer gegeben hatte.
    »Kripo Husum. Guten Tag, Herr Sonnenberg. Sie haben von dem
Unglücksfall gehört, dem Frau Bunge zum Opfer gefallen ist?«
    Man hörte, wie der Mann schluckte. »Das ist nicht zu glauben«, sagte
er. »Man ist die ganze Woche unterwegs und kommt nach Hause, und die Frau ist
tot. In unserem Job ist es

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