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Tod im Staub

Tod im Staub

Titel: Tod im Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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wenn man den Begriff des Fortschritts analysiert, dann ist er doch nur eigentlich das, was Generationen von Menschen sukzessive getan haben und tun; und wie kann man die Schuld für das, was Menschen tun, auf den Fortschritt abwälzen oder auf die Menschheit, wenn man selbst dazu gehört? Damit will ich aber nicht sagen, daß ich die Gesellschaft des Arztes nicht schätzte.
    »Das bringt eben der Fortschritt mit sich, Knowle«, sagte er.
    Man muß irgend etwas reden, irgendeine Anstrengung machen, um menschlich zu erscheinen, wenn man sich durch die endlosen Gänge eines riesigen, vollautomatisierten Schiffes durcharbeitet, das zwei Jahre lang ohne Aufladen der Brennstoffkammern und technische Überholung auf See bleiben kann und meist auch ist. Wir waren seit neunzehn Monaten unterwegs und liefen die meisten Häfen nur für einen Tag an, um Fracht zu erbetteln.
    In den malerischen alten Zeiten waren die Häfen nicht so leistungsfähig gewesen, wie sie es heute sind. Damals hatte es alle möglichen Vorschriften gegeben und menschliche Dockarbeiter mit all ihren seltsamen, fast kultischen Gewerkschaften und ähnlichem, und dazu das umständliche Auftanken und das ganze andere Drum und Dran, das jetzt verschwunden ist; man konnte damals bis zu einer Woche im Hafen liegen, an Land gehen und sich betrinken und all das tun, was Seeleute zu tun pflegten. Ich weiß darüber genau Bescheid, denn im Gegensatz zu Doc und den anderen kann ich lesen. Und heute sind atomgetriebene Frachter kleine, in sich abgeschlossene Welten, die ihrem vorprogrammierten Kurs folgen, und die wenigen Männer, die an Bord gebraucht werden, denken allmählich in denselben festen Gleisen wie Maschinen. - Kein Wunder, daß mich die Migräne immer ärger plagte.
    Wir durchquerten den Maschinenraum, und auf dem Weg nach oben warf ich einen Blick in die Mannschaftsquartiere in der Back. Richtig, da lag Alan Bator auf seinem Bett und starrte düster auf die Segeltuchbespannung der Koje über sich. Wir begrüßten uns mit einem Nicken. Alan sah aufgequollen und krank aus; mich packte die Lust, ihn zu seiner prächtigen Vorstellung zu beglückwünschen -, oder einen Schreikrampf zu bekommen. Manchmal zitterte ich vor Nervosität, obwohl ich keineswegs übersensibel war.
    Ich ließ den Arzt bei Alan zurück und stieg zum Achterdeck hinauf. Während ich nach oben kletterte, versank meine Umwelt in einem satten Dunkelbraun, durch das seltsame und unbeschreibliche Farbblitze zuckten: Farben, wie man sie in alten keltischen Manuskripten oder in Höhlen eingebettet findet. So bietet das Kranksein ästhetischen Trost; wie oft habe ich an die Worte unseres größten zeitgenössischen Denkers, des Computer-Programmierers Epkre, denken müssen: »Krankheit ist der Beitrag unseres Jahrhunderts zu den positiven Aspekten der Zivilisation.«
    Auf dem Achterdeck angekommen, glaubte ich für einen entsetzlichen Moment lang die Gestalt zu sehen. Dann verwandelte sich der Umriß in den teilweise demontierten Rahmen des Autonavigators. Ein Reparaturrobot testete geduldig Schaltung um Schaltung. Er wurde von Abdul Demone beaufsichtigt, der daneben saß und vor den Augen einen Bildfeldzerleger trug. Er schnippte ihn auf die Stirn und nickte mir dann zu.
    »Guten Morgen, Kapitän.«
    Ein höflicher, schweigsamer kleiner Mann, dieser Abdul. Er war Spastiker und nahm seinen verkrüppelten Fuß nicht von dem kleinen Schemel herunter, während er mit mir sprach.
    »Können Sie's wieder in Ordnung bringen?« fragte ich.
    »Es dürfte höchstens zwei Stunden dauern, bis der Autonavigator wieder funktioniert.«
    »Hoffentlich haben Sie recht. Wir erreichen die Küste nämlich im Laufe des Nachmittags.«
    Wieder überfiel mich ein nervöses Zittern. Auf einem Schiff ist man stärkeren Belastungen ausgesetzt als in der Stadt. In den Städten ist alles so organisiert, daß man sein ganzes Leben lang nicht einmal nachzudenken braucht; das ist natürlich eine wunderbare Sache, denn kranke Menschen wollen nicht von Verantwortungen geplagt werden. Wie oft habe ich mir während einer Reise schon gewünscht, den Autopiloten abzuschalten und das Schiff auf den Klippen auflaufen zu lassen, es zu vernichten, alles zu vernichten!
    Auf Deck wehte eine frische Brise. Ich blickte prüfend über die weite, saubere Fläche hinweg, auf der jedoch viele Gegenstände herumlagen und -standen; das Deck wirkte verlassen und irgendwie nackt unter der tropischen Sonne. An der Reling kämpfte Di Skumpsby mit

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