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Tod im Palazzo

Tod im Palazzo

Titel: Tod im Palazzo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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helfen, herauszufinden, was hier kaschiert werden soll.«
    Fast unfreiwillig begann der Wachtmeister, Emilio sympathisch zu finden. Er war intelligent, etwas, was er immer bewunderte, und außerdem ein Musiker, und er schien die Ulderighi zu kennen, ohne voreingenommen zu sein oder gar Angst vor ihnen zu haben. »Glauben Sie wirklich, daß er sich erschossen hat?«
    »Ja. Er war nämlich nicht wie sie.«
    »Nein?«
    »Nein. Er war ein ganz anderer Mensch. Kam natürlich aus einer alten Familie, sonst hätte sie ihn gar nicht erst geheiratet, aber anders als die Ulderighi, haben die Corsi die neue Welt akzeptiert und auf diese Weise überlebt. Eine alte Familie mit neuem Geld. Sie verstehen?«
    »Das Aperitif-Geschäft?«
    »Genau. Na, irgend jemand mußte für den Unterhalt dieses Hauses ja aufkommen.«
    Er warf einen ironischen Blick zur Decke. »Er hat also das ganze Geld ausgespuckt, während Bianca, zumindest nach außen, so tat, als hätte sich seit den Zeiten Cosimo de Medicis nichts verändert.«
    »Tja, wenn es ihm Spaß gemacht hat…«
    »Von wegen Spaß gemacht, glauben Sie mir.«
    Er warf seine langen weißen Hände in die Luft. »Der altmodische Stolz der Ulderighi, die das Unternehmen der Corsi aussaugen. Und wozu? Wenn der Sohn etwas getaugt hätte nein, es ging ihm hundeelend. Sie haben getrennte Leben geführt, hatten beide wahrscheinlich ihre Geliebten, aber sehr diskret. Es existiert noch immer ein Landhaus, wissen Sie, obwohl die Ulderighi fast allen Besitz verloren haben, einschließlich den Grund und Boden, der jetzt dem benachbarten Besitzer gehört. Er ist oft dort auf die Jagd gegangen…«
    »Und warum hat er seine Gewehre dann in der Stadt gelassen?«
    »Oh, das Landhaus wird nur im August benutzt, sonst ist es verrammelt. Man kann kaum einen Förster dort beschäftigen, wenn man nur noch einen kleinen Garten hinter dem Haus hat. Er fährt oft hinaus, ist aber meist Gast bei anderen Leuten. Sie fährt nur im August hinaus, weil es gesellschaftlich unmöglich ist, sich im August in Florenz aufzuhalten, aber gemeinsam sind sie nie hinausgefahren. Ich könnte schwören, daß er sich erschossen hat, und ich könnte es ihm nicht einmal verdenken.«
    »Aber haben Sie ihn gehört?«
    »Gehört? Ah, ich verstehe, aber da kann ich Ihnen nicht helfen. Ich habe die Nacht bei Simone verbracht, und wir sind erst am Nachmittag hierhergekommen, rechtzeitig zur Veranstaltung, ich kann Ihnen also leider nicht helfen.«
    »Ja, nun… Na, ich werde Sie nicht weiter vom Üben abhalten.«
    »Werden Sie mit den anderen Mietern sprechen?«
    »Ja.«
    »Was wird es Ihnen schon bringen… Na ja, man weiß ja nie. Ich wohne seit nicht mal einem Jahr hier. Wenn Sie jemanden finden, der schon länger hier wohnt – oder zumindest jemanden, der die ganze Nacht hier war… Aber wie gesagt, was wird es Ihnen schon bringen…«
    Draußen im Hof dämmerte es schon. Der sommerliche Abendhimmel war in ein dunkles Grün getaucht, und ein Stern funkelte. Das schwache Licht drang aber nicht mehr bis hinunter in die Tiefe des großen Gebäudes, und die Kolonnade lag im Schatten, als der Wachtmeister seinen langsamen Rundgang begann, wobei sein Schritt unwillkürlich dem Rhythmus der Musik folgte, die fast im selben Moment eingesetzt hatte, nachdem die Tür hinter ihm ins Schloß gefallen war.
    Er kam an einer Tür ohne Klingel und Namensschild vorbei. Nach seiner Schätzung mußte das die Wohnung des alten Kindermädchens sein, der tata, die angeblich taub war. Würde sie ihn überhaupt hören, wenn er anklopfte? Er blieb jedenfalls nicht stehen, sondern ging weiter um die Ecke und blieb vor der Arztpraxis stehen und studierte die auf einem Messingschild eingravierten Sprechstunden. Sonntags würde die Ärztin um diese Zeit nicht da sein. Er konnte natürlich in den dritten Stock hochgehen und an ihrer Wohnung klingeln. Doch er ging langsam weiter, vorbei an der breiten Treppe und der Portierswohnung, und kam an der Kolonnade neben dem Eingangstor heraus. In diesem Moment ging das Licht in der mächtigen Eisenlaterne über dem Eingang an. Die Birne war so schwach, daß sie die Düsternis noch zu betonen schien. Wenn es etwas gab, was ihn an den Florentinern fast ebensosehr ärgerte wie ihr eingefleischter Zynismus, dann war es ihre ausgeprägte Sparsamkeit. Er ging weiter, vorbei an dem leeren Atelier der Engländerin und der unbezeichneten Tür des Jagdzimmers. Als er sich ganz rechts außen der kleinen Tür näherte, wo der

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