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Tod im Palazzo

Tod im Palazzo

Titel: Tod im Palazzo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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mir leid.«
    »Schon gut. Ich bin froh, daß Sie heute hier waren. Es ist… im Keller passiert, nicht hier, stimmt's?«
    »Ja. Sie muß bei der Arbeit gewesen sein.«
    »Werden Sie sie festnehmen?«
    »Habe ich schon.«
    »Auf dem Dokument, das sie restaurierte, stand es ja… komisch… ›Wer mit hohen Leuten verkehrt, ist der letzte bei Tisch und der erste am Galgen.‹«
    William sagte nichts mehr. Nach einer Weile schloß er die Augen und schlief.
    Ebenfalls anwesend waren die Besatzungen zweier Funkwagen und ein Krankenwagen der Misericordia. Dr. MARTELLI Flavia, wohnhaft im Palazzo Ulderighi, wurde gebeten, eine vorläufige Untersuchung vorzunehmen… Der Wachtmeister selbst hatte sie darum gebeten, weil der Arzt, der die Leiche von Catherine Yorke untersucht hatte, schon weggefahren war. Es war nicht besonders schwer gewesen, William darum zu bitten, sich keine Vorwürfe zu machen, die Geschichte nicht immer wieder aufzuwärmen, nicht immer zu erzählen, was passiert wäre, wenn nur… Und wer sorgte dafür, daß der Wachtmeister nicht immer wieder in Gedanken zurückging und sich fragte, was er hätte anders tun sollen? Wenn ihm beispielsweise eingefallen wäre, Lorenzini in der Wohnung des Zwergen zu postieren?
    Das S seiner Schreibmaschine war verschmutzt. Wie abwesend starrte er auf das Papier, auf dem jedes S wie ein schwarzer Klecks erschien.
    Das Telefon läutete.
    »Guarnaccia?«
    Es war Hauptmann Maestrangelo.
    »Ja, bitte?«
    »Ich hoffe, Sie haben sich ein wenig ausruhen können?«
    »Ja, vielen Dank.«
    »Also, ich dachte, es würde Sie vielleicht interessieren. Inzwischen ist Anklage erhoben worden, und zwei sehr teure Verteidiger sind hier, womit wir ja schon gerechnet hatten.«
    »Was bringen Sie vor?«
    »Die junge Frau war Mückes Freundin, und er fand heraus, daß sie ihn mit Leo betrog. Am 11. Juni kam er zum Palazzo Ulderighi, um sie zur Rede zu stellen. Sie war im Keller beim Ordnen von Dokumenten. Mücke behauptet, an Ort und Stelle mit ihr geschlafen zu haben, und zwar mit ihrer Zustimmung. Leo kam hinunter und erwischte die beiden in flagranti, woraufhin es zu einem Kampf kam. Leo sagt, das Mädchen habe für ihn Partei ergriffen, Mücke habe sich auf sie gestürzt und erwürgt. Das Grab von Cinelli aufzubrechen war Leos Idee, aber es stellte sich heraus, daß das Grab viel kleiner war als erwartet. In Mückes Worten: ›Wir mußten sie zusammenfalten. Sie wird beim Hineinbugsieren wohl ein paar Schrammen abbekommen haben.‹ Ihre Befürchtung, sie könnte noch lebendig eingemauert worden sein, war übrigens unbegründet. Ihr Genick war gebrochen. Was die Überlegung angeht, die beiden könnten gedungene Mörder sein – also, wenn es Sie tröstet, ich weiß, daß Sie recht haben, aber mehr Trost werden Sie kaum erwarten dürfen. Diese Anwälte sind erstklassig. Weder Mücke noch Leo können es sich leisten, zu reden. Mit einer solchen Geschichte könnten sie mit Totschlag davonkommen, und wenn sie entlassen werden, sind sie reiche Leute.«
    Das stimmte. Wenn sie die Marchesa Ulderighi mit hineinzogen, würde es Mord sein, und zwar Mord aus Habgier.
    Sie würden den Rest ihres Lebens hinter Gittern verbringen.
    »Tut mir leid«, sagte der Hauptmann. »Sie haben jedenfalls hervorragende Arbeit geleistet.«
    Hervorragende Arbeit geleistet. Es hatte zwei Tote gegeben, und seine »hervorragende Arbeit« war Ursache für einen dritten gewesen.
    »Sind Sie noch da?«
    »Ja… Ja, ich bin noch da.«
    »Sie klingen bedrückt. Gibt keinen Grund dafür. Es muß Ihnen doch klar sein, daß wir die beiden niemals erwischt hätten, wenn Sie nicht herausgefunden hätten, daß sie einander kannten.«
    »Das stimmt.«
    Mehr oder weniger. Komisch, daß es ihm nicht sofort aufgefallen war – vielleicht auch nicht so komisch angesichts der Panik in der Bar. So simpel. Die meisten Gäste, die dort frühstückten, waren Marktleute in alten staubigen Sachen, die frühmorgendlichen Gesichter rosig glänzend. Die Frauen trugen Schürzen und dicke Geldtaschen vor dem Bauch. Die anderen mit ihren Ledersachen und schwarzen Netzstrümpfen wirkten exotisch, die Gesichter der Mädchen weiß, die Lippen lila. Einige waren müde und fertig, andere noch vollgedröhnt von der Disco. Alle frühstückten hier, um anschließend den Tag zu verschlafen.
    »Wahrscheinlich störe ich Sie«, sagte der Hauptmann kühl, verärgert über das Schweigen des Wachtmeisters.
    »Ich…nein,nein.Ichbingeradedabei,meinen

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