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Tod im Palazzo

Tod im Palazzo

Titel: Tod im Palazzo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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Deckenlicht und eine der Nachttischlampen aus.
    Als er zu ihr ins Wohnzimmer kam, saß sie schon, im Licht einer kleinen Lampe, vor dem Fernseher, das Strickzeug auf ihrem Schoß. Er schaltete den Kronleuchter an.
    »Was ist? Suchst du was?«
    »Nein.«
    »Dann mach wieder aus. Es ist schon ein Licht an, und so kann man das Bild nicht richtig sehen – warum hast du deinen Morgenmantel an? Bist du müde?«
    »Ein bißchen.«
    »Mach das Licht aus, Salva, bitte.«
    »Du wirst dir beim Stricken die Augen verderben.«
    »Ich brauche nicht hinzugucken, wenn ich stricke, und ich brauche keine sechs Birnen, die den ganzen Abend grundlos brennen. Du wirst derjenige sein, der sich beklagt, wenn die Stromrechnung kommt.«
    »Ich?«
    Er war verwirrt. Er machte das Licht aus, setzte sich neben seine Frau und starrte dann trübsinnig auf den Bildschirm.
    »Was ist los? Hast du einen schlechten Tag gehabt?«
    »Ein bißchen…«
    Er wußte genau, daß er ihr nichts vormachen konnte. Es war seine Gewohnheit, sich nach Feierabend unter die Dusche zu stellen und seine Uniform gegen bequeme Sachen einzutauschen, aber wenn er es tat, ohne vorher mit seiner Frau ein wenig geplaudert zu haben, oder wenn er allzu lange unter der Dusche blieb, um sich den Tag wegzuwaschen, dann wußte sie, daß etwas los war. Wenn er direkt in Pyjama und Morgenmantel schlüpfte, dann war das ein sicheres Indiz dafür, daß er einen katastrophalen Tag beenden wollte. Er bedauerte, nicht vorher daran gedacht zu haben, aber jetzt war es zu spät.
    Sie warf ihm, während sie strickte, einen verstohlenen Blick zu.
    »Wenn du noch nicht satt bist, kann ich dir etwas machen.«
    »Nein… nein.«
    »Die Jungen wollten noch auf dich warten, um dir von dem Spiel zu erzählen, aber sie müssen morgen früh in die Schule.«
    »Mmm.«
    Abwesend sah er die Nachrichten und sagte schließlich: »Gibt es keinen Film oder so?«
    »Ich weiß nicht. Schau im Programm nach.«
    Doch er rührte sich nicht von der Stelle. Wenn es zum Schlimmsten kam und er versetzt würde, wie würde sie darauf reagieren? Sie hatte jahrelang zu Hause in Sizilien festgesessen und seine kranke Mutter versorgt, während er hier oben in Florenz war. Und als sie, nach dem Tod seiner Mutter, schließlich mit den Jungen hierher gezogen war, hatte sie lange gebraucht, um sich an diese fremde Stadt zu gewöhnen. Inzwischen hatte sie sich eingelebt, aber wenn er sich vorstellte, daß sie abermals würden umziehen müssen – und das Thema Schule! Die Jungen würden auf eine andere Schule gehen müssen, und was, wenn er in irgendein gottverlassenes Kaff versetzt würde… »Salva!«
    »Hm?«
    »Ich habe dich gefragt, ob du etwas Heißes trinken möchtest?«
    »Nein. Ja… ich weiß nicht…«
    Sie rollte ihr Strickzeug zusammen und ging in ihren Filzschlappen, die weich auf den Marmorfußboden klatschten, in die Küche. »Ich werde dir einen Kamillentee machen«, rief sie.
    Er stand auf und trottete ihr hinterher.
    »Du bist mir im Weg, ich muß an den Schrank.«
    Ohne den Blick von ihr abzuwenden, trat er zur Seite.
    »Immer noch, ich will das Wasser aufsetzen – hier, mach du's.« Er zündete das Gas unter dem Kessel an und starrte darauf, während Teresa Becher und Teebeutel herausholte.
    »Ich habe mir überlegt«, sagte er zu dem Kessel.
    »Was hast du dir überlegt?«
    »Also, wenn du dich hier richtig eingelebt hast…«
    »Na sicher! Wie kommst du denn darauf? Ich habe mich nicht beklagt.«
    »Nein, nein. Aber zuerst hast du…«
    »So was braucht seine Zeit, Salva. Bei mir länger als bei dir. Du hast deine Arbeit und deine Kollegen, egal, wo du bist. Und obwohl es für die Jungen nicht gut ist, die Schule zu wechseln, schließen sie rasch neue Freundschaften. Wenn es bei mir länger gedauert hat, dann deswegen, weil ich auf mich allein gestellt bin… kocht es noch nicht?«
    »Doch.«
    »Geh mir aus dem Weg. In meinem Alter kann man nicht mehr ausgehen, um neue Leute kennenzulernen. Ich hab keine Zeit dafür. Salva, steh mir nicht im Weg, ich will an den Mülleimer. Jedenfalls…« – sie drückte ihm den Teebeutel in die Hand –, »ich weiß nicht, weswegen du dir den Kopf zerbrichst. Ich habe mich in Florenz inzwischen eingewöhnt, und es gefällt mir hier. Und Gott sei Dank müssen wir nicht wieder umziehen.«
    Sie sahen sich einen Film an, Teresa zumindest. Der Wachtmeister strengte sich an, der Handlung zu folgen, weil er hoffte, es würde ihn ablenken, aber trotz aller Anstrengungen

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