Tod im Tower: John Mackenzies erster Fall (German Edition)
vorhin, John.“
„Ich dachte, wenn ich in der Uniform über unseren Weihnachtsbasar schlendere, lassen die Pressegeier mir keine ruhige Minute. Deshalb wollte ich mich schnell umziehen, bevor ich wieder hinausgehe.“
Patricia nickte ein wenig abwesend.
„Du hast die Situation vorhin gut in den Griff bekommen, mein Kompliment. Chief Mullins lag richtig mit seiner Einschätzung, dass ein Großteil der Reporter nicht wegen des Basars gekommen ist, sondern wegen unseres Mordfalles. Aber du hast sie gut eingebremst.“
Patricia zuckte graziös mit den Schultern. „Ich sehe mich als Lobbyistin der guten Sache. Im Lauf der Jahre habe ich gelernt, die Aufmerksamkeit der Medien für unsere Zwecke zu nutzen. Aber ich verstehe auch, dass das öffentliche Interesse am Tod der Studentin die Reporter dazu zwingt, impertinente Fragen zu stellen. Bedauerlicherweise stocken die Ermittlungen ja seit langem, wie du sicher weißt.“ John lächelte unverbindlich.
„Simon … steht sehr unter Druck. Du kannst dir vorstellen, dass gerade bei einem solch Aufsehen erregenden Fall eine schnelle Aufklärung oberstes Ziel ist. Mittlerweile werden immer mehr Stimmen laut, die den schleppenden Fortgang der Ermittlungen kritisieren.“ Sie seufzte, ein wenig aufgesetzt, wie John fand. Dann fasste sie unversehens nach seiner Hand.
„Oh John, ich weiß, ihr habt eure Differenzen, aber du würdest Simon doch keine wichtigen Informationen vorenthalten, nicht wahr?“
„Welche wichtigen Informationen meinst du?“
„Nun ja, Simon hat mir erzählt, dass du und der verdächtige Ravenmaster Freunde seid und du auch der Einzige bist, mit dem er spricht. Ansonsten blockiert dein Freund die Nachforschungen durch sein hartnäckiges Schweigen.“
John hob eine Augenbraue. „Cousin Simon kann sich glücklich schätzen, dass er eine so gute Zuhörerin für seine Sorgen hat.“ Patricia zog ruckartig ihre Hand weg und er konnte sehen, wie sie unter ihrem Make-up ein wenig errötete.
„Natürlich bespricht mein Mann niemals Details eines Falles, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind, mit mir. Ich weiß kaum mehr, als in den Zeitungen steht. Aber ich kann doch sehen, wie sehr ihn dieser Stillstand belastet.“
So sehr, dass er nun sogar seine eigene Frau zum Spionieren zu mir schickt, dachte John sarkastisch. Laut aber sagte er, „Patricia, meine Liebe, ich kann verstehen, dass du dir als Ehefrau Sorgen um Simon machst. Ich würde auch liebend gern zur Lösung dieses Falles beitragen, das kann ich dir versichern. Wie du schon sagtest, ist George Campbell mein Freund und ich glaube an seine Unschuld. Aber dein Mann hat mir unmissverständlich klar gemacht, dass er sich jegliche Einmischung meinerseits oder meiner Beefeater-Kollegen in die Ermittlungen verbittet und daran habe ich mich gehalten, so schwer es mir fällt.“ Er setzte sein unschuldigstes Lächeln auf. Patricia warf ihm einen prüfenden Blick zu.
Dann gab sie sich geschlagen. „Wie ist es, John, begleitest du mich zu einem Rundgang über den Basar?“
„Es wäre mir ein Vergnügen.“ Galant hielt er ihr die Tür auf.
Mit Schließung der Tore traf sich ein Großteil der Tower-Gemeinschaft im Innenhof, um beim Abbau der Buden mitzuhelfen. Edwina betrat die Bühne und klatschte in die Hände.
„Meine lieben Freunde! Es freut mich, euch mitteilen zu können, dass dies der erfolgreichste Basar war, den wir je abgehalten haben. So gut wie alle unsere Waren sind ausverkauft und wenn Sid nicht schnellstens für Nachschub gesorgt hätte, wären uns schon am Nachmittag die Getränke ausgegangen.“ Applaus brandete auf.
„Natürlich müssen unsere Einnahmen erst gezählt werden, aber ich bin mir sicher, wir konnten ein Rekordergebnis erzielen.“ Wieder Beifall. „Nun möchte ich allen, die mitgeholfen haben, ganz herzlich danken. Ich denke, jedes Mitglied unserer Mannschaft hat seinen Teil zu diesem Erfolg beigetragen. Nun bauen wir schnell die Stände ab und hernach spendiere ich für alle Glühwein und Kekse.“
John nahm gerade Lichterketten ab, als Chief Mullins über den Hof auf ihn zugeeilt kam. „Es gibt Neuigkeiten. Gerade eben hat mich Lieutenant Fielder angerufen, ein alter Freund aus Air Force-Zeiten. Heute leitet er das zentrale Archiv der Streitkräfte.“
Mullins nahm John eine der Ketten ab und wickelte sie sorgsam zusammen.
„Komische Sache, kann ich Ihnen sagen. Fielder sagte, seine Leute hätten eine ganze Weile herumgesucht, aber
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