Tod im Tower: John Mackenzies erster Fall (German Edition)
wusste nur zu gut um die Macht der Medien und konnte Georges Ängste verstehen. Er nickte ernst.
„Das Wichtigste ist, dass der Fall schnell gelöst und der Täter gefunden wird. Es sind noch etliche Monate bis zu den Wahlen. Bis dahin ist die Geschichte sicher vergessen – vorausgesetzt, Richard hat nichts damit zu tun.“
Campbell fuhr hoch. „Wie kannst du so etwas nur sagen! Natürlich ist mein Sohn in keiner Weise in diese schreckliche Sache verwickelt. Er hat diese Frau noch nie in seinem Leben gesehen. Das hat er mir heute am Telefon selbst gesagt.“ Georges Stimme überschlug sich fast bei den letzten Worten. Röte stieg in seine faltigen Wangen. Abrupt drehte er sich um, stieg in den Wagen und knallte die Tür hinter sich zu. Nun klingelten bei John endgültig alle Alarmglocken. Noch nie hatte er den Ravenmaster so erlebt.
Er stieg ebenfalls ein, ließ den Motor aber nicht an.
„George, es tut mir leid. Natürlich wollte ich Richard in keiner Weise verdächtigen…“ Campbell schnitt ihm mit einer ungeduldigen Handbewegung das Wort ab. „Lass mich auf dem Heimweg bitte an der Royal Bank of Scotland aussteigen. Ich habe da noch etwas zu erledigen.“
Schweigend fuhren sie zurück. Als John vor der imposanten Glasfassade der Bank anhielt, hielt er Campbell, der hastig hinaus wollte, am Ärmel zurück.
„George, man muss kein Psychologe sein, um zu merken, dass dir etwas auf der Seele liegt. Falls du reden möchtest – ich bin da.“ Einen Moment lang schien der Ältere zu schwanken, doch dann öffnete er die Wagentür und stieg schwerfällig aus.
„Es gibt nichts zu reden, John. Danke, dass du mich gefahren hast. Ich gehe dann das letzte Stück nach Hause zu Fuß.“ Als er sich abwandte, war es John, als läge ein feuchtes Schimmern in seinen Augen.
Er sah seinem Freund nach, wie er die Bank betrat und auf einen Schalterbeamten zuging. Dann traute er seinen Augen nicht: George zog eine dicke Rolle Pfundnoten aus einer Innentasche seiner Jacke und reichte sie zusammen mit einem Sparbuch über den Tresen. Was hatte das zu bedeuten? Warum trug George eine solche Menge Bargeld mit sich herum?
Wenn George merkt, dass ich hier immer noch sitze und ihn beobachte, denkt er sicher, ich spioniere ihm nach, ging es ihm durch den Kopf und er fuhr eilig los.
In Gedanken immer noch beim merkwürdigen Verhalten seines Freundes, verfranste er sich nach kürzester Zeit im System der Einbahnstraßen. Erst nach über einer halben Stunde und etlichen für ihn untypischen Flüchen erreichte er wieder die Parkgarage. Mit neu bestärkter Entschlossenheit, auf ein eigenes Auto zu verzichten, steuerte er mit langen Schritten auf einen Seiteneingang des Towers zu, den ausschließlich die Bewohner des Towers benutzten.
Dort empfing ihn eine ganze Schar von Reportern, die Kameras auf ihn richteten und ihm Mikrofone unter die Nase hielten. Sie bombardierten ihn mit Fragen. John zog den Kopf ein, setzte ein Lächeln auf und schlängelte sich durch die Meute. Als er einen seiner Kollegen passierte, der mit Hilfe einiger Beamter der Metropolitan Police das Tor bewachte, seufzte der gequält auf.
„Seit gestern geht das schon so. Diese Typen sind wie die Geier. Hoffentlich wird dieser Fall bald gelöst und die Belagerung hier hört auf.“ John stimmte ihm aus vollem Herzen zu und machte sich sogleich zum Büro von Chief Mullins auf.
Kapitel 7
„Herein, herein, Mackenzie. Was haben Sie Neues herausgefunden?“, empfing der Kommandant ihn. John zog die Tabelle aus der Tasche, in die er seine bisherigen Erkenntnisse eingetragen hatte.
„Beeindruckend. Sie gehen sehr methodisch vor.“, lobte Mullins.
„Danke, Sir. Aber auch, wenn ich schon feststellen konnte, dass eine ganze Reihe von Leuten mit dem Mord nichts zu tun haben können, ist noch viel zu tun. Es sind noch sechsundzwanzig unserer Männer, drei Frauen und die Besuchergruppe mit Richard Campbell zu überprüfen.“
„Hm, dann lassen Sie mal sehen…“ Stirnrunzelnd starrte Mullins auf die Auflistung. Dann ging er zur Tür, riss sie auf und gab Bonnie Sedgwick den Auftrag, die Wachbücher des Towers zu besorgen. Während sie warteten, fiel ihm ein, „Ach ja, Conners hat unsere Daten über die Besucher der Schlüsselzeremonie überprüft. Keiner von denen, die an dem fraglichen Abend da waren, hatte die Zeremonie vorher schon einmal miterlebt. Wir erfassen alle Angaben der Besucher seit rund fünfzehn Jahren im Computer, daher ging die
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