Tod im Tower: John Mackenzies erster Fall (German Edition)
stark geschrumpft. Dennoch war er mit der Ausbeute des Nachmittags sehr zufrieden. Er deponierte seine Schätze vorerst in der kleinen Abstellkammer neben der Küche und setzte sich dann mit seinem Laptop an den Tisch.
In seinen früheren Gesprächen mit den Rat suchenden Truppenangehörigen hatte er sich stets voll auf sein Gegenüber konzentrieren wollen. Daher hatte er sich vor langer Zeit angewöhnt, alle Informationen, die er erhielt, im Gedächtnis abzuspeichern und erst nach der Sitzung festzuhalten. Dies kam ihm nun zugute, hatte ihm Edwina doch, hocherfreut über sein Interesse, eine Fülle von Geschichten über „ihre Damen“ erzählt.
Besonders genüsslich hatte sie sich über die kleinen und großen Missetaten einiger Sprösslinge der Beefeater ausgelassen. Mit verschwörerischer Miene und geröteten Wangen hatte sie schließlich auch noch Andeutungen über ein, zwei Liebschaften gemacht, die der kleinen Tower-Gemeinschaft in den letzten Jahren Gesprächsstoff geliefert hatten.
„Wie nett, dass Sie Bonnie Sedgwick heute zum Mittagessen eingeladen haben.“, bemerkte sie abschließend mit einem Glitzern in den Augen. „Sie ist wirklich apart, finden Sie nicht? Auch wenn ihr Blondschopf natürlich gefärbt ist. Und sie dürfte in Ihrem Alter sein.“
Sprachlos angesichts der Schnelligkeit, mit der sich Neuigkeiten innerhalb des Towers herumsprachen, hatte John beschlossen, dass es nun an der Zeit wäre, den Rückzug anzutreten.
Kapitel 6
Eine Stunde später hatte er eine Tabelle, in der er methodisch alles, was er erfahren hatte, aufgeführt hatte. Bis auf Ellinor Burns, Rachel Armstrong und Marcia Campbell waren letzten Dienstag alle Frauen von neunzehn bis zweiundzwanzig Uhr bei dem Treffen gewesen, ebenso George Denham.
Die Gruppe hatte gerade begonnen, aufzuräumen und alle Materialien zu verstauen, als einer der Beefeater, die an der Suche nach der vermissten Studentin beteiligt gewesen waren, in den Raum geplatzt war und alle mit der schrecklichen Nachricht schockiert hatte.
Ebenso wie die Gruppe um Richard Campbell waren sie gebeten worden, bis zur Befragung durch die Polizei an Ort und Stelle zu bleiben. Die Handarbeitsgruppe hatte eine ganze Weile warten müssen, war aber dann von den Ermittlern nach kurzer Befragung entlassen worden.
John starrte nachdenklich auf seine Aufzeichnungen. Hätte es eine Möglichkeit gegeben, dass jemand den Raum für kurze Zeit hätte verlassen können, ohne Mrs. Dunders mit ihren Argusaugen aufzufallen? Da die Cafeteria im Innenhof des Towers und damit nicht weit vom Verrätertor entfernt lag, wären wenige Minuten ausreichend gewesen. Seine vorsichtige Frage, ob die fleißigen Helfer denn keine Pause bei ihren Treffen einlegen würden, hatte Edwina entschieden verneint.
„Gerade jetzt müssen wir jede Minute nutzen, wenn wir rechtzeitig zum Basar fertig werden wollen. Außerdem gestatte ich grundsätzlich keine Unterbrechungen, um etwa zum Rauchen nach draußen zu gehen.“, hatte sie bekräftigt. Zudem führten unmittelbar von dem Nebenzimmer Türen zum Toilettenbereich. Dank Edwinas eisernem Regiment war John sich daher ziemlich sicher, dass er die fünfundzwanzig Frauen und George Denham von der Liste der Verdächtigen streichen konnte.
Triumphierend trug er in eine Spalte seiner Tabelle neben deren Namen jeweils ein X ein. Auch die Frau des Pastors und Mrs. Hunter, die Frau des Arztes, waren dabei. John druckte die verbleibende Liste aus und überlegte, wo er weitermachen sollte. In der Stille seiner Wohnung vernahm er ein leises, aber durchdringendes Pfeifen. Nun wusste er, wen er als nächstes aufsuchen würde: Doc Hunter.
Glücklicherweise war kein anderer Patient in der kleinen Praxis. So hatte der Doktor Zeit, sich mit John zu unterhalten, nachdem er ihn an eine weitere Infusion angeschlossen hatte.
„Nun, Mackenzie, ich hoffe, Sie lassen es nun ruhig angehen und erholen sich gut?“
„Danke, Doc, es geht mir schon viel besser. Heute habe ich gemütlich mit Edwina Dunders Tee getrunken. Ihre Frau engagiert sich auch bei der Handarbeitsgruppe, wie ich gehört habe.“, lenkte John geistesgegenwärtig das Gespräch auf das Thema, das ihn interessierte. Der Doktor lächelte verschmitzt.
„Jaja, das ist wirklich eine gute Sache. Vor allem für uns geplagte Männer. So haben wir immerhin einen freien Abend pro Woche.“ John grinste zurück.
„Und wie nutzen Sie Ihren freien Abend, Doc? Sehen Sie sich auch Fußball
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