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Tod im Palazzo

Tod im Palazzo

Titel: Tod im Palazzo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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Fehler, denn er hätte es nie erfahren, wenn…«
    »Was hat sie ihm geantwortet?«
    »Sie hat ihm ins Gesicht gelacht. Manchmal, wenn sie wirklich wütend ist, dann lacht sie. Es kann einem richtig Angst machen.«
    »Haben Sie in dieser Nacht Angst gehabt?«
    »Ja. Dieser Streit hatte etwas… ich weiß nicht… etwas Unwirkliches. Inzwischen weiß ich natürlich… Es war unwirklich, weil sie…«
    »Geht es Ihnen gut?«
    Der Wachtmeister beugte sich vor, um Neri genau anzusehen. Der glasige Blick, der von den Tabletten herrührte, war verschwunden, aber Neri sah jetzt schlecht aus, vielleicht strengte ihn das Erzählen zu sehr an. Aber wie sollte er sich sonst Erleichterung verschaffen?
    »Mein Herz… ich sollte Tabletten nehmen, es ist egal… Dann hat er es ihr erzählt. Hat ihr erzählt, daß Catherine ein Kind erwartet, und ich habe es verstanden. Ich wünschte, ich hätte mit ihm reden können. Ich wünschte, ich hätte die Chance gehabt, ihm zu sagen, daß ich ihn verstand.«
    Verzweifelt knetete er die Hände.
    »So ist es immer«, sagte der Wachtmeister, »wenn jemand stirbt. Wir denken an all die Dinge, die ungesagt geblieben sind. Mir ist es so ergangen, als meine Mutter starb.«
    »Ja?«
    Neris Stimme klang weich, verwundert. »Aber sie ist nicht so gestorben wie mein Vater…«
    »Nein, nein. Sie war krank. Aber auch dann hat man dieses Gefühl, wenn die Menschen nicht mehr da sind.«
    »Ich habe in meinen Gebeten zu ihm gesprochen, aber ich erreiche ihn nicht. Ich habe nicht einmal mehr eine Erinnerung an ihn, an uns beide. Ich war immer krank, und er hatte immer zu tun. Aber einmal…«
    Er stand schwankend auf, sah sich um, die Hände noch immer zusammengepreßt. »Einmal, als ich sehr krank war, hat er mich besucht und mir etwas mitgebracht…«
    Er ging zu dem Nachttischschränkchen und entnahm ihm das Geschenk des Vaters. Es war ein Nachrichtenmagazin, erschienen im November vier Jahre zuvor. Die Zellophanbanderole war noch intakt. »Er hat an mich gedacht, verstehen Sie. Er hat mir das mitgebracht und gesagt: ›Vielleicht bringt es dich auf andere Gedanken, wenn du liest, was draußen in der Welt passiert.‹ Das war doch sehr aufmerksam von ihm, finden Sie nicht?«
    »Sehr.«
    DerWachtmeistererkannte,daßFiorenzahinterdieser Aufmerksamkeit stand, fand es aber rührend, daß Buongianni sich bemüht hatte, ihren Rat zu beherzigen. »Sie haben das Heft aber nie gelesen?«
    »O nein. Ich habe es nie angerührt, und jetzt bin ich sehr froh darüber. Es ist eine schönere Erinnerung an ihn als der Anblick dort oben, sein Anblick…«
    »Ruhig, ruhig. Sie werden sich besser fühlen, wenn Sie sich erleichtert haben. Wie ist der Streit ausgegangen?«
    »Er sagte, daß Catherine nach England gefahren ist, um alles zu überdenken, daß er ihr am folgenden Tag hinterherfahren wollte, denn unter keinen Umständen wollte er, daß sie das Kind… nicht bekam, und dann… in dem Moment fing sie an brüllend zu lachen, und sie sagte, er kann sich die Reise sparen, weil seine… seine Hure hier ist…«
    Neri flüsterte nur noch heiser, als schmerzten ihn die Wörter. Dann wurde seine Stimme hart, und es war, als spräche Bianca Ulderighi höchstpersönlich, ihren Mann beobachtend, der vor ihren Augen zusammenbrach.
    »Sie hat es nicht anders verdient. Da sie ihre Dienste anbot, habe ich ihr zwei passende Kunden besorgt. Leute ihresgleichen, und wenn sie ihr aus Versehen das Genick brachen, dann wäre das auch nicht weiter schlimm. Wohin läufst du? Du brauchst dich nicht einzumischen. Sie haben sie schon in Cinellis Grab gesteckt – das war meine Idee. Und das Komische ist, wir haben dort anstelle von Cinellis Gebeinen die Knochen eines Hundes gefunden, die bei der ersten Berührung zu Staub zerfielen. Das nur zu dem Fluch! Du siehst also, alles ist geregelt. Es wird keine Scheidung geben!«
    Neri hielt inne, atmete schwer, suchte nach einer eigenen Stimme.
    Den Wachtmeister schauderte, als wäre Bianca Ulderighi zusammen mit ihnen im Zimmer. Um die bedrückende Atmosphäre zu verscheuchen, fragte er laut: »Ist er dann mit dem Lift dorthin gefahren? In den Keller?«
    »Ich glaube, ja. Ich habe ihn nicht beobachtet. Ich hatte die ganze Zeit hinter der Tür gestanden, und als es überall still war, öffnete ich. Sie stand immer noch da, aufrecht, erhobenen Kopfes. Sie sah sehr heiter aus, fast lächelte sie, und ich dachte, das kann doch alles nicht wahr sein, im nächsten Moment wird sie bestimmt erklären,

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