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Tod im Palazzo

Tod im Palazzo

Titel: Tod im Palazzo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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Zwerg wohnte, hörte er gedämpfte Stimmen, und da fiel ihm ein, wie Lorenzini auf seine diesbezüglichen Bemerkungen reagiert hatte. Einer seiner Witze über die drei Florentiner, die sich ein gekochtes Ei teilen und darüber streiten, wer den Rest bekam. Na ja, mit etwas Glück würde Lorenzini mehr aus Grillo herausbekommen als er.
    Nachdem er seinen Rundgang beendet hatte und wieder vor dem Musikstudio stand, trat er aus der Kolonnade und näherte sich dem steinernen Brunnen in der Mitte des Innenhofs. Oben darauf lag ein schwerer Holzdeckel mit einem eisernen Ring in der Mitte. Sehr schwer. Er konnte ihn nicht verschieben, geschweige denn anheben. Wie viele Stunden dieser Kerl wohl übte? Die Musik, die ihm anfangs noch gefallen hatte, ging ihm jetzt auf die Nerven. Ein Kribbeln im Rücken sagte ihm, daß er beobachtet wurde. Er drehte sich um, aber alle Türen waren zu. Trotzdem, er hätte schwören können… Vielleicht war die alte tata doch nicht so taub, wie behauptet wurde, und hatte verstohlen hinausgespäht. Ganz normal, und wenn diese blöde Klaviermusik nicht gewesen wäre, hätte er die Tür gehört. Er behielt sie eine Weile im Blick, aber sie öffnete sich nicht. Er sollte klingeln und mit der Frau reden. Früher oder später war es ohnehin fällig, warum also nicht sofort?
    Der Rat, den er sich gab, blieb allerdings unbeherzigt. Der Wachtmeister fühlte sich unwohl in seiner Haut. Er stand eine Weile da, starrte all die verschlossenen, dunkelgebeizten Türen an und hatte das eigenartige Gefühl, daß er sich im Innern des Hauses befand und doch ausgeschlossen war. Angesichts der Tatsache, daß er hier keine Rolle spielte, besser gesagt, von der Familie nicht beachtet wurde, hätte ihn das auch nicht überrascht. Doch das waren nicht die Gedanken, die ihm durch den Kopf gingen. Es war der Ort, dieses riesige Gebäude, das so feindselig auf ihn wirkte, daß er sich fortwünschte, ein für allemal, weg von der Musik. Erleichtert wurde ihm schließlich klar, woher dieses Gefühl rührte. Es war die Musik, die er gehört hatte, als er am Nachmittag dort hochgegangen war. Mehr war nicht daran, eine unangenehme Assoziation mit der Leiche, dem eiskalten Gesicht der Ulderighi und seiner Sorge, sich vor dem Oberstaatsanwalt lächerlich gemacht zu haben. Ja, es war dieselbe Musik, er erinnerte sich jetzt genau daran. Er hatte geglaubt, Instrumente zu hören, und dann stellte sich heraus, daß es ein Plattenspieler gewesen war… eine Flöte hatte er gehört und das war doch eine Flöte? Emilio, allein, hinter der geschlossenen Tür, spielte noch immer, aber aus einer anderen Richtung, von oben irgendwoher, wurde die Melodie von einer zaghaften Flöte untermalt.
    Der Wachtmeister blieb am Brunnen stehen und sah hoch. Der erste und zweite Stock waren dunkel, die hohen braunen Fensterläden waren allesamt geschlossen. Im dritten Stockwerk fiel ein helles Rechteck auf. Das konnte nur die Ärztin sein oder der Künstler mit dem komischen Namen. Nicht, daß es ein Gesetz gab, das ihnen das Flötespielen untersagte, aber er hätte schwören können, daß es nicht von dort kam. Von noch weiter oben, wenn überhaupt, es war so schwach. Er trat um den Brunnen und verrenkte sich den Hals. Dort in der Ecke, wo der Zwerg wohnte, war das Gebäude viel höher. Gegen das dunkle Blaugrün des Sommernachthimmels, an dem immer mehr Sterne erschienen, zeichneten sich die Umrisse eines Turms ab. Wenn die Flöte dort oben gespielt wurde, wo er zwei Fenster ohne Läden ausmachen konnte, dann wurde im Dunkeln gespielt.
    »Es reicht«, murmelte der Wachtmeister. Für heute hatte er genug von dem ganzen Verein, einschließlich der Marchesa Ulderighi und dem Oberstaatsanwalt. Und vor allem dieses große Gefängnis von einem Haus mit seinen düsteren Säulen, den geschlossenen Toren und Fensterläden und dieser trüben Lampe. Soll es seine Geheimnisse für sich behalten, wenn es unbedingt wollte. Mit lauten, energischen Schritten, die auf den Steinfliesen hallten, setzte sich der Wachtmeister in Bewegung und hämmerte mit seiner großen Faust an die Wohnungstür des Zwergs.

3
    »Salva! Was ist denn hier los? Du hast ja überall das Licht angelassen!«
    Der Wachtmeister grunzte nur irgend etwas Unverständliches aus dem Badezimmer. Seine Frau Teresa wartete einen Augenblick, und als er nicht herauskam, packte sie die Hemden, die sie gerade in der Hand hielt, in eine Schublade und machte, bevor sie aus dem Schlafzimmer ging, das

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